Verschleppt
zuckte mit den Achseln, als ein verliebtes Pärchen engumschlungen an ihnen vorbeiging. „Überleg doch mal, gibt es jemanden, der dir und deiner Familie was Böses will? Jemanden, den du gehörig verärgert hast?“ „Kelly, ich denke seit Tagen an nichts anderes. Ich bin Polizistin, ich verärgere jeden Tag Menschen. Ob Leute, die ich verhafte oder deren Angehörige – mit Nettigkeiten wird da nicht rumgeworfen.“ Sara überlegte angestrengt, sie kniff ihre Augen zusammen, die von der Sonne geblendet wurde. „Nein, Kelly. Auch wenn es viele Arschlöcher sind, ich traue aber niemandem eine solche Tat zu. Niemandem.“ Kelly sah sie betreten an und strich sich eine Strähne aus ihrem Gesicht.
Sara versuchte mehrmals, Matt zu erreichen, aber er ging mal wieder nicht an sein Handy. Sie steckte das Telefon enttäuscht wieder in ihre Jackentasche. „Ich verstehe ihn ja“, erklärte Sara ihrer Freundin. „Ich hasse ihn für seine Zielgenauigkeit, immer alles exakt auf den Punkt zu bringen, aber warum macht er immer sofort dicht. Er ist so stur. Es ist genauso meine Ehe und Noah ist genauso mein Sohn. Er tut so, als ob er alles eigenmächtig entscheiden kann.“ Kelly nahm ihre Hand. „Liebes, er hat Angst. Er hat fürchterliche Angst. Du bist vor langer Zeit gegangen und Noah ist das Einzige, was ihm geblieben ist.“ Sara seufzte. Kelly schaute ihre Freundin an. „Sara, du liegst richtig, wenn du sagt, dass es euer Sohn ist und alles, was ihn anbelangt, ihr beide zusammen zu entschieden habt. ABER du liegst falsch, was euch beide angeht. Er braucht dich nicht, um für sich zu entscheiden, dass er die Scheidung will!“ Die Worte taten Sara weh. Kelly strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Fahr zu ihm, Sara. Du bist am Zug. Sprich mit ihm. Ihr müsst jetzt zusammenhalten und dürft euch nicht gegenseitig runtermachen. Es geht um Noah. Um euren Sohn. Um nichts anderes. Verstanden? Alles, was euch angeht, könnt ihr danach klären.“ Sara nickte. „Ich hasse es, wenn du recht hast.“ „Und kack ihn nicht sofort wieder an“, mahnte Kelly ihre Freundin, Sara lächelte schwach. Sara stand auf und nahm ihre Jacke und Tasche. Kelly tat es ihr gleich. „Na los, ich fahr dich zu deinem Auto.“ Sara blieb stehen und nickte. „Danke Kelly. Ich bin so froh, dass ich dich habe.“ Sie nahm ihre Freundin in den Arm und hielt sie sekundenlang fest.
Kapitel 47
Kelly hatte Sara zu ihrem Wagen gefahren, nun war Sara auf dem Weg zu Matt. Sie hatte ein komisches Gefühl, seit sie bei Kelly losgefahren war, schaute immer wieder in den Rückspiegel und fühlte sich verfolgt. Ein blauer Ford war seit längerer Zeit hinter ihr. Sie bog in eine Seitenstraße ab, um zu sehen, ob der Wagen ihr weiter folgte. Er tat es. Sara bremste abrupt, der Wagen hielt ein Stück hinter ihr. Sie stieg aus und stürmte auf das Auto, ihre Waffe hatte sie gezogen. Als sie näher kam, erkannte sie Lundberg hinter dem Steuer, sie riss die Tür auf und schnauzte ihn an. „Warum verfolgen Sie mich?“
Lundberg stieg kommentarlos aus und blickte sich um – als habe er Angst, beobachtet zu werden. „Ich muss mit Ihnen reden. Bitte hören Sie mir eine Minute zu.“ Er schaute sie bittend an, sein scharfer Ton, den sie sonst von ihm kannte, war verschwunden. Sie atmete durch. „Na gut, was wollen Sie? Und fassen Sie sich kurz.“ Er stand kerzengerade vor ihr und überlegte angestrengt, wie er die folgenden Worte formulieren sollte. „Hören Sie zu und bitte lassen Sie mich ausreden.“ Sara nickte genervt und Lundberg sprach weiter. „Vor ungefähr vier Monaten hat mich ein Mann mit einem sonderbaren Angebot kontaktiert. Er hat geschrieben, dass er mir die Story meines Lebens verschafft, wenn ich in der nächsten Zeit tue, was er von mir verlangt.“ „Worauf wollen Sie hinaus, Lundberg?“ Sara war ungeduldig, Lundberg seufzte. „Er hat gesagt, dass in der nächsten Zeit mehrere Kinder verschwinden und ich immer der erste sein werde, der am Tatort ist und von ihm mit den besten Informationen versorgt würde. Er versprach mir das Exklusivrecht! Zudem eine monatliche Aufwandsentschädigung.“ Sara riss die Augen auf und packte ihn am Kragen. Sie drückte ihn mit aller Kraft gegen das Auto. „Was haben Sie getan, Sie Penner?“ „Ich sollte im Gegenzug Sie, Sgt. Cooper, in der Presse zerreißen. Ihnen das Leben zur Hölle machen – so dass es die ganze Stadt mitbekommt.“ Sara konnte nicht glauben, was sie da hörte, sie
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