Verschlossen und verriegelt
nicht ausgebrochen. Sie hatten übers Wochenende Hafturlaub. Aus dem sind sie natürlich nicht zurückgekommen. Wir glauben nicht, dass sie vor Ende April Coups gelandet haben. Vorher sind sie mit Sicherheit in Urlaub auf die Kanaren oder nach Gambia gefahren. Wahrscheinlich eine zweiwöchige Reise.«
»Und danach?«
»Danach haben sie sich die nötige Ausrüstung beschafft. Waffen und anderes. Das erledigen sie in der Regel in Spanien oder Italien.«
»Aber die Bank letzten Freitag wurde doch von einer Frau überfallen«, wandte Kollberg ein.
»Verkleidung«, erwiderte Bulldozer Olsson belehrend. »Eine Verkleidung mit blonder Perücke und künstlichen Brüsten. Ich bin mir absolut sicher, dass Malmström und Mohren hinter der Sache stecken. Niemand sonst ist dreist genug für einen so smarten und überrumpelnden Schachzug. Weißt du, dieser Spezialjob ist unglaublich interessant. Wahnsinnig spannend. Tatsächlich ist es, als würde man…«
»… eine Partie Korrespondenzschach gegen einen Großmeister spielen«, ergänzte Gunvald Larsson müde. »Aber so große Meister sie auch sein mögen, es lässt sich trotz allem nicht wegdiskutieren, dass sowohl Malmström als auch Mohren die Größe von Ochsen haben. Sie wiegen fünfundneunzig Kilo, haben Schuhgröße sechsundvierzig und Hände wie Klodeckel. Mohren hat einen Brustumfang von einhundertachtzehn. Das sind fünfzehn Zentimeter mehr, als Anita Ekberg in ihrer Blütezeit hatte. Es fällt mir schwer, ihn mir in einem Kleid und mit künstlichen Brüsten vorzustellen.«
»Trug die Frau nicht eine Hose?«, fragte Kollberg. »Und war ziemlich klein?«
»Sie haben natürlich jemand anderen in die Bank geschickt«, antwortete Bulldozer Olsson unbeeindruckt. »Eine ihrer üblichen Finten.«
Er stürzte zu einem der Schreibtische und riss ein Blatt Papier an sich.
»Wie viel Geld haben die jetzt«, sagte er zu sich selbst. »Fünfzigtausend in Boras, vierzig in Gubbängen, sechsundzwanzig in Märsta und jetzt neunzig, das macht über zweihunderttausend. Dann sind sie bald bereit.«
»Bereit für was?«, warf Kollberg ein.
»Den großen Coup. Das Ding mit großem D. Die anderen Überfälle waren nur Finanzierungsjobs. Aber jetzt, o ja, jetzt schlagen sie bald zu.«
Er schien fast außer sich vor Enthusiasmus zu sein und schoss im Zimmer auf und ab.
»Aber wo, meine Herren? Wo? Mal sehen, mal sehen, jetzt müssen wir nachdenken. Wenn ich Werner Roos wäre, was wäre mein nächster Zug? Wo würde ich den Angriff auf den König ansetzen? Wo würdet ihr es tun? Und wann?«
»Wer zum Teufel ist jetzt Werner Roos?«, fragte Kollberg.
»Er ist Flugbegleiter«, sagte Gunvald Larsson. »Er ist vor allem Verbrecher«, rief Bulldozer Olsson. »Werner Roos ist auf seine Art ein Genie. Er ist der Mann, der alles bis ins kleinste Detail plant. Ohne ihn wären Malmström und Mohren nichts. Er macht die ganze intellektuelle Arbeit. Ohne ihn wären viele Bösewichte arbeitslos. Und er selbst ist der größte Schurke von allen! Er ist eine Art Professor für…«
»Schrei doch nicht so«, sagte Gunvald Larsson. »Du bist hier nicht im Gericht.«
»Wir holen ihn uns«, rief Bulldozer Olsson, als wäre ihm eine geniale Idee gekommen. »Wir schnappen ihn uns jetzt sofort.«
»Und lassen ihn morgen wieder laufen«, sagte Gunvald Larsson.
»Das macht nichts. Es ist ein unerwarteter Zug. Vielleicht ist er überrascht.«
»Meinst du? Es ist doch schon das fünfte Mal dieses Jahr.«
»Spielt keine Rolle«, sagte Bulldozer Olsson und eilte zur Tür.
Bulldozer Olssons Vorname war eigentlich Sten. Aber das hatte jeder vergessen, eventuell mit Ausnahme seiner Frau. Sie hatte andererseits vermutlich vergessen, wie er aussah. »Es scheint hier eine Menge zu geben, das ich nicht verstehe«, sagte Kollberg klagend.
»Was Roos angeht, hat Bulldozer vermutlich recht«, meinte Gunvald Larsson. »Er ist ein durchtriebener Teufel und hat immer ein Alibi. Phantastische Alibis. Wenn was passiert, ist er in Singapur oder San Francisco oder Tokio.«
»Aber woher will er wissen, dass diese Figuren Malmström und Mohren ausgerechnet hinter diesem Überfall stecken?«
»Eine Art sechster Sinn vermutlich.« Gunvald Larsson zuckte mit den Schultern. Dann sagte er: »Begreifst du das, sag mal? Malmström und Mohren sind zwei berüchtigte Gangster. Sie sind immer wieder verknackt worden, obwohl sie alles abstreiten, und am Ende sind sie in Kumla gelandet. Und dann bekommen sie
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