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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Schal versteckt hatte.
    Das Restaurant
hatte zwar offiziell noch geschlossen, doch Linda hatte angerufen und ihr Kommen
angekündigt. Sie hatten den Raum für sich allein, saßen in einer der Nischen und
bestellten zwei Kaffee. Als Hadé den Schal abnahm, schrak Linda zurück. Quer über
Hadés Gesicht zog sich ein blutiger Striemen, von der linken Augenbraue über das
Nasenbein bis zur rechten Wange. Schon bei den wenigen Schritten, die sie in das
Restaurant gegangen waren, war Linda ihr leichtes Hinken aufgefallen. Jetzt starrte
sie in das schmerzverzerrte Gesicht Hadés und fragte entsetzt:
    »Mein Gott!
Was ist passiert?«
    Hadés Augen
verzogen sich zu engen Schlitzen, Hass funkelte in ihren Pupillen, und sie streckte
Linda ihre beiden Hände entgegen. Auch die Handflächen waren aufgeschürft, die Fingernägel
abgebrochen.
    »Wer hat
das getan?« fragte Linda.
    »Bego und
Agim.«
    »Agim Zoto
vom Kieswerk?«
    Hadé nickte.
    »Und wer
ist Bego?«
    »Der ›Good Boy‹ von Madame. Er passt auf uns auf.«
    Der Boxer,
dem sie am Morgen begegnet war, dachte Linda. Hadé berichtete:
    »They call
it ›Bäume klatschen‹. Du fliegst von Stamm zu Stamm. Machen immer, wenn eine ungehorsam.
Oder wenn Madame befiehlt. Danach du hast keinen Willen mehr. They wait for me at my room. Agim extra hergefahren, von Singen bis
Stuttgart. Dann Bego dazu gekommen.«
    »Du musst
zum Arzt. Dein Gesicht sieht übel aus.«
    Hadé schüttelte
den Kopf.
    »Was du
willst von mir? I have to go back!«
    »Ich habe
das Haus gesehen, in dem du arbeitest. Warum nennst du dich Nelly?«
    »Das war
Bedingung von Madame. Sie wollte Namen, den deutsche Männer merken können, and which
sounds like sex. Hadé kein Name in Ohr von deutschem Mann.«
    »Du hast
mir erzählt, dass du nicht wusstest, was dich hier erwartet, als du von zu Hause
aufgebrochen bist?«
    »Wegen Arbeit
als Nutte? No, really not. Job als Nanny hat Mahama versprochen. Aber auf Trip durch
Wüste mir klar geworden, womit ich verdienen muss money.«
    Sie machte
eine Pause.
    »Und du
hattest keine Chance, dich zu wehren?«, fragte Linda.
    »Wehren?«,
höhnte Hadé. »How? Madame hat am ersten Tag Pass genommen. No Aufenthaltsgenehmigung,
ohne Pass, ohne money. I was nobody, schmutzige Afrikanerin, Parasit. Madame hat
Schutz gegeben.«
    »Heißt das,
die Madame …«
    »Ist«, unterbrach
Hadé, »Zuhälter und Security. Madame war auch Opfer. Wie wir alle. Kam nach Europa
the same way. Dann hochgearbeitet. Eigene Wohnung bekommen von ihrer Madame, auf
andere Mädchen aufgepasst, mit Provision für Madame. Immer mehr. Bis selber Madame.«
    »Das funktioniert?«
    »Ja. Mit
Osusu.«
    »Osusu?«
    »Ja. Wenn
Mädchen nehmen all money together, und eine davon kauft eigenes Mädchen. Then she
must work for all of them. Osusu. Wenn wieder genug Geld, bekommt nächste eigenes
Mädchen. Madame immer beteiligt, immer verdient mit. Frauen wie Madame sind schlimmer
als Männer!«
    »Ich hatte
keine Ahnung«, gestand Linda.
    »It’s true!
Madame sorgt für Schutz, bekommt Miete und money für Essen und Kleidung von jeder
von uns. Every month. Ich bezahle für Mahama und für Madame. Viele Schulden, muss
arbeiten mit meinem Körper. What else?«
    Jetzt schwieg
Linda. Sie hatte nur eine vage Ahnung gehabt, wie einfach es für die Sexmafia war,
sich die Mädchen gefügig zu machen. Welche zentrale Rolle dabei die Madames spielten,
hatte sie nicht gewusst.

40
     
    Von Verkehrsfluss war keine Rede.
Stocken, halten, Schritttempo. Selbst auf den mehrspurigen Autobahnen, die für Alan
Scott etwas von afrikanischen Marktplätzen hatten. Die Händler in ihren langen Boubous
drängten sich auf der Fahrbahn und machten ihre Geschäfte an den offenen Wagenfenstern.
Gebeulte Schnapskaraffen mit selbst gebranntem Fusel, gegrillter Fisch, Mangos und
Bananen, Armreifen, Wasser in Plastikflaschen – selbst abgefüllt – Zeitungen, Jamsknollen.
    Johnny Cash
ertrug es mit stoischer Gelassenheit. Er hatte sie schon eine Viertelstunde nach
Alans Anruf im Hotel abgeholt. Offenbar hatte er in der Nähe gewartet. Alan lachte,
als er den Taxifahrer mit seiner Legionärsmütze aussteigen sah, und auch Ulla grinste,
denn Alan hatte seine zweite Mütze aufgesetzt.
    »Seid ihr
Zwillinge?«, hatte sie lachend gefragt und sich auf die Rückbank geschoben.
    Jetzt hatte
Johnny Cash den Guardian über dem Lenkrad ausgebreitet und schien den Abstand
auf seinen Vordermann auf zehn Zentimeter einprogrammiert zu haben.
    Sie

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