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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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ihm das Trommelfell, er hatte
keine Chance, den Aufprall auf dem harten Asphalt abzufedern, überschlug sich unkontrolliert
wirbelnd und sah, während sein Körper nach einer letzten wilden Drehung auf den
Boden klatschte, die schwarze Masse des Giganten wie eine Tsunamiwand auf sich zurasen.
     
    Linda registrierte das dröhnende
Trommeln auf der Decke des Containers zunächst als einen ungeheuer heftigen Regen,
doch als das Geräusch binnen weniger Sekunden zu einem ohrenbetäubenden Prasseln
anschwoll und sie durch das Fenster hühnereigroße Kieselsteine zu Boden fallen sah,
erfasste sie panische Angst.
    »Die schaufeln
uns zu! Die begraben uns lebend! Mensch, Pulle, hilft uns denn keiner?«
    Pulle antwortete
nicht. Er hatte sich in einen tiefen Schlaf getrunken und schnarchte.
    Das Prasseln
war in ein rauschendes Grollen übergegangen, ein Geräusch, das sie ihr Leben lang
nicht mehr vergessen würde, so ihr Leben denn noch mehr als ein paar grausame Stunden
des Verdurstens und Verhungerns dauern würde. Der Lärm ging etwas zurück, als das
Dach des Containers von der ersten Kiesschicht bedeckt war und die Steine nicht
mehr direkt auf das hohle Metall donnerten.
    Wie lange
würde es dauern, bis der Container unter der Kieshalde verschwand? Wie lange, bis
das letzte Licht des kleinen Fensters in der ewigen Nacht des steinernen Grabs erlosch?
Wie lange, bis sie erstickt, verdurstet oder verhungert waren?
    Oder zunächst
einfach verrückt vor Panik? Wer von ihnen würde zuerst über den anderen herfallen,
seine Zähne in das Fleisch des anderen schlagen, das Blut trinken, nur um noch zu
überleben?
    Linda ließ
sich mit dem Rücken zur kalten Metallwand zu Boden sinken und heulte hemmungslos.

68
     
    Der Frontspoiler des Tanklastzugs
zerschmetterte beim Aufprall seinen Brustkorb bevor er ihn überrollte, dann zermalmten
die schweren Räder, die Dutzende Tonnen an Gewicht transportierten, seine Beine,
der Rest seines Körpers wurde von der über ihn rasenden Gewalt des Ungetüms erfasst
und wie im Auge eines Taifuns hin- und hergeschleudert, zerschlagen, zertrümmert,
zerbrochen und zerlegt.
    Er spürte
keinen Schmerz, sah nur sein Ende kommen, wartete auf die Bilder seines Lebens,
die in Sekundenbruchteilen an ihm vorbeiziehen würden. Doch die Bilder kamen nicht.
Wurden ebenso wenig Realität, wie sein zerschmetterter Brustkorb oder die zerquetschten
Beine Realität waren.
    Das Glück,
nach dem Sturz vom Pickup längs auf der Fahrbahn liegen geblieben zu sein, hatte
ihn gerettet. Eine Kniescheibe war zertrümmert und er wusste nicht, wie die anderen
Knochen den Aufprall überstanden hatten. Im Reflex hatte er sich auf die Straße
gepresst, die Fingerspitzen hatten sich in die Unebenheiten des rissigen Asphalts
gekrallt, wie ein mit dem Gesicht zum Boden Gekreuzigter lag er dort, während ihn
der Unterboden des Tanklastzugs wenige Zentimeter über seinem Rücken fast streifte
und ihn der Sog der dröhnenden Masse mitzureißen drohte.
    Plötzlich
endete die Dunkelheit, stattdessen blendete ihn grelles Licht, Scheinwerfer erfassten
ihn, und zwei Autos wichen der am Boden liegenden Gestalt mit quietschenden Reifen
aus. Der Fahrtwind des zweiten, der ihn fast berührt hatte, erfasste ihn und legte
ihn schräg zur Fahrbahn. Entsetzt registrierte er, dass ein Bus auf ihn zuraste.
    Im selben
Augenblick wurde ihm klar, dass Sekunden zwischen Leben und Tod entschieden, es
blieb keine Zeit, über Vergangenes nachzudenken oder Zukünftiges zu planen, es gab
nur eine Entscheidung, und zwar jetzt!
    Alle Schmerzen
ignorierend rollte er sich über seine heile Schulter ab Richtung Straßenböschung,
zwei weitere Drehungen, und er landete unsanft im Dreck zwischen Glasscherben, Plastikresten
und Kleiderfetzen, der Bus raste ratternd keine zwei Meter entfernt an ihm vorbei.
    Stöhnend
blieb er liegen, zu keiner weiteren Bewegung fähig. Sein Atem ging schwer, auf Lippen
und Zunge lag trockener Staub, ein fingerlanger Tausendfüßer machte sich daran,
den vor ihm liegenden Berg zu überqueren und kletterte über die Stiefel das Hosenbein
entlang.
    Der Verkehr
auf der Lagos Badagry Road rollte ungebremst an der bewegungslosen Gestalt vorbei,
Scheinwerfer streiften den Körper für Sekunden, erfassten die hellen, blutverschmierten
Klamotten, doch die Fahrer ignorierten ihn.
     
    Zoto betrachtete sein Werk mit glänzenden
Augen.
    Tonne um
Tonne ratterte der grobkörnige Kies über die mehr als 60 Meter lange Förderbandanlage
aus dem

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