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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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herauszufinden, ob sich das Schiff auf dem Weg nach Nigeria befand
oder gar dort schon angekommen war. Der Containerhafen von Apapa war also zunächst
ein Fehlschlag gewesen, doch sie ließ sich dadurch nicht entmutigen.
    Linda sah
auf die Uhr. In einer Stunde musste sie los, um rechtzeitig von Tübingen nach Konstanz
zu kommen. Für die kommende Nacht hatte sie sich noch einmal bei Käthe Besserer
einquartiert.
    Über NIGERIAPORTS stieß sie auf einen weiteren Namen, der ihr bisher nur als eine Lagebezeichnung
von Apapa erschienen war: Tin Can Island . Doch offenbar verbarg sich dahinter
ein moderner Containerhafen, der als Tin Can Island Port Complex erst vor
wenigen Jahren aus der Zusammenlegung der Häfen von Roro und Tin Can entstanden
war. Einige Links führten sie schließlich direkt auf die Seite von TCIP ,
dem Tin Can Island Port und hier zu einer Liste der im Hafen erwarteten oder
liegenden Schiffe.
    Sie druckte
die Tabelle aus und markierte auf der Liste ARRIVAL LAST 48 HOURS in der
Spalte NAME OF VESSELS einen Eintrag gelb: MV CAYELSA STAR !
    Ihr Spürsinn
hatte sie auf die richtige Fährte gebracht! Alle weiteren Informationen notierte
sie sich rasch: das Datum von gestern als Ankunft im Hafen von Lagos, und die Uhrzeit:
10.40. In der Spalte AGENT war nur das Kürzel DO- vermerkt und bei CARGO das Wort, das sie am meisten interessierte: CONTAINERS .
    In einer
weiteren Tabelle, in der die Schiffe, die vor Anker lagen, aufgeführt waren, stieß
sie auf den Zusatz FOT CARGO VESSELS , was immer das zu bedeuten hatte.
    Mit den
Zahlen in den Spalten LENGHT, DRAFT, IMPORT TON und EXPORT TON konnte
sie nichts anfangen, doch allein diese eine Information zählte: die MV Cayelsa Star
lag seit gestern im Tin Can Island Port von Lagos und hatte mit größter Wahrscheinlichkeit
einen Container mit der Nummer FARG088835 3 an Bord!
    Sie klappte
den Laptop zu.
    Sie war
am Ziel ihrer Recherche.

45
     
    »Mir ist richtig schlecht«, sagte
Ulla, »ich hatte das Gefühl, als würde ich Dioxin pur einatmen.«
    Die Luft
war immerhin besser geworden, doch kämpfte die Sonne weiter vergeblich gegen die
Pestwolke über ihren Köpfen.
    »Bleib dicht
bei mir«, mahnte Ulla.
    »Ja. Das
ist nicht die Gegend für einen gemütlichen Einkaufsbummel«, raunte Alan, als sie
den Markt erreicht hatten. Er traute seinen Augen nicht. Die Marktstände und Hütten,
die die ungeteerte Straße säumten quollen über vor Monitoren und Rechnern. Unter
den Tischen kringelten sich Kabelschlangen, Handys lagerten, kistenweise übereinander
getürmt, zwischen Röhrenfernsehern und alten Stereoanlagen.
    »Das ist
wohl der Elektronikmarkt von Ikeja«, kommentierte Ulla. »Los, lass uns den Laden
von diesem Harley suchen, und dann nichts wie weg hier!«
    Alan sah
sich um. Er suchte vergeblich nach einem Stand mit frischem Obst oder Kleidern,
dies hier schien wirklich das Mekka der Elektrohändler zu sein. Nur ein junger Wasserverkäufer
bahnte sich verloren seinen Weg zwischen den Marktschreiern, die statt Uhren oder
Schmuck lauthals Mobiltelefone und PCs anpriesen. Alan kaufte dem Jungen eine Flasche
ab, deren Inhalt so trüb schimmerte, dass sie aus einem der Rinnsale entlang der
staubigen Straße abgefüllt zu sein schien.
    »Kennst
du den Laden von Harley?«, fragte Alan, und der Junge nickte. Er zeigte mit ausgestrecktem
Arm die Straße hinunter.
    »Siehst
du das Schild? Das große gelbe? Das ist Harleys Laden. Aber pass auf, er ist teuer!«
    Mit diesen
Worten ging er weiter und steckte grinsend die Nuriascheine ein, die Alan ihm ohne
zu handeln gegeben hatte.
    Minuten
später standen sie vor einer Holzbaracke, die von einer blauen Plastikplane beschattet
wurde. Ein gelbes Blechschild, von dem die Farbe abblätterte, verkündete: J.R.
Harley. Import Computer und TV. Elektronik direkt aus Germany, gebraucht und neu.
    Auf einem
schiefen Tisch davor lagen ein Dutzend Monitore, die sicher schon bessere Zeiten
gesehen hatten. Ein Mann döste auf einem niedrigen Hocker, den Rücken an die Wand
gelehnt und eine halbvolle Colaflasche in der Hand. Als Alan und Ulla vor ihm stehen
blieben, öffnete er seine Augen und blinzelte sie an. Blitzschnell erhob er sich,
stellte die Colaflasche ab und trat auf die vermeintliche Kundschaft zu.
    »Hello,
my friend«, streckte er Alan die Hand entgegen. Der konterte mit dem afrikanischen
Dreiergriff, bei dem sich Handfläche und Daumen abwechselnd berühren. Dies schien
J.R. Harley zu verwirren. Waren die beiden Weißen

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