Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05
Arm.«
»Ach?«
»Ich nehme an, dass Köche sich solche Verletzungen leicht bei ihrer Arbeit zuziehen. Spritzendes heißes Fett, überall Töpfe und Pfannen …«
»Kann schon sein«, sagte Rebus.
»Und nun kommen wir zu dem Teil der Vorführung, auf den Hamish die ganze Zeit gewartet hat.« Curt nickte seinem Assistenten zu, der sich erwartungsvoll in Positur stellte. »Ich nenne ihn Hamish«, gestand Curt, »weil er von den Hebriden kommt. Der gute Hamish hat etwas entdeckt, das mir durch die Lappen gegangen ist. Sie müssen wissen, Inspector, dass Zähne eine Faszination auf Hamish ausüben. Vermutlich weil seine als Kind sehr schlecht waren und er sich an die Zeit erinnert, die er unter dem Bohrer des Zahnarztes gelitten hat.«
Nach Hamishs Miene zu urteilen, konnte das sogar stimmen.
»Das hat dazu geführt, dass Hamish den Leuten immer genau in den Mund guckt, und diesmal fand er es angebracht, mich auf gewisse Verletzungen hinzuweisen.«
»Was für Verletzungen?«
»Kratzer im Rachengewebe. Und zwar ziemlich frische.«
»Als hätte er zu laut gesungen?«
»Oder geschrien. Doch viel wahrscheinlicher ist, dass ihm irgendwas die Kehle hinuntergezwungen wurde.«
Rebus schwirrte der Kopf. Irgendwie schaffte Curt das immer bei ihm. Er schluckte und spürte, wie trocken seine eigene Kehle war. »Was hinuntergezwungen?«
Curt zuckte die Achseln. »Hamish meinte … Ihnen ist klar, dass das reine Mutmaßungen sind, denn das ist natürlich Ihr Fachgebiet. Also Hamish meinte, eine Art Rohr, irgendwas Festes. Ich würde eher auf einen Gummi- oder Plastikschlauch tippen.«
Rebus hüstelte. »Also nichts … äh, Organisches?«
»Sie meinen so was wie eine Zucchini? Oder eine Banane?«
»Sie wissen ganz genau, was ich meine.«
Curt neigte lächelnd den Kopf. »Natürlich weiß ich das, tut mir Leid.« Dann zuckte er die Achseln. »Ich möchte ja nichts ausschließen. Aber wenn Sie an einen Penis denken, hätte der in Schmirgelpapier gewickelt sein müssen.«
Rebus hörte, wie Hamish hinter ihnen ein Lachen unterdrückte.
Rebus rief Pat Calder an und fragte, ob sie sich irgendwo treffen könnten. Calder überlegte erst, bevor er zustimmte. »Bei Ihnen zu Hause?«, fragte Rebus.
»Lieber im Café, da wollte ich sowieso gerade hin.«
Also im Café. Als Rebus dort ankam, war das »Krankheitsschild« bereits entfernt und durch einen Zettel ersetzt worden, auf dem stand: »Aufgrund eines Trauerfalls wird dieses Lokal geschlossen.« Die Mitteilung war von Pat Calder unterschrieben.
Als Rebus eintrat, hörte er Calder brüllen. »Raus hier, verdammt noch mal!« Das galt jedoch nicht Rebus, sondern einer jungen Frau im Regenmantel.
»Probleme, Mr Calder?« Rebus trat in das Restaurant. Calder war dabei, die Memorabilien von den Wänden zu nehmen und in Zeitungspapier einzuwickeln. Auf dem Fußboden zwischen den Tischen standen drei Kisten.
»Diese verdammte Reporterin will eine Sensationsstory für ihre Zeitung.«
»Ist das wahr, Miss?« Rebus sah Mairie Henderson zugleich missbilligend und väterlich an, als erwarte er, dass sie sich schäme.
»Mr Ringan war eine bekannte Persönlichkeit in der Stadt«, erklärte sie Rebus. »Ich bin sicher, er hätte gewollt, dass unsere Leser erfahren …«
Calder fiel ihr ins Wort. »Er hätte gewollt, dass sie sich hier voll fressen, einen fetten Scheck rausrücken und sich dann verpissen. Das können Sie drucken!«
»Was für ein Nachruf!«, bemerkte Mairie.
Calder sah aus, als wollte er ihr mit der Elvis-Uhr den Schädel einschlagen, mit jenem Ungetüm, bei dem die Arme des King als Zeiger fungieren. Er besann sich jedoch eines Besseren und nahm stattdessen einen der Elvis-Spiegel von der Wand.
»Ich glaube, Sie sollten besser gehen, Miss«, sagte Rebus mit ruhiger Stimme.
»Okay, ich verschwinde.« Sie warf sich ihre Tasche über die Schulter und stolzierte an Rebus vorbei. Heute hatte sie einen Rock an, sogar einen kurzen. Doch ein guter Soldat weiß, wann er den Blick geradeaus richten muss. Rebus lächelte Pat Calder zu, dem man ansah, wie er litt.
»Bisschen früh für das alles, oder?«
»Wollen Sie vielleicht kochen, Inspector? Ohne Eddie ist dieses Restaurant … nichts wert.«
»Dann können die anderen Restaurantbesitzer hier in der Gegend ja wohl wieder aufatmen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Eddie hatte doch geglaubt, der Überfall auf Brian war eine Warnung gewesen.«
»Ja, schon, aber was hat das …« Calder erstarrte. »Sie glauben, jemand
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