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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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stundenlang nicht rühren können.«
    »Oh, Entschuldigung.«
    »Hach, schon gut. Hätte wohl zuerst sagen sollen, wohin du zielen sollst. So viel noch: Soweit ich weiß, wirkt so ein Zauber stärker, wenn du den Kopf oder den Rumpf triffst, weniger stark bei Armen oder Beinen, also ist genaues Zielen wichtig. Und jetzt genug davon.« Er stapfte zurück hinter den Tresen, holte einen Rucksack hervor und packte die Vorräte ein, nahm zwei große Holzflaschen, die er draußen mit Wasser füllte, und bereitete dann an einer Kochstelle einen Brei als Frühstück.
    Er sprach dabei nicht viel und Tristan wollte ihn nicht weiter löchern. Das Bild der toten Frau geisterte noch immer in seinem Kopf herum und die Möglichkeit, dass es Papa vielleicht genauso ergangen war, machte ihm Angst.
    Um sich abzulenken, probierte Tristan den Lichtzauber noch mehrmals aus und beim dritten Mal schaffte er es, durch Strecken der Finger das Wachsen der Leuchtkugel zu stoppen, sodass er sie brennen lassen konnte, ohne sich die Hand zu versengen.
    Schließlich brachte ihm Martin den Brei und setzte sich selbst mit einer Portion zu ihm. Tristan stürzte sich mit Heißhunger darauf, und erst beim vierten oder fünften Löffel begann er sich zu fragen, was er da überhaupt aß. Es erinnerte ihn ein wenig an Kartoffelpüree, war aber irgendwie fester und schmeckte süßlich. »Was ist das?«
    »Bankelmus«, schmatzte Martin. »Die Bankel ist eine Knolle ähnlich unserer Kartoffel, kannst du am besten mit der Süßkartoffel vergleichen, schmeckt auch so ähnlich. Fabelhaftes Ding, wächst fast überall und rasend schnell. Hunger kennen die daher hier in Nasgareth nicht.«
    Als sie aufgegessen hatten, ging Tristan noch einmal in sein Zimmer und holte seine Tunika und seinen Rucksack, füllte seine Wasserflasche auf und folgte Martin im frühen Morgengrauen zum Stall. Der musterte ihn grinsend.
    »Was denn?«, fragte Tristan. »Ich kann reiten, ehrlich. Meine Schwester hat so lange gequengelt, bis sie ein Pferd haben durfte – also nicht allein, du weißt schon, so als Reitbeteiligung. Und dann durfte ich auch mal und fand das ganz cool. Ich kann gut mit Pferden, pass auf …«
    Tristan hatte den Stall gesehen und eilte darauf zu, schnalzte mit der Zunge, um die Pferde anzulocken, und stellte sich ans Tor. »Na kommt«, rief er. Als sie kamen, sprang er kreischend zurück, stolperte über seine eigenen Füße und fiel rücklings auf den Weg. Martin schlug sich vor Lachen auf die Schenkel. Verdattert starrte Tristan auf die beiden Köpfe, die ihm aus dem Stall entgegen blickten. Das waren keine Pferde, sie sahen ein wenig aus, wie die Raptoren aus einem Dinosaurierfilm, den er gesehen hatte, etwa mannshoch, mit langen Hälsen und großen Köpfen voller Zähne. Sie stießen Quietsch- und Zischlaute aus und musterten ihn mit schief gelegtem Kopf.
    »Herrlich«, Martin wischte sich die Tränen aus den Augen. »Du solltest dein Gesicht sehen.«
    »Aber …«
    »Ich hab nur von Reiten gesprochen, von Pferden hab ich nichts gesagt.« Martin ging selbstsicher zu den Tieren und tätschelte ihnen die Köpfe. Sie stupsten ihn an und er holte etwas aus seiner Tasche und gab es ihnen zu fressen. »Das sind Nobos«, erklärte er. »Die benutzen hier alle als Reittiere. Sehr schnell, aber leider wechselwarme Tiere, so wie Leguane, daher kannst du sie im Dunkeln nicht reiten. Die sind dann nur träge und bewegen sich kaum, wenn du sie nicht gerade einer Gefahr aussetzt. Erstaunlich, dass sie schon so munter sind, wo die Sonne gerade erst aufgeht. Komm, hilf mir sie zu satteln.«
    Er schleppte aus einem Nebenraum zwei komisch aussehende Sättel heran und warf Tristan einen davon zu. Dann öffnete er den Verschlag und trat zu den Nobos in den Stall. »Keine Angst, die sind völlig harmlos, Pflanzenfresser.« Mit geübten Handgriffen sattelte er eines der Tiere. Sie sahen auch sonst sehr wie kleine Dinosaurier aus, hatten kurze, stummelige Arme und lange, sehr kräftige Beine. Ihre Haut war grünlich geschuppt und ein Kamm aus harten, etwa handtellergroßen Platten verlief von der Stirn bis zum Schwanz. Der Sattel hatte drei große Schlaufen, die den Echsen um den Bauch gelegt wurden, und der Sitz, der ein dickes Kissen hatte, wurde zwischen zwei der Kammplatten gehakt und saß dann relativ fest. Ein Zaumzeug wurde um die Köpfe der Nobos gelegt und verlief durch zwei große Griffe des Sattels, die weit vorragten und am Hals der Tiere anlagen.
    »Xodo, Xodo«,

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