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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Rand ausgefranst war. Die Belichtung schien ausnahmsweise einmal korrekt gewesen zu sein, und man hatte vorab verlauten lassen, das Ergebnis sei technisch perfekt.
    »Ich frage mich, ob wir Donald Duck sehen werden«, sagte Gunvald Larsson.
    »Der rosarote Panther ist lustiger«, erwiderte Kollberg. »Manche hoffen natürlich auf den Nürnberger Parteitag«, sagte Gunvald Larsson.
    Sie saßen ganz vorn und unterhielten sich laut, dafür herrschte hinter ihnen tiefe Stille. Die anwesenden Mächtigen, vor allem natürlich der Reichspolizeichef und der Kriminaldirektor Malm vom RPA, schwiegen, und Kollberg fragte sich, was sie wohl denken mochten.
    Vermutlich sannen sie über Möglichkeiten nach, ihren aufsässigen Untergebenen das Leben schwerzumachen. Vielleicht dachten sie aber auch an jene Zeit zurück, in der noch Zucht und Ordnung herrschten und eine Delegation der schwedischen Polizei, ohne mit der Wimper zu zucken, Heydrich zum internationalen Polizeipräsidenten wählte. Oder daran, um wie vieles besser die Situation vor einem Jahr war, als noch niemand bezweifelt hatte, dass es angemessen war, die Polizeiausbildung einmal mehr in die Hände reaktionärer Militärs zu legen. Der Einzige, der kicherte, war Bulldozer Olsson. Kollberg und Gunvald Larsson hatten sich früher nicht besonders gemocht. Aber gewisse gemeinsame Erlebnisse in den letzten Jahren hatten ihre Beziehung bis zu einem gewissen Grad verändert. Zwar nicht so weit, dass sie sich Freunde nennen würden oder jemals auf die Idee gekommen wären, sich außerhalb der Dienstzeit zu treffen, aber sie waren immer öfter auf der gleichen Wellenlänge. Und hier, in der Sonderkommission, fühlten sie sich einander tief verbunden. Die technischen Bastelarbeiten waren abgeschlossen. Der Raum vibrierte vor unterdrückter Spannung. »Schön, dann wollen wir mal sehen«, sagte Bulldozer Olsson enthusiastisch.
    »Wenn die Bilder so gut sind, wie die Fachleute sagen, zeigen wir sie schon in den Abendnachrichten, und dann sacken wir die ganze Bande ein.«
    »Goofy ist eigentlich auch ganz gut«, bemerkte Gunvald Larsson.
    »Oder nackte schwedische Tatsachen«, sagte Kollberg. »Stell dir vor, ich habe noch nie einen Porno gesehen. ›Louise, siebzehn, zieht sich aus‹ , oder so.«
    »Ruhe da vorn«, knurrte der Reichspolizeichef. Der Film begann. Das Bild war gestochen scharf. Keiner der Anwesenden hatte je zuvor ein vergleichbares Ergebnis gesehen. In den meisten Fällen sahen die Bösewichte aus wie diffuse Flecken, Kartoffelklöße oder verlorene Eier, aber diesmal war das Bild perfekt.
    Die Kamera war listigerweise so angebracht worden, dass man die Kasse von hinten im Blick hatte, und dank eines neuen, besonders lichtempfindlichen Films sah man die Person, die auf der anderen Seite des Schalters stand, ganz deutlich.
    Zunächst war allerdings niemand zu sehen. Doch schon nach einer halben Minute trat ein Mensch ins Bild, blieb stehen und schaute sich um, erst nach rechts, dann nach links. Anschließend starrte die betreffende Person direkt in das Objektiv, als wollte sie der Kamera Gelegenheit geben, sich das Gesicht gut einzuprägen.
    Sogar die Kleidung war deutlich zu erkennen: Wildlederjacke und ein elegant geschnittenes Hemd mit langen, weichen Kragenzipfeln.
    Auf dem markanten Gesicht lag ein missmutiger Ausdruck.
    Die blonden Haare waren zurückgekämmt, die Augenbrauen hell und buschig. Der Blick wirkte unzufrieden. Die Person hob eine große behaarte Hand und riss sich ein Haar aus dem Nasenloch. Studierte es lange.
    Alle hatten sofort erkannt, wer das war. Gunvald Larsson.
    Das Licht wurde eingeschaltet.
    Die Sonderkommission war sprachlos.
    Dann ergriff der Reichspolizeichef das Wort:
    »Davon darf nichts an die Öffentlichkeit dringen.« Natürlich nicht.
    Nie durfte etwas an die Öffentlichkeit dringen.
    Und dann Kriminaldirektor Malm, mit schriller Stimme:
    »Davon darf absolut nichts an die Öffentlichkeit dringen. Dafür ist jeder hier persönlich verantwortlich.« Kollberg lachte schallend los.
    »Wie konnte das passieren?«, fragte Bulldozer Olsson. Selbst er wirkte ein wenig betroffen.
    »Na ja«, meinte der Filmexperte. »Technisch lässt sich das erklären. Der Auslöser könnte sich verhakt haben, weshalb die Kamera etwas später aufgenommen hat, als sie sollte. Das sind empfindliche Apparaturen.«
    »Wenn davon auch nur ein Wort in der Presse auftaucht«, donnerte der Reichspolizeichef, »dann…«
    »Dann wird das Ministerium wohl

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