Verschleppt
Seitenblick zu. „Du bist wie ein Mädchen.“ Die nächsten Minuten schwiegen beide, draußen flog die spätsommerliche Landschaft aus blühenden Bäumen vorbei. Bald sollte die Gegend immer karger werden, wenn die Bäume erst mal ihre Blätter verlieren, dachte Sara. Der Herbst stand vor der Tür, sie hasste diese Jahreszeit. Sie wurde durch ein lautes Hupen aus ihrer Träumerei gerissen. Matt hatte versucht, sich in einen Konvoi von Schwertransportern einzureihen, das Unterfangen aber abrupt abgebrochen. „Sag mal, spinnst du? Bleib einfach auf der Spur!“ pampte sie Matt an. „Entspann dich“, gab er nur trocken zurück. Sie seufzte und starrte nachdenklich auf die Straße. Sie erzählte Matt schließlich kurz die Vorkommnisse mit Lundberg, Matt schüttelte nur den Kopf. „Unfassbar! So ein Arsch, der tut für Geld wirklich alles!“ Sara atmete tief ein. „Er wird seine Quittung bekommen, Matt.“
Sara schaute aus dem Fenster, eine grüne Wand von Bäumen begleitete sie an der Seite. „Hast du deine Mutter angerufen?“, fragte Matt schließlich, ohne sie dabei anzuschauen. „Sie hatte es mehrfach bei mir versucht.“ Sara schüttelte den Kopf. „Oh nein, verdammt, ich habe es immer wieder vergessen.“ Sie holte ihr Handy aus der Hosentasche und wählte die Nummer ihrer Mutter, sie ging aber nicht dran. „Jane hat mich angerufen!“, sagte Sara und atmete durch. Matt blickte sie erstaunt von der Seite an. „Wie bitte? Und, was hat sie gesagt?“ „Na, was wohl?! Sie hat mir Vorwürfe gemacht – wie immer. Was ich für eine Rabenmutter bin. Immer das gleiche Spiel.“ Matt schnaubte. „Ach Sara, du kennst sie doch. Das meint sie im Grunde nicht so. Sie macht sich eben auch Sorgen um Noah. Und da vertut sie sich mal schnell in ihrer Wortwahl.“ Sara rieb sich die Augen. „Na, wenn du meinst. Ich kann im Moment auf jeden Fall gut auf sie verzichten.“
Der Verkehr wurde immer dichter. Neben ihr fuhr plötzlich ein Pick-up und Sara schreckte kurz zusammen. Der Wagen war aber schwarz und ihr Puls verlangsamte sich wieder. Sie lehnte sich in ihren Sitz zurück und machte das Fenster einen Spalt auf. Sie schloss die Augen und genoss den frischen Windstoß. Sie überlegte, wie sie die nächsten Worte formulieren sollte. „Ich muss dir was sagen, Matt. Es geht um Joseph.“ Sara klang ernst. Sie hatte Matt noch gar nichts von den letzten Ereignissen erzählt. Matt schaute sie nicht an, sein Blick war auf die Straße gerichtet. Sara zögerte, dann sprach sie weiter. „Joseph ist ein Pädophiler.“ Matt sah sie entgeistert an. „Wie bitte?“ Während Sara ihm alles erzählte, schüttelte er immer wieder den Kopf. „Ich glaub es nicht. Und du bist sicher, dass er nicht unser Mann ist?“ Sara nickte. „Wir prüfen gerade alle seine Alibis, während die anderen Kinder verschwunden sind. Aber ich glaube ihm, dass er damit nichts zu tun hat.“ Matt musste an Hannah denken. „Hoffentlich hatte er sich nie an Hannah vergangen. Dieses Schwein.“ Sara schaute ihn an und nickte. Matt wirkte nicht sonderlich beruhigt.
Sara kraulte Coop am Kopf, der schlief immer noch sehnlich. Matt atmete tief durch. „Sara, hör zu. Es tut mir leid.“ Er löste seinen Blick von der Straße. „Es war nicht richtig, dir die Schuld für alles zu geben. Schon gar nicht für Noahs Entführung. Das war unfair.“ Sara war erleichtert, dass Matt das sagte. Ihre Blicke trafen sich kurz. Hinter ihren Augen verbarg sich große Müdigkeit und Anspannung. „Du hattest mit allen Vorwürfen recht, Matt.“ Ihre Stimme klang sanft und resignierend zugleich. „Wäre ich keine Polizistin, hätten wir wahrscheinlich ein glückliches Leben und wären jetzt nicht in dieser unbeschreiblichen Sorge um Noah. Und ich habe bei allem auch oft nicht an dich gedacht, an deine Ängste. Dafür möchte ich mich bei dir entschuldigen. Ich war oft egoistisch.“ Matt lächelte Sara verlegen an. „Damit liegst Du allerdings richtig.“ Er verstummte. Sara fixierte Matt und überlegte, ob sie folgende Worte aussprechen sollte. Sie tat es schließlich. „Aber Matt, Du wusstest immer, dass ich Polizistin werden wollte. Du wusstest von meiner Leidenschaft, meiner Liebe und meiner Faszination – jeher. Ich wollte nie etwas anderes und ich habe dir in dieser Hinsicht niemals etwas vorgemacht.“ Stille. Matt schaute sie nicht an, sein Blick war konzentriert auf die Straße gerichtet. Er dachte aber merklich über die Worte nach. Er rieb sich
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