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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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ihr gesagt, ich würd in den Süden fahren und mich umsehen. Ich hab vor sechs Monaten meinen Job auf dem Fischerboot verloren, und seitdem geh ich zu Hause die Wände hoch. Außerdem hab ich immer davon geträumt, Privatdetektiv zu werden. Ich liebe diese Filme.«
    »Von den Filmen kriegen Sie aber kein Knie in die Eier gerammt.«
    »Allerdings.«
    »Wie haben Sie mich überhaupt gefunden?«
    Jetzt strahlte Steele übers ganze Gesicht. »Ich bin zu der Adresse gegangen, die Ena mir gegeben hat, da wo Sie und Ihr Vater früher gewohnt haben. Alle Nachbarn wussten, dass Sie als Polizist in Edinburgh arbeiten. Also hab ich mir das Telefonbuch geschnappt, jede Wache angerufen, die ich finden konnte, und nach John Rebus gefragt.« Er zuckte die Schultern und wandte sich wieder seinem Tee zu.
    »Aber wie sind Sie denn an meine Privatadresse gekommen?«
    »Die hat mir jemand von der Kriminalpolizei gegeben.«
    »Jetzt erzählen Sie mir nicht, das war Inspector Flower?«
    »Kann schon sein, aye.«
    Wie er da auf dem Sofa saß, sah Andy Steele aus, als wäre er etwa Mitte zwanzig. Er war kräftig gebaut und hatte eine Figur, die man nur durch harte Arbeit, wie zum Beispiel die auf einem Fischerboot in der Nordsee, in Form halten konnte. Doch bereits nach sechs Monaten ohne Arbeit hatte er aufgrund mangelnder Bewegung angefangen, Fett anzusetzen. Rebus hatte Mitleid mit Andy Steele und seinem Traum, Privatdetektiv zu werden. So wie er in die Luft starrte, während er seinen Tee trank, wirkte er irgendwie verloren, sein augenblickliches Leben schien ohne Sinn und Ziel.
    »Werden Sie sie denn besuchen?«
    »Vielleicht am Wochenende«, antwortete Rebus.
    »Da wird sie sich aber freuen.«
    »Ich kann Sie mit zurücknehmen.«
    Doch der junge Mann schüttelte den Kopf. »Nein, ich würd gern noch ein bisschen in Edinburgh bleiben.«
    »Wie Sie möchten«, meinte Rebus. »Aber seien Sie vorsichtig.«
    »Vorsichtig? Ich könnte Ihnen Geschichten von Aberdeen erzählen, da würden Ihnen die Haare zu Berge stehen.«
    »Und könnten Sie sie auch an den Schläfen ein bisschen dichter machen, wenn Sie schon mal dabei sind?«
    Andy Steele brauchte eine Weile, bis er den Witz verstanden hatte.
    Am nächsten Tag wollte Rebus Andrew McPhail einen Besuch abstatten. Doch McPhail war nicht zu Hause, und seine Vermieterin hatte ihn seit dem gestrigen Abend nicht mehr gesehen.
    »Normalerweise kommt er Punkt sieben zu einem klitzekleinen Frühstück herunter. Also bin ich nach oben gegangen, aber er war nicht da. Er steckt doch nicht etwa in Schwierigkeiten, Inspector?«
    »Nein, überhaupt nicht, Mrs MacKenzie. Dieser Sandkuchen schmeckt übrigens sehr gut.«
    »Ach, ist schon ein paar Tage her, dass ich den gebacken hab. Er dürfte mittlerweile ein bisschen trocken sein.«
    Rebus schüttelte den Kopf und nahm einen großen Schluck Tee, um die unzähligen Krümel in seinem Mund hinunterzuspülen. Doch stattdessen klebten sie nun zu einem festen Klumpen zusammen, den er versuchte, langsam und unbemerkt hinunterzuwürgen.
    In einer Ecke des Zimmers stand ein Vogelkäfig, komplett mit Spiegeln, Kalkschale und Hirsekolben. Aber es war kein Vogel darin. Vielleicht war er fortgeflogen.
    Er gab Mrs MacKenzie seine Karte und bat sie, sie Mr McPhail auszuhändigen, wenn sie ihn sah. Er hatte keinen Zweifel, dass sie seiner Bitte auch nachkäme, doch tat es ihm Leid, sich ihr als Polizist vorgestellt zu haben. Nun war sie vermutlich misstrauisch und würde McPhail vielleicht sogar kündigen. Das wäre sehr schade.
    Doch eigentlich hatte Rebus nicht den Eindruck, dass Mrs MacKenzie überhaupt irgendwas kapierte. Und McPhail würde bestimmt ein Grund für Rebus’ Besuch einfallen. Vermutlich wollte die City of Edinburgh Police ihm eine Auszeichnung verleihen, weil er ein paar kleine Hunde aus der reißenden Strömung des Water of Leith gerettet hatte. McPhail war schließlich gut im Erfinden von Geschichten. Kinder hörten doch so gerne Geschichten.
    Rebus stand vor Mrs MacKenzies Haus und blickte hinüber auf die andere Straßenseite. Es mochte Zufall sein, dass McPhail sich eine Pension mit direktem Blick auf eine Grundschule ausgesucht hatte. Rebus war das gleich bei seiner Ankunft aufgefallen. Und das allein hatte ihn dazu bewogen, der Vermieterin zu sagen, wer er war. Schließlich glaubte er nicht an Zufälle.
    Und wenn McPhail sich nicht überreden ließ umzuziehen, dann würden vielleicht die Nachbarn die wahre Geschichte von Mrs MacKenzies

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