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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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sie
herumfahren. Pulle hatte eine zweite Flasche entkorkt, auf seine Weise.
    Der Motor
wurde leiser. Sie hörte das Rasseln von Ketten, das Aufeinanderschlagen von Metall,
spürte Schritte, die sich auf dem Dach des Containers bewegten, starrte zur Decke
und fühlte plötzlich den Boden unter sich schwanken. Sie stürzte, knallte gegen
die Wand und lag auf dem Boden, als der Container sich in Bewegung setzte. Das Schaukeln
wirbelte Pulle herum, Linda griff in die Glasscherben des zertrümmerten Flaschenhalses
und fühlte Blut an ihren Fingern, dann schien der Container zu schweben.
    »Scheiße!«,
schrie Linda panisch. »Was machen die da?«
    Sie trommelte
mit ihren Fäusten gegen die Metallwand, doch das Geräusch war in dem Lärm da draußen
sicher nicht wahrzunehmen. Und wenn? Es würde wohl kaum Eindruck machen.
    Das Schwanken
nahm zu, sie schienen an einem Seil oder einer Kette über dem Waldboden zu schweben.
Linda versuchte, sich im Sitzen auszubalancieren, ihre Augen waren entsetzt auf
das Fenster an der gegenüber liegenden Längsseite gerichtet, wo die Äste der Bäume
wie gespenstische Arme vorbei zu tanzen schienen, Baumkronen drehten sich im Scheinwerferlicht,
das Dröhnen des Motors hatte zugenommen, ein Poltern setzte ein, ein Reiben von
Metall auf Metall, ein harter Schlag von unten, dann erstarrte jede Bewegung.
    Sie hatten
aufgesetzt.
    Linda richtete
sich auf und versuchte noch einmal, durch das Fenster etwas zu erkennen. Das Fahrzeug
war nicht mehr zu sehen, doch plötzlich setzte sich der Container wieder in Bewegung,
doch diesmal wie ein Zug beim Anfahren. Dann ein gleichmäßiges Holpern und Rumpeln,
das sie an eine Fahrt über die Wellblechpisten Afrikas erinnerte.
     
    Ulla fand die Handynummer von Johnny
Cash in Alans Namensregister.
    Warum war
sie nicht gleich darauf gekommen? Doch auch er hatte keine Ahnung, wo sie Alan finden
konnten.
    »Nach allem,
was ich mitbekommen habe, ist er einer verdammt heißen Sache auf der Spur! Sich
mit Schmugglern im Hafen von Lagos einzulassen, ist lebensgefährlich. Wenn sie ihn
töten wollen, haben sie 1000 Möglichkeiten«, meinte er, und seine Worte versetzten
Ulla einen Stich ins Herz.
    »Die brauchen
keinen Grund, um dich zu töten. Es reicht schon, wenn ihnen dein Gesicht nicht gefällt.
Entweder er hat es geschafft, auszubüchsen, oder sie haben ihn entsorgt. Wenn er
im Hafenbecken von Tin Can liegt, kommen wir zu spät. Aber die meisten Leichen liegen
in Lagos auf den Straßen. Dort würde er am wenigsten auffallen.«
    Johnny Cash
war bereit, sie am Hafen abzuholen. Er hatte einen Gast nach Surulere gefahren und
würde sich durch den abendlichen Berufsverkehr einen Weg nach Tin Can Island bahnen.
    Ulla verständigte
die Polizei. Es klang jedoch nicht so, als hätte sie von dort in irgendeiner Form
Hilfe zu erwarten.
    Tote waren
in Lagos an der Tagesordnung, Vermisste wurden wahrscheinlich nicht einmal registriert.
    Sie war
den Tränen nahe, als sie sich wie ein Häuflein Elend an der Hafeneinfahrt auf den
Boden setzte, den Kopf an die Mauer lehnte und verzweifelt die Augen schloss.
     
    Horst Reiter stand unter der Aufbereitungsanlage
und beobachtete, wie der Containertransport den Fuhrweg am See entlang kam und in
der Nähe der Silos zwischen den nach Körnung und Gemisch sortierten Kies- und Sandhalden
parkte. Minuten später war der Container abgeladen und stand an seinem Bestimmungsort
unter dem Ende eines der Förderbänder, wo vor Kurzem eine komplette Rohkieshalde
abgetragen und verladen worden war.
    Zotos Einfall
war wirklich genial. Da im Kieswerk Reiter Nachtverladung angeboten und von einigen
Kunden regelmäßig genutzt wurde, war die nächtliche Aktion auf dem Werksgelände
nichts Ungewöhnliches.
    Mit Hilfe
der elektronisch gesteuerten und programmierbaren Förderbandanlage, die den Kies
aus den Betonsilos wie groben Hagel herabregnen ließ, würde der Container in kürzester
Zeit unter seinem Steingrab verschwunden sein, und nicht eine Spur würde mehr an
das ehemalige Gefängnis und seine Insassen erinnern.
    An die beiden
Personen, die jämmerlich verschmachten würden, verschwendete Reiter keinen Gedanken.
Er hatte es sich abgewöhnt, sein Gewissen mit dem Tod anderer Menschen zu belasten.
So war es ihm auch ziemlich egal, wer Lene Grandel wirklich ermordet hatte, solange
sie ihm persönlich nichts nachweisen konnten.
    Reiter beobachtete,
wie Zoto den Schlüssel in der Armatur drehte und sich das Förderband in Bewegung
setzte. Der

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