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Verschlossen und verriegelt

Verschlossen und verriegelt

Titel: Verschlossen und verriegelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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aufdecken. Außerdem war zuvor jeder geplatzte Scheck als einzelnes Verbrechen gezählt worden.
    Als der politischen Polizei verboten wurde, die Telefone der Bürger abzuhören, eilten die Theoretiker des Reichspolizeiamts ebenfalls zu Hilfe. Durch Gräuelpropaganda und maßlose Übertreibungen gelang es ihnen, das Parlament zur Annahme eines Gesetzes zu bewegen, das im Kampf gegen den Drogenhandel das heimliche Abhören von Telefonen gestattete. Deshalb konnten die Kommunistenfresser seelenruhig weiterlauschen, während der Drogenhandel besser florierte als je zuvor. Es macht keinen Spaß, Polizist zu sein, dachte Lennart Kollberg.
    Was tut man, wenn man sieht, dass die eigene Organisation verrottet? Wenn man die Ratten des Faschismus hinter der Wandtäfelung trapsen hört? Er hatte dieser Organisation während seines gesamten erwachsenen Lebens loyal gedient. Was tut man?
    Man sagt, was man denkt, und wird gefeuert. Nicht gut.
    Es musste konstruktivere Wege geben, zu handeln. Und außerdem: Es gab natürlich auch noch andere Polizeibeamte, die dachten wie er, aber welche und wie viele?
    Bulldozer Olsson fochten solche Probleme nicht an. Für ihn war das Leben ein Fest und das meiste so klar wie Kloßbrühe.
    »Aber eins begreife ich nicht«, sagte er.
    »Tatsächlich«, bemerkte Gunvald Larsson. »Was denn?«
    »Wo ist das Auto abgeblieben? Die Straßensperren haben doch funktioniert, oder nicht?«
    »Scheint so.«
    »Die Brücken müssten also innerhalb von fünf Minuten überwacht worden sein.«
    Södermalm war eine Insel mit sechs Zufahrten. Die Sonderkommission hatte schon vor langer Zeit detaillierte Pläne ausgearbeitet, wie man die Stadtteile in der Stockholmer Innenstadt rasch abriegeln konnte.
    »Ja«, sagte Gunvald Larsson. »Ich habe das bei der Schutzpolizei überprüft. Ausnahmsweise scheint alles geklappt zu haben.«
    »Was war das für eine Karre?«, erkundigte sich Kollberg. Er hatte sich noch nicht in die Details einarbeiten können. »Ein Renault 16, hellgrau oder beige, ein A-Kennzeichen mit zwei Dreien in der Nummer.«
    »Das Nummernschild war natürlich gefälscht«, sagte Gunvald Larsson.
    »Ja, schon klar, aber bis jetzt habe ich noch von keinem gehört, der es geschafft hätte, ein Auto zwischen Mariatorget und Slussen neu zu lackieren. Und falls sie den Wagen gewechselt haben…«
    »Ja?«
    »Wo ist dann der alte geblieben?«
    Bulldozer Olsson ging im Zimmer auf und ab, während er sich mit den Handflächen gegen die Stirn schlug. Er war ein Mann in den Vierzigern, rund und rötlich und deutlich kleiner als mittelgroß. Seine Bewegungen waren so lebhaft wie sein Intellekt. Jetzt redete er mit sich selbst:
    »Sie parken das Auto in einer Garage in der Nähe einer U-Bahn-Station oder einer Bushaltestelle. Dann verduftet einer von ihnen mit der Kohle. Der andere schraubt neue Kennzeichen an. Dann haut er auch ab. Am Samstag kommt der Automensch und besorgt das Umlackieren. Gestern Morgen konnte die Karre dann fortgeschafft werden. Aber…«
    »Aber was?«, hakte Kollberg nach.
    »Aber ich hatte Leute postiert, die bis heute Nacht ein Uhr jeden einzelnen Renault kontrolliert haben, der aus Söder herausgefahren ist.«
    »Also ist er entweder entwischt oder noch da«, sagte Kollberg. Gunvald Larsson sagte gar nichts. Er musterte Bulldozer Olssons Kleidung und empfand intensive Abscheu. Ein zerknitterter hellblauer Anzug, ein schweinchenrosa Hemd mit breiter, großgeblümter Krawatte. Schwarze Strümpfe und spitze braune Schuhe mit gesteppten Verzierungen, hochgradig ungeputzt. »Und was meinst du mit Automensch?«
    »Um die Autos kümmern sie sich niemals selbst. Sie heuern einen Typen an, der die Karren zu vorher festgelegten Orten bringt und wieder abholt. Oft kommt der Mann aus einer anderen Stadt, zum Beispiel Malmö oder Göteborg. Sie sind immer sehr genau mit den Transporten.«
    Kollbergs Gesicht glich immer mehr einem Fragezeichen, und er fragte:
    »Sie? Wer sind denn ›sie‹ ?«
    »Malmström und Mohrén natürlich.«
    »Und wer sind Malmström und Mohrén?«
    Bulldozer Olsson warf ihm einen verständnislosen Blick zu, der sich aber gleich darauf erhellte.
    »Stimmt ja. Du bist neu in der Truppe. Malmström und Mohren sind zwei unserer raffiniertesten Bankräuber. Seit vier Monaten auf freiem Fuß. Das hier ist ihr viertes Ding in dieser Zeit. Sie sind Ende Februar aus Kumla abgehauen.«
    »Aber Kumla soll doch ausbruchssicher sein«, wandte Kollberg ein.
    »Malmström und Mohren sind

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