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Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05

Titel: Verschlüsselte Wahrheit - Inspektor Rebus 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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er die Zeit bis zehn Uhr rumkriegen. Er wollte keinen Leerlauf, sonst könnte er nämlich in Versuchung kommen, nachzudenken, und es sich anders überlegen.
    Als ihm kein anderes Thema mehr einfiel, erzählte er ihr schließlich von Michael. Hier waren sie zumindest auf einer Wellenlänge. Patience schlug eine Therapie vor und war erstaunt, dass niemand im Krankenhaus auf diese Möglichkeit hingewiesen hatte. Sie würde sich erkundigen und Rebus zurückrufen. Er sollte in der Zwischenzeit unbedingt darauf achten, dass Michael nicht in eine klinische Depression verfiel. Das Problem mit solchen Medikamenten war nämlich, dass sie einem nicht nur die Angst nahmen, sondern auch sämtliche Emotionen abtöteten.
    »Er war so aktiv, als er hier einzog«, sagte Rebus. »Die Studenten wundern sich auch schon, was mit ihm passiert ist. Ich glaube, sie machen sich genauso viele Sorgen wie ich.«
    Michaels selbst ernannte »Freundin« hatte viel Zeit darauf verwandt, mit ihm zu reden, ihn zum Ausgehen zu bewegen, aber Michael hatte sich allem widersetzt. Nun war sie schon mindestens einen Tag nicht mehr aufgetaucht. Einer der männlichen Studenten hatte Rebus in der Küche angesprochen und ihn äußerst mitfühlend gefragt, ob nicht vielleicht ein bisschen Hasch Mickey helfen könnte. Rebus verneinte das. Aber vielleicht war das ja gar keine so schlechte Idee.
    Doch Patience war dagegen. »Wenn sich das Zeug, das er nimmt, mit Cannabis mischt, könnte es zu weiß Gott was für einer Reaktion kommen. Paranoia oder eine tiefe Depression, nehme ich an.«
    Sie war ohnehin gegen Drogen, nicht nur gegen die verbotenen. Sie wusste, dass es für einen Arzt die bequemste Methode war, einfach ein Rezept auszustellen. Valium, Schlaftabletten, was auch immer. Überall in Schottland schluckten Menschen Tabletten, als wären es Nahrungsmittel, und besonders die, die am dringendsten Hilfe brauchten. Die Ärzte redeten sich ständig auf ihre Überlastung hinaus und sagten, was sollen wir anderes tun?
    »Möchtest du, dass ich vorbeikomme?«, fragte sie plötzlich. Das war ein großer Schritt auf ihn zu, und Rebus wollte, dass sie es tat, doch es war schon fast neun.
    »Nein, aber ich weiß dein Angebot zu schätzen.«
    »Na schön, versuch ihn nicht zu lange allein zu lassen. Er schläft, um etwas zu verdrängen, dem er sich stellen müsste.«
    »Wiedersehen, Patience.« Rebus legte den Hörer auf und zog sich an.
    Warum hatte er ausgerechnet das Hafenviertel von North Queensferry als Treffpunkt ausgesucht? Nun ja, war das nicht offenkundig? Er stand neben der Hütte, zu der man Michael gebracht hatte. Ihm wurde langsam kalt. Er war zu früh, und Deek kam natürlich zu spät. Doch das störte Rebus wenig. So hatte er Zeit, die Eisenbahnbrücke zu betrachten und sich zu fragen, was für ein Gefühl es sein müsste, mitten in der Nacht über das Geländer hinuntergelassen zu werden. Wie man stumm in seinen Knebel brüllte, während einem der Sack vom Kopf gezogen wurde, und in den Abgrund starrte. Genau das tat Rebus jetzt, obwohl er sich auf Meeresspiegelhöhe befand. Er starrte in den Abgrund.
    »Kalt, was?« Deek Torrance rieb sich die Hände.
    »Danke übrigens für den kleinen Scherz neulich abends.«
    »Äh? Ach so, das.« Torrance grinste. »›King of the Road‹.«
    »Hast du sie?«
    Deek klopfte auf seine Manteltasche. Er war nervös, und das mit gutem Grund. Schließlich verkaufte man nicht jeden Tag einem Polizisten eine illegale Schusswaffe.
    »Dann lass mal sehen.«
    »Was? Hier draußen?«
    Rebus blickte sich um. »Hier ist doch keiner.«
    Deek biss sich auf die Lippen, dann nahm er schicksalsergeben die Waffe aus der Tasche und gab sie John Rebus.
    Das Ding hatte ein ziemliches Gewicht, lag aber bequem in der Hand. Rebus steckte es in seine geräumige Tasche. »Munition?«
    Das Klappern der Kugeln in der Schachtel erinnerte an eine Babyrassel. Rebus steckte sie ebenfalls ein, dann griff er in die Gesäßtasche seiner Hose und nahm das Geld heraus.
    »Willst du’s nachzählen?«
    Deek schüttelte den Kopf, dann deutete er auf die andere Straßenseite. »Ich würd dir allerdings gern ’nen Drink spendieren, wenn du magst.«
    Gegen einen Drink hatte Rebus nichts einzuwenden. »Ich pack das hier nur schnell weg.« Er schloss sein Auto auf und schob Waffe und Munition unter den Fahrersitz. Beim Aufrichten merkte er, dass er zitterte und dass ihm ein wenig schwindlig war. Ein Drink wäre gut. Außerdem hatte er Hunger, doch bei dem

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