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Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition)

Titel: Verschleppt: Linda Roloffs sechster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edi Graf
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Kies aus dem Silo rollte heran.
    Reiters
Alibi war wasserdicht. Da hatte auch dieser neugierige Hauptkommissar, der ihn vor
einer Stunde in der Mangel gehabt hatte, nichts ausrichten können.
    Bei Zoto
war das anders. Er konnte in der Tatnacht überall gewesen sein, hatte etwas von
einer Frau gefaselt – nicht Lene Grandel – die er auf dem Werksgelände beobachtet
hatte. Sollte er der Polizei erzählen, was er wollte, und wenn Zoto die Alte erschlagen
hatte, war das nicht sein Problem. Doch zuerst mussten die Bullen ihn finden.
    Zeit für
Feierabend, dachte Reiter und verließ das Gelände der Kieswerk Reiter GmbH &
Co. KG.

67
     
    Alan Scott kam durch die Schläge
wieder zu sich.
    Jedes Mal,
wenn der Pickup in eines der zahlreichen knöcheltiefen Löcher geriet, war es ihm,
als erhielte er einen Hieb mit der stumpfen Seite einer Axt auf die Schulter oder
ins Kreuz. Er wurde auf der harten Ladefläche des Wagens hin- und hergeschleudert,
krachte mal mit dem Rücken gegen die harten Ecken der Rechner, mal mit dem Schädel
gegen die scharfen Kanten des Pickup, hüpfte wie ein Spielball in die Höhe und knallte
wieder hart auf das Bodenblech, wenn die Reifen von Schlagloch zu Schlagloch ratterten.
    Mit Mühe
gelang es ihm, sich mit seiner unverletzten Hand festzuhalten, um nicht auch noch
wie auf einem Kindertrampolin von der Rücken- in die Bauchlage, vom Schulterblatt
aufs Steißbein zu prallen. Der Fahrer raste, wo die Strecke frei war, wie ein Besessener,
wechselte mit quietschenden Reifen die Spur und legte Vollbremsungen hin, wenn andere
Fahrer vor ihm dasselbe taten.
    Alans Körper
war ein einziger Schmerz, Nase, Mund und Schläfe bluteten, die gebrochene Hand pochte,
jeder Atemzug drückte gegen die geprellten Rippen, ihm war kotzübel, und er spürte
den sauren Magensaft in seinem Rachen. Unfähig, sich zu bewegen, hing er zwischen
den aufgetürmten PCs und Monitoren, hilflos wie ein Fisch auf dem Trockenen.
    Die Plane,
die sich über das Gestänge der Ladefläche wölbte, hatte zahlreiche Risse, durch
die die Lichter entgegenkommender Fahrzeuge wie kleine Blitzlichter aufleuchteten,
und durch die Öffnung am Heck, wo die Folie mit einem Strick provisorisch verknotet
war und einen breiten Streifen frei ließ, fraßen sich die Scheinwerfer der Lastwagen,
die sie überholt hatten, bis zur wild aufeinander getürmten Ladung, kletterten an
seinen Beinen empor, beleuchteten in mattem Gelb seine Hose und das blutverschmierte
Hemd.
    Erst jetzt
bemerkte Alan, dass er nicht allein auf der Ladefläche war. Neben ihm saß ein Mann,
der sich mit beiden Händen an den Metallverstrebungen festhielt, die am hinteren
Ende des Fahrerhauses angebracht waren.
    Er erkannte
den Kahlgeschorenen, der ihn am Container so unfreundlich empfangen hatte. Jetzt
grinste er ihn schadenfroh an, als freue er sich auf die Vollstreckung des Urteils,
das Mahama über ihn verhängt hatte.
    Mit seinem
Schlagstock klopfte er jetzt gegen die Scheibe, durch deren Schmutz das Führerhaus
nur vage zu erkennen war. Er gab dem Fahrer ein Zeichen, indem er sich mit der flachen
Hand über den Hals fuhr, und Alan ahnte, was es zu bedeuten hatte. Der Pickup verlangsamte
seine Fahrt und blieb auf der Randspur.
    Der Kahlgeschorene
erhob sich und bahnte sich einen Weg zum Heck. Er entknotete den Strick, der die
beiden Seiten der Plane zusammenhielt, die jetzt unruhig knatternd im Fahrtwind
flatterte.
    Plötzlich
erhob sich eine zweite Gestalt, die Alan ebenfalls nicht wahrgenommen hatte, zwischen
dem E-Schrott, kam auf ihn zu, fasste ihn grob unter der Schulter und zerrte ihn
zum Heck. Es war Yakubu. Alan, der vor Schmerz aufschrie, hatte keine Chance, sich
zu wehren, alles um ihn herum begann, sich zu drehen, auf Knien erreichte er das
Ende der Ladefläche, die beiden Männer drückten seinen Oberkörper nach vorne, und
sein müder Blick registrierte den vorbeirasenden löchrigen Belag der mehrspurigen
Straße direkt unter sich.
    Der Fahrer
gab Gas, setzte zum Überholen an, der dröhnende Diesel war jetzt auf gleicher Höhe,
ein Tanklastzug, ein graues Ungetüm, dessen Scheinwerfer die Straße aufzureißen
schienen, als der Pickup vor ihm wieder einscherte. Der Abstand zwischen den beiden
Fahrzeugen betrug keine zehn Meter.
    »Go!«, schrie
Yakubu und die beiden Männer versetzten Alan einen Stoß, der ihn in hohem Bogen
von der Ladefläche auf die Straße katapultierte. Die Lichter blendeten, das Hupen
des Trucks, der auf den Fallenden zuschoss, zerriss

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