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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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ausstoßend, an den überfüllten und zerbeulten Bussen
vorbei.
    Kinder marschierten
in kleinen Gruppen zur Schule, Männer zogen auf ihren Handkarren Ladungen von Früchten
Richtung Markt, Schnapsverkäufer trugen ihre selbst abgefüllten Flaschen in schweren
Säcken über der Schulter, Frauen gingen gebückt unter der Last, die sie verschnürt
in Paketen oder Körben auf ihren Rücken befestigt hatten. Schneider saßen im Schatten
der Plastikplanen an ihren mechanischen schwarzen Nähmaschinen mit Fußpedal und
Handkurbel, Schuhputzer hatten sich direkt vor dem Hoteleingang niedergelassen.
    Ein afrikanischer
Tagesanbruch, wie er sich tausendfach abspielte, Morgen für Morgen, von Mombasa
bis Freetown, von Bahir Dar bis Conakry. Vom Lärm der Straße, dem Schreien, Quietschen,
Tröten und Röhren drang das Meiste auch durch die geschlossenen Fenster ins Restaurant,
und fasziniert beobachtete Alan die wenigen Meter des chaotischen Pulses von seinem
Platz aus, als Ulla antwortete:
    »Ich hab’
mir gedacht, ich kann einen Afrikaneuling wie dich doch nicht unbeaufsichtigt durch
Lagos stolpern lassen. Nein, Spaß beiseite! Ich konnte einen Termin in Abuja verschieben,
hab mich in die nächste Maschine gesetzt, und jetzt hast du mich am Hals!«
    »Na ja,
könnte mir Schlimmeres vorstellen.«
    »Aber du
– was treibt dich hierher? Du sagtest mir nur was von schmutzigen Geschäften, denen
du auf der Spur bist?«
    »Ja, das
stimmt. Ich bin eigentlich nur hier, um für eine Freundin etwas herauszufinden.«
    »Freundin?
Hey, heißt das etwa, du bist endlich in festen Händen?«
    Jetzt war
es Alan, der grinste.
    »Könnte
man so sehen. Wenn du eine Beziehung über 8.000 Kilometer Entfernung als etwas Festes
ansiehst?«
    Wie durch
Zufall berührten sich ihre Füße unter dem Tisch. Ulla zog ihr Bein nicht zurück.
    »Ich erzähl’
dir das ein anderes Mal«, wich er aus. »Und du? Immer noch im Entwicklungsdienst?«
    »Ja. Mich
hat es nach Asien und Südamerika wieder nach Afrika verschlagen. Aber Eberhard und
ich leben inzwischen getrennt.«
    »Ihr wart
verheiratet?«
    Ulla nickte.
»Ja. Aber keine Kinder. Und irgendwie … die ganz große Liebe war’s wohl nicht.«
    Sie seufzte,
und ihre Fußsohle wanderte wie zufällig über seinen Ballen. Die Berührung verursachte
ihm Gänsehaut, und er war froh, dass in diesem Moment der Kellner den Kaffee brachte.
    Alan erzählte
Ulla von seinem Auftrag.
    »Elektroschrott
in Lagos?«, fragte sie. »Na dann viel Spaß! Und wo willst du mit der Suche beginnen?«
    »In den
Slums? Auf den Märkten? Am Hafen? Ehrlich gesagt, ich habe keine rechte Ahnung.
Auf der Fahrt hierher hat mir der Fahrer einen Tipp mit Ikeja gegeben.«
    »Ikeja?
Das ist drüben, im Norden von Lagos Mainland.«
    »Es geht
eigentlich nur darum, herauszufinden, ob eine Firma aus Deutschland – ein Kieswerk
namens Reiter – illegal Elektroschrott in Nigeria entsorgt.«
    Ulla pfiff
durch die Zähne. »Ach ja, so ’ne Kleinigkeit bloß? Und das willst du mal so nebenbei
hier herausfinden. Hast du eigentlich eine Ahnung, wie groß Lagos ist?«
    »Kaum größer
als Kairo?«
    »Scherzkeks!
Und kleiner als Ouagadougou. Toll! Wie kommst du zu der Vermutung, dass diese Müllschieber
sich ausgerechnet in Lagos tummeln? Vor Jahren hatten wir mal so was im Gebiet von
Bendel, in einem kleinen Hafenort im Nigerdelta namens Koko.«
    »Meine Bekannte«,
– er vermied diesmal das Wort Freundin, und es war ihm nicht mal peinlich –, »hat
die Informationen von einer nigerianischen Frau.«
    »Also gut,
dann glauben wir das mal. Trotzdem solltest du nicht auf eigene Faust losziehen.
Hast du vielleicht was dagegen, wenn ich dich begleite?«
    »Nicht zu
gefährlich?«
    »Für dich
vielleicht!«
    Ihr Lächeln
ließ ihm keine Alternative. Er beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie. Sie erwiderte
den Kuss und hing einen Augenblick zu lang an seinen Lippen.
    »Wie früher?«,
fragte sie.
    »Wie früher.«

38
     
    Hadés Füße platzen schon am
dritten Tag des Wüstenmarsches auf, sie hat sich in den harten Schuhen Blasen gerieben.
Barfuss zu laufen ist im heißen Geröll unmöglich. So wird jeder Schritt mit den
wunden Füßen zur Qual, der Tagesmarsch zur Tortur.
    Rhissa ag
Jebrim, der Targi, bemerkt es und treibt Hadé an. Es gibt nur eine Richtung, und
die führt nach vorn. Von den meisten Flüchtlingen, die hier am Karawanenpfad gestorben
waren, sind nur noch Knochen übrig, den Rest haben sich die goldrückigen Schakale
und die

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