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Verschleppt

Verschleppt

Titel: Verschleppt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Richartz
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schon wieder? Weil ich mit Cruz und Lilly zu diesem Zeugen wollte? Ist es das, was dir wieder mal nicht passt?“ Matt schaute regungslos aus dem Fenster, seine Arme waren vor seinem Körper verschränkt. „Ich rede mit dir, Matt.“ Matt schaute sie schließlich an. „Ich glaube, dir ist nicht bewusst, worum es hier geht! Unser Junge ist verschwunden. Von einem sadistischen Irren entführt.“ Sara sah in das Gesicht von Matt. Sie sah deutlich die Anspannung in seinen Augen, als er weitersprach. „Du verschließt dich vor der Wahrheit. In deiner Verzweiflung hast du in deinem Leben so oft die falschen Entscheidungen getroffen und die Folgen nicht logisch bedacht“, er war aufgebracht und lachte ironisch auf. Sara wurde laut. „Pass mal auf, ich versuche, Noah zu finden. Nichts anderes.“ Matt winkte ab. „Du kapierst es nicht, oder?! Der Kerl spielt hier seine Spielchen – mit uns allen, aber vor allem mit dir. Und wir können gar nichts machen. Nichts. Wir sind die Schachfiguren. Er stellt die Spielregeln auf und wir tanzen nach seiner Pfeife. Und ich bleibe dabei, wärst du keine Polizistin, wären wir nicht in diesem Horrorszenario gefangen!“ Seine Augen waren weit aufgerissen, er brüllte sie an. „Noah kann das hier alles nicht überleben!“ Seine Worte schienen in der Luft zu hängen. Sara war schockiert, sie prustete ungläubig. „Das ist nicht fair, Matt. Ich bin Polizistin und ich...“ Sara brüllte zurück. Matt schnitt ihr das Wort ab. „Das ist der Punkt! Hast du einmal an mich gedacht die letzten Jahre oder an Noah? Was ich durchgemacht habe, wenn du zu einem Tatort gerufen wurdest. Du hast doch keine Vorstellungen davon, wie es ist, wenn Angst dein ständiger Begleiter ist. Du denkst, du bist unverwundbar, dass dir niemals etwas passieren könnte. Damit liegst du aber FALSCH! Wenn dir was zustößt, bist du nicht die Einzige, die bluten muss.“ Seine Worte schlugen ihr wie Blitze entgegen. „Matt, bitte...“ „Lass gut sein. Fahr bitte weiter.“ Matt rieb sich das Gesicht.

    Sara holte Luft und ließ diese mit einem frustrierten Seufzer entweichen. Ihr war kalt und sie begann zu zittern. Der Regen hatte die Luft zwar etwas abgekühlt, aber es herrschten angenehme Temperaturen im Wageninneren. Sie ließ den Motor wieder an und setzte den Blinker. Die weitere Fahrt blieben beide stumm, es war eine lähmende Stille. An seinem Haus angekommen, schnallte Matt sich ab. „Hör zu, Sara. Wir können beide unglücklich sein oder wir können nach vorne schauen und mit dem allem abschließen. Ich entscheide mich dafür, nach vorne zu schauen.“ Er schaute Sara nicht an. Ihre Stimme zitterte, sie saß kerzengerade. „Wie meinst du das, Matt?“ Er hatte den Türgriff in der Hand und öffnete die Wagentür. „Ich werde die Scheidung einreichen.“ Seine Worte klangen brutal. Er stieg aus, ohne ihre Reaktion abzuwarten. Sara blieb alleine zurück und blickte ihm wortlos nach. Die Luft, die sie einatmete, war schlagartig so eiskalt, dass sich ihre Kehle zuschnürte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie wollte ihm hinterherrennen, aber sie war wie gelähmt. Sie bemühte sich, die Fassung wiederzuerlangen. Sie konnte Matt verstehen, er hatte recht und dafür hasste sie ihn in diesem Moment. Er hat sich zu einem Schritt entschieden, den sie an seiner Stelle schon viel eher getan hätte. Matt hatte ihre empfindlichste Stelle getroffen.

    Sara legte den Gang ein, ließ den Wagen langsam anrollen und überlegte, wo sie hinfahren sollte. Sie reihte sich in den Verkehr ein, der zu dieser späten Tageszeit fließend lief. Sie hatte keine Ahnung und fuhr ziellos durch die Stadt, sie war wie in Trance. Erst als sie die Innenstadt erreichte, löste sich die Sperre in ihrem Kopf. Es herrschte reger Betrieb, die Bars waren voll und Lichter brannten. Elegant gekleidete Menschen kamen aus Restaurants und schlenderten die Straßen entlang, satt durch leckeres Essen und beschwingt durch den Wein. Sie lachten und redeten, alles wirkte normal. Dabei wurde Sara schlagartig klar, dass sie von dieser Normalität ausgeschlossen war. In ihrem Leben war nichts mehr normal. Jeder dieser Personen hatte sein eigenes Leben, seine eigenen Probleme. Eine Weile beobachtete Sara das rege Treiben. Langsam gelang es ihr, aus dem Teufelskreis zwanghafter Gedanken auszubrechen, die ihr durch den Kopf schossen. Sie wünschte, sie könnte mit den Problemen dieser Leute tauschen. Diese konnten nicht so schwer auf ihnen lasten

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