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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Küche ihren Entschluss gefasst, als sie plötzlich die Pistole in der Hand hielt. Anschließend hatte sie zweieinhalb Monate gebraucht, um ihren Plan zu schmieden und Mut zu sammeln. Zehn Wochen, in denen sie an nichts anderes gedacht hatte. Als sie schließlich zur Tat schritt, glaubte sie, alle möglichen Situationen durchdacht zu haben, die eintreten konnten, nicht zuletzt, während sie sich in der Bankfiliale aufhielt. Trotzdem hatte sie nie mit der Möglichkeit gerechnet, so überrumpelt zu werden, wie es ihr passiert war. Sie verstand nichts von Schusswaffen und hatte die Pistole nicht näher untersucht, da sie nur einschüchtern sollte, und sie hätte nie gedacht, dass man so einfach damit schießen könnte.
    Als der Mann auf sie zukam, hatte sie die Pistole unwillkürlich fester gepackt und war völlig unvorbereitet, als der Schuss sich löste. Als sie den Mann dann fallen sah und ihr bewusst wurde, was sie getan hatte, war sie in Panik geraten. Es wunderte sie noch immer, dass sie danach überhaupt fähig gewesen war, einigermaßen planvoll zu handeln; sie hatte sich durch den Schock innerlich wie gelähmt gefühlt.
    Sie hatte die U-Bahn nach Hause genommen und den Beutel mit dem Geld in einem der Koffer, die sie bereits am Vortag gepackt hatte, zwischen Monas Kleider gelegt.
    Danach hatte sie angefangen, irrational zu handeln.
    Sie hatte sich ein Kleid und Sandalen angezogen und ein Taxi in die Armfeltsgatan genommen. Das war nicht Teil ihres ursprünglichen Plans gewesen, aber sie hatte auf einmal das Gefühl gehabt, Mauritzon treffe eine Teilschuld daran, dass der Mann in der Bank erschossen worden war, und sie wollte die Waffe dorthin zurücklegen, wo sie sie gefunden hatte. Als sie in Mauritzons Küche stand, erkannte sie, wie unvernünftig dieser Gedanke war, geriet plötzlich in Panik und lief davon. Im Erdgeschoss sah sie, dass die Kellertür offen stand. Sie ging in den Keller hinab und wollte gerade die Tür zum Müllraum öffnen, um die grüne Segeltuchtasche zwischen die Abfälle zu stopfen, als sie Stimmen hörte und begriff, dass die Müllabfuhr kam, um die Säcke zu leeren. Sie lief den Kellergang hinab, gelangte in eine Art Abstellkammer und versteckte die Tasche in einer Holzkiste, die dort in der Ecke stand. Anschließend wartete sie, bis die Tür hinter den Müllmännern wieder zugeschlagen war, und verließ danach sofort das Haus. Am nächsten Morgen verließ sie das Land. Monita hatte immer schon davon geträumt, Venedig zu sehen, und weniger als vierundzwanzig Stunden nach dem Bankraub war sie mit Mona dort. Sie blieben nur zwei Tage, da es sich schwierig gestaltete, ein Hotelzimmer zu finden, und die drückende Hitze in Verbindung mit dem Gestank aus den Kanälen beinahe unerträglich war. Außerdem konnten sie ja später noch einmal hinfahren, wenn die Touristensaison vorüber war. Sie fuhren mit dem Zug nach Triest und weiter zu der kleinen Stadt in Istrien, Jugoslawien, wo sie jetzt waren. In einem der Koffer, die im Kleiderschrank ihres Hotelzimmers standen, lag der schwarze Nylonbeutel mit 87000 Kronen in schwedischen Geldscheinen. Sie hatte sich schon des Öfteren überlegt, dass sie das Geld vielleicht an einem Ort deponieren sollte, der sicherer war. An einem der nächsten Tage würde sie nach Triest fahren und es zur Bank bringen. Der Amerikaner war nicht zu Hause, aber Monita ging in den Garten und setzte sich mit dem Rücken an einen Baum, der wahrscheinlich eine Pinie war. Sie zog die Beine an, legte das Kinn auf die Knie und blickte auf die Adria hinaus. Es herrschte ungewöhnlich klare Sicht, und sie konnte die Linie des Horizonts und ein kleines weißes Passagierschiff sehen, das auf den Hafen zuhielt.
    Die Felsen am Ufer, der weiße Strand und die funkelnd blaue Bucht sahen in der Mittagshitze ausgesprochen verlockend aus. Sie würde nachher hinuntersteigen und schwimmen gehen.
    Der Reichspolizeichef hatte Kriminaldirektor Stig Malm in sein großes, helles Eckbüro im ältesten Gebäudeteil des Polizeihauptquartiers gebeten. Die Sonne warf ein rautenförmiges Viereck aus Licht auf den himbeerroten Teppich, und durch die geschlossenen Fenster hörte man gedämpfte Laute vom U-Bahn-Bau.
    Anlass ihres Gesprächs war Martin Beck. »Du bist ihm, als er krankgeschrieben war und in den beiden Wochen, die er jetzt wieder im Dienst ist, doch wesentlich öfter begegnet als ich«, sagte der Reichspolizeichef. »Welchen Eindruck macht er auf dich?«
    »Das kommt ganz darauf an,

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