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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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nicht die Touristen, für die er
sie zunächst gehalten hatte, sondern mit afrikanischen Gepflogenheiten vertraute
Geschäftspartner?
    »Suchen
Sie einen PC?«, fragte er mit devotem Grinsen und zog Alan unter das blau schimmernde
Plastikdach. »Ich habe hier drinnen noch mehr, kommen, sehen, staunen, ich habe
die besten Preise von ganz Lagos!«
    »Nein«,
sagte Alan, der sich eine Strategie überlegt hatte, um an die Informationen zu kommen,
die Linda brauchte. »Wir wollen nichts kaufen. Wir wollen verkaufen!«
    Harley nahm
mit beiden Händen Alans Hand und drückte sie. Seine Augen strahlten. Er schien ein
Geschäft zu wittern.
    »Was? Computer?«
    »Ja, Computer
aus Deutschland.«
    »Wie viele
Container?«
    »Das kommt
darauf an, wie Sie bezahlen.«
    »Kommen
Sie, kommen Sie«, bat er einladend, »Männer sollen sitzen, wenn sie handeln.«
    Er versuchte,
Alan in das Innere seiner Hütte zu ziehen, doch der hatte weder Lust, sich von dem
Händler in irgendwelche düsteren Räumlichkeiten zerren zu lassen, noch wollte er,
dass Ulla allein auf der Straße zurück blieb. Die gaffenden Blicke der durch die
Gassen ziehenden Menschen waren ihm nicht entgangen.
    Hier, im
wilden Herzen von Lagos, war in jedem Augenblick mit einer Rempelei zu rechnen,
bei der man versuchte, ihnen Geld oder Wertgegenstände abzunehmen. Alan hielt seinen
kleinen Rucksack mit den wenigen Habseligkeiten mit der linken Hand fest, während
er die rechte aus dem Griff Harleys befreite und dabei den Kopf schüttelte.
    »Ich muss
erst wissen, was du für ein Geschäftsmann bist«, flüsterte er, jetzt bewusst vertrauensselig,
»mit wem du arbeitest und was du zahlst. Dann können wir über meine Ware reden.«
    »Ich bin
ein guter Geschäftsmann«, betonte Harley, »der beste in Ikeja, da kannst du jeden
fragen.«
    Alan bezweifelte,
dass die anderen Händler dieser Aussage zustimmen würden und bemerkte nun auch den
Grund, weshalb sich Harley mit ihm gerne in das Innere der Hütte zurückgezogen hätte.
Immer mehr Menschen hatten den Dialog des weißen Mannes mit dem einheimischen Händler
verfolgt, einige der Ladenbesitzer aus der Nachbarschaft waren neugierig herbei
geeilt, um vielleicht auch ein Stückchen von dem Kuchen abzubekommen. Alan ließ
sich daher von Harley weiter unter das Plastikdach ziehen und lehnte sich so an
die Lehmwand der Hütte, dass er die Straße beobachten konnte. Ulla war ihnen gefolgt
und stand mit aufmerksamem Blick neben ihm.
    »Also«,
begann Alan. »Womit handelst du? Nur PCs und Fernseher?«
    »Nein. Alles.
Radios, CD-Spieler, Videos, Handys, Software. Alles. Aber nur Ware, die funktioniert.
Ich habe noch nie Reklamationen bekommen. Was Schrott ist, landet dort drüben!«
    Sein Blick
ging hinüber zu den Rauchschwaden, die auf die Entfernung einen seltsamen Vorhang
aus dampfenden, sich zum Boden hin verjüngenden Säulen bildeten. Wie wabernde Gitterstäbe
eines riesigen Gefängnisses, dachte Alan.
    »Und woher
kommt die Ware?«
    »Deutschland.
Ich nehme nur das Beste. Hier, sieh selbst!«
    Er zeigte
auf einen der Monitore auf seinem Verkaufstisch. Alan konnte mit dem Markennamen
und der Bezeichnung auf dem Preisschild nichts anfangen.
    »Das ist
ein fast neuer Pentium III. Den verkaufe ich für 150 Euro. Im Laden habe ich noch
mehr davon.«
    »Und wie
viel Ware kaufst du?«
    »Jeden Monat
vier Container. Das machen viele von uns. Und alle leben davon. Geh’ in den Hafen,
dann siehst du die Schiffe. Und die Container. 500 im Monat aus ganz Europa und
den USA. Vieles davon ist Schrott, aber es lohnt sich trotzdem.«
    »Mit wem
arbeitest du in Deutschland zusammen?«
    »Ein Vetter
von mir. Er exportiert die gebrauchten Teile über eine deutsche Spedition.«
    »Wie kommt
er an die Ware?«
    »Internet.
Kontakte. Vieles bekommt er auch direkt von Firmen, die ihre alten Geräte loswerden
wollen.«
    Alan nickte.
PCs für Afrika. Das hatte einen guten Klang. Und bei dem Gedanken, den alten Computer
für eine Schule oder eine Wildhüterstation gespendet zu haben, fühlten sich die
Leute noch als Wohltäter. Wohl kaum jemand in Deutschland ahnte, wie die wahren
Vertriebswege aussahen, und was mit ihren Geräten in Wirklichkeit geschah.
    »Was ist
nun?«, fragte Harley und holte Alan aus seinen Gedanken. »Machen wir ein Geschäft?
Wenn du direkt an mich lieferst, spare ich das Geld für meinen Vetter. Wir könnten
es uns teilen.«
    Alan rieb
sich das Kinn und tat so, als denke er angestrengt nach.
    »Von welcher
Summe

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