Verschleppt
Raumes. Darauf die Namensschilder „Miller“ und „Rodriquez“. Cruz und Miller betraten den Raum, Blitzlichtgewitter setzte ein. Cruz hatte eine blaue Jeans, ein weißes Hemd und ein schwarzes Jackett an. Sein Pflaster über der Augenbraue hatte er abgemacht, eine leichte Kruste war zu erkennen. Miller sah aus, als wäre er in den letzten Tagen um fünf Jahre gealtert. Sara hatte ihn das letzte Mal in ihrem Appartement gesehen, als er sie von dem Fall abzog. Er hatte tiefe Ränder unter den Augen, sah erschöpft aus und seine Haare waren strähnig. Er war nie ein imposanter körperlicher Mann gewesen, aber heute sah er richtig gebrechlich aus. Cruz und Miller nahmen Platz.
Langsam kehrte Stille ein. Miller setzte seine Brille auf und holte Luft. „Guten Morgen. Nachdem es gestern einen traurigen Todesfall bei unseren Entführungsfällen gab, werde ich Ihnen heute einen Stand der Ermittlungen geben. Ich bitte Sie, mich ausreden zu lassen. Danach bin ich bereit, Fragen von Ihnen zu beantworten.“ Sein Blick wirkte leer. Stille. Einzelne Reporter nickten. Miller fuhr fort. „Also, gestern Morgen wurde gegen 7.15 Uhr eine Kinderleiche am Lake Tower See entdeckt. Bei der Leiche handelt es sich um den 8-jährigen Jason Smith, der vor gut drei Monaten entführt wurde. Nach der Autopsie steht fest, dass der Junge eines natürlichen Todes starb. Und zwar an einem anaphylaktischen Schock. Er hat ein Gewürz in einem Essen nicht vertragen und darauf folgte eine allergische Reaktion, die schließlich mit dem Versagen des Herz-Kreislauf-Systems endete. Das hat die Autopsie zweifelsfrei ergeben.“ Er machte eine Pause und sammelte sich kurz. „Der Junge wurde erst in den See geworfen, als er schon tot war“, fuhr er sachlich fort. „Außerdem handelt es sich um kein Sexualverbrechen. Wir gehen davon aus, dass dieser Vorfall ein absoluter Schock für den Täter gewesen sein muss und wir hoffen nun auf Ihre Mithilfe.“ Miller nickte Cruz zu, der rechts neben ihm saß. Er übernahm. „Es hat sich ein Zeuge bei uns gemeldet, der gestern Morgen etwas Auffälliges gesehen hat. Ein grauer Pick-up dieses Fabrikats wurde in der Nähe der Fundstelle gesehen.“ Cruz verteilte das Bild eines Autos. Die Blätter wurden schnell durch die Reihen gereicht. Außerdem erschien es in Großformat auf dem Fernseher. Sara erstarrte, ihr Körper straffte sich bei dem Anblick des Pick-Ups. „Das glaub ich jetzt nicht“, flüsterte sie. Kelly blickte sie verwundert an. „Was ist, Sara?“ Sara beugte sich weiter nach vorne, ihre Hände waren gefaltet. „Genau so ein Wagen, hat mich und Lilly neulich auf dem Weg zum Revier bedrängt.“ Sie löste ihren Blick nicht vom Fernseher und hörte Cruz weiter aufmerksam zu. „Es wurde außerdem ein Mann dabei beobachtet, wie er etwas aus seinem Kofferraum hob“, fuhr Cruz fort. „Der Zeuge stand leider zu weit weg, um die Person zu erkennen oder geschweige denn das, was er im Arm hielt. Außerdem war es noch recht dunkel. Aber bei dem Wagen ist er sich sicher, es ist ein grauer Pick-up. Wir bitten nun um Ihre Mithilfe. Wer hat dieses Auto schon mal gesehen? Vor allem in letzter Zeit? Alle sachdienlichen Hinweise bitte an diese Nummer.“ Es wurde eine Nummer eingeblendet. Miller schaltete sich wieder ein. „Das war es von uns. Nun gerne ihre Fragen.“ Sara nahm die Fernbedienung und machte leise. „Den Scheiß brauchen wir uns jetzt nicht mehr anhören.“ Sara dachte nach, warum hatte Miller nichts von den Folterungen erzählt? Aus Rücksicht vor den Eltern und Angehörigen? Oder aus Angst vor Nachahmungstätern? Beides war wahrscheinlich. „Der graue Pick-up“, murmelte sie vor sich hin. „Vielleicht ist es ein Zufall, Kleine“, sagte Kelly vorsichtig. „Es gibt Hunderte dieser Pick-ups in San Diego.“ Sara schüttelte mit dem Kopf. „Nein, das ist kein Zufall. Das spüre ich.“
Kapitel 46
Sara verbrachte den Vormittag mit Kelly. „Los, du musst mal raus hier“, sagte Kelly zu Sara. „Auf keinen Fall, ich suche Noah.“ Sara winkte energisch ab. Kelly schaute sie eindringlich an. „Liebes, was willst du hier denn ausrichten? Ins Büro kannst du nicht und Cruz meldet sich, sobald es was Neues gibt. Du brauchst mal etwas Abstand. Und Matt solltest du erst einmal in Ruhe lassen.“ Sara schüttelte nur mit dem Kopf. „Nein, Kelly.“ „Doch, Sara. Keine Widerrede. Los, wir fahren mal raus und du erzählst mir alles, was ihr bisher habt. Vielleicht hilft das ja, um ein
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