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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Ganze endete damit, dass Rebus »Fahrt zur Hölle!« rief, dann aber selbst zum Auto ging und sich in eins der weniger respektablen Viertel der Stadt aufmachte, wo er etwas aß, ein paar Pints trank und auf ein Fernsehbild ohne Ton starrte. Er sprach mit einigen seiner Kontaktpersonen, die allerdings nichts über den Überfall auf Brian Holmes zu berichten hatten.
    Mal wieder einer von diesen Abenden.
    Rebus kam absichtlich spät zurück in der Hoffnung, dass alle anderen bereits im Bett lägen. Er fummelte am Haustürschloss herum und ließ die Tür laut hinter sich zufallen. Dann suchte er, den Blick auf den Boden gerichtet, in seinen Taschen nach dem Wohnungsschlüssel. Deshalb sah er auch nicht den Mann, der auf der untersten Treppenstufe gesessen haben musste.
    »Hallo.«
    Rebus hob erschrocken den Blick, erkannte die Gestalt und schlug sofort zu, wobei Münzen und Schlüssel durch die Luft flogen und klimpernd zu Boden fielen. Er war zwar nicht so betrunken, aber sein Opfer war stocknüchtern und zwanzig Jahre jünger. Der Mann fing den Schlag mühelos mit einer Hand ab. Er wirkte überrascht über den Angriff, aber irgendwie auch aufgeregt. Rebus bereitete der ganzen Aufregung ein rasches Ende, indem er dem Mann ein Knie in den ungeschützten Unterleib rammte. Der Mann stöhnte auf und krümmte sich, was Rebus die Gelegenheit gab, ihm auch noch einen Schlag in den Nacken zu versetzen. Er spürte, wie seine Knöchel knackten.
    »O Gott«, keuchte der Mann. »Hören Sie doch auf.«
    Rebus hörte auf und schüttelte seine schmerzende Hand, bot dem Mann jedoch keinerlei Hilfe an. Er hielt einen gewissen Abstand zu ihm und fragte: »Wer sind Sie?«
    Dem Mann gelang es, für einen Moment sein Würgen zu unterdrücken. »Andy Steele.«
    »Nett, Sie kennen zu lernen, Andy. Aber was zum Teufel wollen Sie hier?«
    Der Mann blickte mit Tränen in den Augen zu Rebus auf. Es dauerte eine Weile, bis er wieder zu Atem kam. Als er dann sprach, verstand Rebus entweder seinen Akzent nicht richtig, oder er konnte einfach nicht glauben, was er da hörte. Er bat Steele, es zu wiederholen.
    »Ihre Tante schickt mich«, sagte Steele. »Sie hat eine Nachricht für Sie.«
    Rebus ließ Andy Steele auf dem Sofa Platz nehmen und gab ihm eine Tasse Tee mit vier Stückchen Zucker, ganz wie Steele es verlangt hatte.
    »Ist aber nicht gut für Ihre Zähne.«
    »Sind nicht meine eigenen«, antwortete Steele, der zusammengekauert dasaß und den heißen Becher umklammert hielt.
    »Wem gehören die denn dann?«, fragte Rebus. Ein Lächeln huschte über Steeles Gesicht. »Sie sind mir den ganzen Tag gefolgt.«
    »Nicht ganz. Wenn ich ein Auto hätte, wär’s mir vielleicht gelungen, aber ich hab keins.«
    »Sie haben kein Auto?« Steele schüttelte den Kopf. »Sie sind mir ja ein schöner Privatdetektiv.«
    »Ich hab nicht gesagt, dass ich ein richtiger Privatdetektiv bin. Ich meine, ich möchte einer werden.«
    »Sie sind also eine Art Lehrling?«
    »Richtig. Teste sozusagen das Wasser.«
    »Und wie ist das Wasser, Andy?«
    Ein weiteres Lächeln, ein Schluck Tee. »Ein bisschen heiß. Das nächste Mal bin ich vorsichtiger.«
    »Ich wusste nicht mal, dass ich eine Tante habe. Jedenfalls nicht da oben im Norden.« So viel hatte ihm Steeles Akzent verraten.
    Andy Steele nickte. »Sie wohnt neben meinen Eltern, direkt gegenüber vom Pittodrie Park.«
    »Aberdeen?« Rebus nickte. »Allmählich schwant’s mir wieder. Ja, ein Onkel und eine Tante in Aberdeen.«
    »Ihr Vater und Jimmy — das ist Ihr Onkel — haben sich vor vielen Jahren völlig zerstritten. Sie sind wahrscheinlich zu jung, um sich daran zu erinnern.«
    »Danke für das Kompliment.«
    »Das hat mir Ena erzählt.«
    »Und jetzt ist Onkel Jimmy tot?«
    »Vor drei Wochen gestorben.«
    »Und Tante Ena möchte mich sehen?«
    Steele nickte.
    »Weswegen?«
    »Das weiß ich nicht. Sie hat bloß davon geredet, wie gern sie Sie wiedersehen würde.«
    »Nur mich? Hat sie nichts von meinem Bruder gesagt?«
    Steele schüttelte den Kopf. Rebus hatte nachgesehen, ob Michael noch in der Abstellkammer war. War er nicht. Die anderen Schlafzimmer schienen allerdings besetzt zu sein.
    »Na ja, wenn die sich gestritten haben, als ich noch klein war«, bemerkte Rebus, »dann war Michael da vielleicht noch gar nicht geboren.«
    »Dann wissen sie womöglich gar nichts von ihm«, vermutete Steele. Ja, so war das halt mit der lieben Verwandtschaft. »Jedenfalls hat Ena ständig über Sie geredet, da hab ich

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