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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Lüftungsschlitz einen Schrei. Zoto? Sie tastete sich bis in die Ecke
durch und rief laut »Haaallo!« Dann steigerte sich ihre Stimme zu einem hysterischen
Hilfeschrei.
    Kurz darauf
setzte das Prasseln des Kiesregens aus, und jemand pochte gegen die Tür. Linda eilte
in die Richtung und polterte von innen dagegen.
    Dann war
ein Kratzen und Scharren von Metall auf Kies zu hören, und Linda ahnte, dass jemand
die Tür frei schaufelte.
    Nahte Rettung?
Aber was war mit dem Bosnier? War er außer Gefecht gesetzt worden? Linda dachte
zunächst an Jens. Doch dann kam ihr Hadé in den Sinn. Diese Frau steckte voller
Überraschungen.
    Plötzlich
hörte sie das Öffnen des Riegels, gleich darauf ging die schwere Metalltür auf und
sie stürzte nach draußen. Pulle lag schnarchend am Boden und hatte von der dramatischen
Rettung überhaupt nichts mitbekommen. Linda drückte Hadé weinend an sich, umarmte
sie wieder und wieder.
    »Ich dachte
schon, wir werden lebendig begraben. Oh mein Gott, wenn du nicht gewesen wärst,
wären wir jetzt unter dem Kies verschwunden, kein Mensch hätte uns dort gefunden«,
schluchzte sie und trocknete ihre Tränen.
    »Was ist
mit dem?«, fragte sie und zeigte auf Zoto, der so, wie ihn Hadés Schlag niedergestreckt
hatte, im Dreck lag.
    »Hast du
ihn niedergeschlagen?«
    Hadé nickte.
    »Mit Schaufel.
Hat nicht anders verdient.«
    »Ist er
tot?«
    »I don’t
know. Wäre das beste.«
    »Hat er
dich erkannt?«
    »No. Ich
komme von hinten.«
    Linda ging
zu dem Bosnier, tastete nach seinem Puls und stellte fest, dass er atmete.
    »Er lebt,
scheint aber ohnmächtig zu sein. Wir sollten einen Notarzt rufen. Hast du ein Handy?«
    »Notarzt?«,
fragte Hadé, »for him? Soll verrecken, geschieht ihm recht! Kommt auch gleich Polizei,
sie mich festnehmen!«
    Linda sah
die Schaufel liegen. Und sie sah Hadé. Und ein anderes Bild tauchte vor ihrem inneren
Auge auf …
    »Warte«,
beruhigte sie Linda. »Wer spricht von Polizei? Wir können ihn nicht einfach so liegen
lassen, das wäre unterlassene Hilfeleistung. Und wenn er stirbt, wärst du wegen
Mord dran.«
    »Also doch
Polizei!«, zischte Hadé. »Fuck! Mach was willst, ich hau ab!«
    Sie nahm
die Schaufel, an deren Stiel sich ihre Fingerabdrücke befanden, lief zum See und
schleuderte sie wie einen Speer ins Wasser.
    »I have to find Doudou! Wenn das Schwein lebt, ask him,
where she is!«
    »Hadé!«,
flehte Linda, »warte doch. Wo willst du denn hin? Lass uns doch zusammen überlegen,
was zu tun ist! Bitte!«
    »Ich muss
hier weg! Wenn Bullen mich schnappen, ist für Doudou zu spät. I call you! Soon.«
    Sie eilte
davon, ohne Linda noch einmal angesehen zu haben. Linda dachte nach. Wahrscheinlich
hätte sie genauso gehandelt. Die Polizei würde sie festnehmen, selbst wenn sie aus
einer Notsituation heraus gehandelt hatte. Sie ging zurück in den Container und
bückte sich zu Pulle, der noch immer regungslos zu schlafen schien. Sie sah keinen
anderen Ausweg, als ihm die letzten Tropfen aus der Rotweinflasche ins Gesicht zu
spritzen. Er schüttelte sich angewidert und schlug die Augen auf.
    »Jakob,
hören Sie bitte zu!«, schrie sie und packte ihn am Kragen. Doch Pulle war schon
wieder weggetreten.
    Linda richtete
sich auf.
    Niemand
würde von ihr erfahren, was hier geschehen war! Sie würde die Afrikanerin aus der
Sache heraushalten. Ich weiß nicht, wer uns befreit hat, Punkt. Die Tür hat sich
geöffnet, und ich habe Schritte gehört. Als ich raus kam, war niemand da, nur Zoto
lag dort drüben. Kein Wort von der Schaufel, kein Wort von Hadé.
    So würde
sie es auch Jens Bosch erzählen.
    Sie musste
Hadé schützen. Sie sollte wenigstens Gelegenheit haben, ihre Tochter zu finden,
bevor man sie aufgriff und abschob. Linda würde alles tun, um von Zoto den Aufenthaltsort
von Doudou zu erfahren.
    Sie bückte
sich noch einmal zu Pulle hinunter und versuchte, ihn aufzuwecken. Vergeblich.
    »Ich gehe
zur Wohnung meiner Kollegin, um einen Krankenwagen zu rufen«, rief sie Pulle zu,
der es aber nicht registrierte.
    Sie hatte
keine andere Möglichkeit, Hilfe zu holen. Das Risiko, Zoto allein bei dem Schlafenden
zu lassen, musste sie eingehen. Wahrscheinlich kam keiner der beiden zu sich, und
sie würde gleich wieder zurück sein.
    Sie verließ
das Gelände auf dem schmalen Pfad, den sie schon so oft gegangen war, und erreichte
die Straße. Als sie zehn Minuten später oben zu Käthe Besseres Haus kam, hörte sie
vom Werkstor her das Aufheulen der

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