Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
Vom Netzwerk:
Wucht auf
den am Boden Liegenden donnerte, die letzte Luft aus den Lungen.
    Als die
beiden Männer endlich keuchend von ihm abließen, hörte Alan Scott nicht mehr, was
Mahama befahl. Röchelnd schmeckte er das Blut in seinem Mund und spürte es aus Nase
und Ohren rinnen. Gequält und geschunden lag er am Boden, nicht fähig, sich zu bewegen,
nahe daran, zu ersticken, bis sich wieder Luft durch den gequetschten Brustkorb
bahnte. Und während er sich bemühte, Sauerstoff in seine Lungen zu saugen, schwanden
ihm die Sinne.
    »Nimm ihn
mit und wirf ihn für die Geier auf die Straße! Aber sieh zu, dass es nach einem
Unfall aussieht!«, gebot Mahama.
    Eine Leiche
im Dreckrand der Autobahn fiel in Lagos nicht weiter auf. Zu viele wurden überfahren
und verbluteten am Straßenrand, wurden ausgeplündert und ihrer Klamotten beraubt,
lagen oft noch tagelang verwesend im Staub, bevor sich Köter und Schildraben über
sie hermachten.
    Für den
weißen Schnüffler war das die beste Entsorgung.
     
    Plötzlich war der Gedanke da! Natürlich
– es konnte funktionieren!
    Sie zog
den Ledergürtel aus ihrer Hose, fädelte ihn geschickt in die Lücke zwischen den
ersten beiden Lamellen des Lüftungsschachts und versuchte, ihn auf der anderen Seite
wieder zwischen zwei Lamellen herauszufischen. Ihre Finger waren zwar zu dick, um
sie zwischen die Lamellen zu stecken, doch nach vielen Versuchen lugte die Lederspitze
des Gürtels aus einem der Schlitze heraus, und es gelang ihr, sie zu fassen und
den Gürtel durchzuziehen und in die Schnalle einzufädeln.
    Jetzt konnte
sie mit ihrer ganzen Kraft an der Schlaufe ziehen und die Abdeckung des Lüftungsschachts
aus ihrer Einfriedung reißen. Mit einem Knacken gab das Plastik nach, und ihre Finger
befühlten den handgroßen Schacht in der Wand. Auch an der Außenseite des Containers
war der Lüftungsschacht abgedeckt, und Linda begann, nach oben zu hüpfen und von
innen dagegen zu schlagen. Wieder und wieder.
    Plötzlich
hielt sie inne.
    Hatte sie
ein Geräusch gehört? Ein Kratzen an der Tür. Kam Zoto zurück?
    Der Riegel
kreischte, die Tür ging ein Stück weit auf! Linda fuhr hoch. Der Strahl einer großen
Taschenlampe tauchte den Raum in ein gleißendes Licht. Gegen den Nachthimmel hob
sich die Silhouette Zotos ab.
    Linda überlegte
einen Augenblick, ob sie nach vorne schnellen und an Zoto vorbei aus dem Container
stürmen sollte, dann erkannte sie einen zweiten Schatten, den der Bosnier an sich
vorbei in den düsteren Raum schob. Kurz streifte die Taschenlampe die gebückte Gestalt,
und Linda erkannte Jakob Eberle.
    »Da hast
du Gesellschaft!«, höhnte Zoto. »Und wundert euch nicht, wenn es ein bisschen ungemütlich
wird. Wir ziehen um heute Nacht!«
    Er gab Pulle
einen Stoß, dass dieser zu Boden taumelte, und schloss die Tür.
    Der Riegel
rastete ein.
    Stille.
     
    Ulla hatte die Suche im Hafen von
Tin Can Island verzweifelt abgebrochen. Johnny Cash hatte nicht mehr gewartet, die
vereinbarte Zeit war um gewesen. Inzwischen war es dunkel geworden und der Wächter
an der Einfahrt – es war ein anderer als am Nachmittag – hatte sie nicht mehr auf
das Gelände gelassen.
    Fast eine
halbe Stunde hatte sie gebraucht, bis sie ein Schlupfloch entdeckt hatte. Als sie
auf Umwegen zurück zum Container kam, fand sie keine Spur mehr von Alan, die Männer
und Fahrzeuge waren verschwunden.
    Von den
Arbeitern, die sich noch in der Umgebung herumtrieben, hatte keiner etwas gesehen,
die Antworten, die sie bekam, waren knapp, die Stimmen klangen feindselig. Ulla
war nahe daran, zu resignieren.
    Sie hatte
keine Chance, Alan zu erreichen; sein Handy steckte in ihrer eigenen Hosentasche,
und in seinem Hotel hatte sie schon drei Mal angerufen. Bisher war er dort nicht
aufgetaucht. Wie sollte sie ihn finden, einen verschwundenen Weißen, vielleicht
verletzt, allein in diesem Moloch?

66
     
    Nur der Atem zweier Menschen.
    Keuchend
und röchelnd der eine, leise und gleichmäßig der zweite. Linda lauschte.
    War Pulle
schon eingeschlafen?
    Sie tastete
sich zu ihm vor, setzte sich neben ihn auf den Boden und fragte:
    »Sind Sie
okay?«
    Das Grunzen
sollte wohl ›ja‹ bedeuten.
    »Warum bringen
die Sie hierher? Hat Zoto irgendwas gesagt?«
    »Nein«,
antwortete es im Dunkeln. »Keine Ahnung. Er hat nur was von einem kleinen Ausflug
gesagt und mich aus dem Schuppen gezerrt. Dann sind wir hierher gefahren.«
    »Ich glaube,
die wollen uns verschwinden lassen. Hat Reiter eine Ahnung davon, was Sie

Weitere Kostenlose Bücher