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Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Verschlungene Wege: Roman (German Edition)

Titel: Verschlungene Wege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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fünfzig im Umkreis von hundert Kilometern, die noch nicht mit ihm geschlafen hat. Schlampe bleibt Schlampe – egal, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelt.«
    Sie zuckte die Achseln und musterte noch einmal eingehend Reeces Gesicht. »Wie dem auch sei, du siehst wirklich fertig aus.«
    »Ich hab einfach schlecht geschlafen, sonst nichts. Die erste Nacht an einem neuen Ort, und dann noch ein neuer Job. Das sind die Nerven.«
    »Keine Sorge«, meinte Linda-Gail und machte die Tür auf. »Wir beißen nicht.«
    »Ich hab mich schon gefragt, ob ihr den ganzen Tag draußen rumstehen wollt. Ich werdet hier nicht fürs Quatschen bezahlt.«
    »Meine Güte, Joanie, es ist fünf nach sechs. Das kannst du mir gern vom Lohn abziehen. Apropos Lohn – hier ist dein Anteil am Trinkgeld, Reece.«
    »Mein Anteil? Ich hab doch gar nicht gekellnert.«
    Linda-Gail steckte Reece einen Umschlag zu. »Das ist bei uns so üblich, der Koch bekommt zehn Prozent aller Trinkgelder. Wir kriegen das Trinkgeld zwar fürs Kellnern, aber wenn das Essen nicht schmeckt, ist es nicht ansatzweise so viel.«
    »Danke.« Jetzt war sie wenigstens nicht mehr vollkommen pleite, dachte Reece, während sie den Umschlag in ihre Tasche steckte.
    »Gib’s nicht gleich wieder aus.«
    »Seid ihr jetzt endlich fertig?« Joanie stützte sich mit verschränkten Armen auf den Tresen. »Deck fürs Frühstück ein, Linda-Gail. Und du, Reece, meinst du, du kannst deinen mageren Hintern in die Küche bewegen und anfangen zu arbeiten?«
    »Jawoll, Ma’am. Ach so, und nur damit Sie’s wissen«, sagte sie, während sie um den Tresen herumging, um sich eine Schürze zu nehmen. »Ihr Sohn ist äußerst charmant, aber ich hab die Nacht allein verbracht.«
    »Der Junge lässt nach.«
    »Das würde ich so nicht sagen. Trotzdem habe ich vor, auch weiterhin allein zu schlafen, solange ich in Angel’s Fist bin.«
    Joanie stellte eine Schüssel mit Pfannkuchenteig auf die Seite. »Wieso, hast du was gegen Sex?«
    »Nein, im Gegenteil.« Reece ging zur Spüle, um sich die Hände zu waschen. »Sex steht momentan nur nicht sehr weit oben auf meiner Liste.«
    »Das muss aber eine armselige Liste sein. Weißt du, wie man Huevos Rancheros macht?«
    »Kein Problem.«
    »Die sind bei uns sonntags sehr beliebt. Genauso wie Pfannkuchen. Dann leg mal los und brate Speck und Würstchen. Gleich kommen die ersten Gäste.«
    Kurz vor Mittag drückte ihr Joanie einen Teller mit einem Stapel Tortillas, Rührei und Speck in die Hand. »Los, nimm das, und geh damit ins Hinterzimmer. Setz dich und iss.«
    »Das reicht locker für zwei Personen!«
    »Ja, und beide sind magersüchtig.«
    »Ich bin nicht magersüchtig.« Sie stach mit der Gabel in das Rührei, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.
    »Geh nach hinten in mein Büro und setz dich hin. Du hast zwanzig Minuten.«
    Sie kannte das Büro, das diesen Namen allerdings kaum verdiente.
    »Hören Sie, ich habe ein Problem mit engen Räumen.«
    »Angst vor der Dunkelheit und noch dazu klaustrophobisch. Du bist ja das reinste Nervenbündel. Dann setz dich eben an den Tresen. Du hast immer noch zwanzig Minuten.«
    Sie gehorchte und setzte sich an das eine Ende des Tresens. Kurz darauf stellte ihr Linda-Gail eine Tasse Tee hin und zwinkerte ihr zu.
    »Hallo, Doc.« Linda-Gail wischte über den Tresen und schenkte dem Mann, der sich gerade auf den Hocker neben Reece gleiten ließ, ein freundliches Lächeln.
    »So wie immer?«
    »Das Sonntags-Cholesterol-Spezial, Linda-Gail. Das ist meine Form von Abenteuer.«
    »Sollst du haben. Joanie«, rief sie, ohne die Bestellung zu bonnieren, »der Doc ist hier! Doc, das ist Reece, unsere neue Köchin. Reece, darf ich vorstellen? Doc Wallace. Er behandelt jedes deiner Wehwehchen. Aber lass dich ja nie von ihm zum Poker überreden. Da zieht er dich über den Tisch.«
    »Na hör mal, wie soll ich denn die Neuankömmlinge ausnehmen, wenn du solche Sachen über mich verbreitest.« Er rutschte auf seinem Hocker herum und nickte Reece freundlich zu. »Ich hab schon gehört, dass Joanie jemand Neues in der Küche hat. Und, wie läuft es so für Sie?«
    »So weit ganz gut.« Sie zwang sich daran zu denken, dass er keinen weißen Kittel trug und nicht mit der Spritze auf sie losging. »Ich mag die Arbeit.«
    »Bei Joanie’s gibt’s das beste Sonntagsfrühstück in ganz Wyoming. Das Hotel wirbt zwar mit einem großen Frühstücksbüfett für Touristen, aber wer sich auskennt, trägt sein Geld hierher.«

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