Verschollen
entfernen. Oder der Nekromant nutzt seine Kräfte, um dem Untoten einen eigenen Geist zu geben, der aber keinen freien Willen kennt und die Befehle, die er erhält, strikt ausführt. Das kostet den Nekromanten viel Kraft und irgendwann muss er den Untoten sterben lassen – wenn man das so nennen kann – so wie ihr einen Schild nicht mehr aufrecht erhalten könnt. Ja, Katmar?«
»Heißt das, wenn man den Nekromanten tötet, vergehen auch alle Untoten, die er erschaffen hat?«, fragte Katmar.
»Ganz recht«, nickte Brenda. »Aber in der Regel wird er sich nicht bei den Untoten aufhalten. Deshalb will ich euch heute erklären, wie ihr gegen Untote kämpfen müsst.
Das Wichtigste ist zu wissen, mit welcher Art von Untoten ihr es zu tun habt. Die zweite Sorte, die ich euch eben beschrieben habe, ist dumm, langsam und eigentlich kein ernst zu nehmender Gegner. Wird der Untote aber von einem Lebenden gelenkt, seid auf der Hut, dann habt ihr einen intelligenten Gegner vor euch, der zwar durch seinen toten Körper in seiner Beweglichkeit eingeschränkt ist, dafür aber auf seinen Leib auch keine Rücksicht nehmen muss.
Denkt immer an diese Regel: Einen Untoten kann man nicht töten, nur kampfunfähig machen. Ob ihr ihnen die Köpfe abschlagt, ihr Herz durchbohrt, sie verbrennt, lähmt, oder was auch immer, das wird sie nicht aufhalten. Ihr Herz ist längst verrottet oder schlägt zumindest nicht mehr, sie atmen nicht, sie sehen nicht mit ihren Augen, sie hören nicht mit ihren Ohren und sie denken nicht mit ihrem Kopf. Wie sie ihre Umgebung wahrnehmen, wissen wir nicht genau, aber ihren toten Leib brauchen sie dafür nicht.
Um sich zu bewegen und zu kämpfen, brauchen sie ihren Körper aber sehr wohl. Schlagt ihnen Arme und Beine ab, und sie werden bewegungslos liegen bleiben. Meistens zumindest. Deshalb: Steht ihr ihnen mit dem Schwert gegenüber, zielt nicht auf den Kopf oder den Torso wie beim Kampf mit einem lebendigen Gegner.«
»Aber dieses Skelett, das wir in Nephara gesehen haben«, fragte Martin, »wie werden dessen Knochen überhaupt zusammengehalten?«
Brenda seufzte. »Das ist uns auch ein Rätsel und solche Skelette sind es auch, die sich manchmal abgeschlagene Extremitäten selbst wieder anfügen können. Gegen solche Untote kann man nicht gewinnen, da bleibt nur die Flucht.«
»Und welche Zauber wirken gegen Untote?«, fragte Keldra.
»Dazu wollte ich noch kommen. Feuer-, Blitz- und Lähmzauber sind völlig wirkungslos. Von den Zaubern, die ihr Paladjur wirken könnt, sind die Schockwelle oder der Schockstrahl am effektivsten, gleichwohl ihr die Untoten damit nur aufhalten, aber nicht verletzen könnt. Schildzauber erfüllen als Defensivzauber auch ihren Zweck. Und das ist leider schon alles, was wir davon wissen, wie gesagt, es sind Jahrhunderte vergangen.
Das Wichtigste aber ist, dass ihr euch von ihrem Anblick nicht schockieren lasst. Es sind nicht wirklich lebende Tote, keine Geister, dahinter stecken Zauberer wie wir. Führt euch das immer vor Augen, denn die Furcht ist die schrecklichste Waffe, die die Untoten ins Feld führen.«
9
NACH DEM MITTAGSMAHL trafen sich die Schüler aber auch einige der älteren Paladjur wieder vor der Scheune, um mit Ilgar zu trainieren. Doch schon nach wenigen Minuten wurde Tristan in den Ratssaal gerufen, wo die Paladine, Lord Noldan und ein weiterer Vanamir sowie zwei Menschen warteten. Die beiden Menschen waren sehr unterschiedlich gekleidet, der eine trug eine dunkelblaue Uniform, darüber einen Lederharnisch und ein Schwert an der Seite. Er war schon älter und sein Gesicht von Narben gezeichnet. Ein Rangabzeichen prangte an seinem linken Oberarm und Tristan nahm an, dass er so etwas wie ein General war. Der andere Mensch war in weite, prunkvolle Gewänder gehüllt und trug einen Goldreif auf dem Kopf, das musste Fürst Sildar sein.
Den Gnom sah Tristan erst, als er näher kam, denn die kleine Gestalt war von Jessica verdeckt worden. Er wurde ihm als Lisor vorgestellt, die beiden Menschen waren wie vermutet Fürst Sildar und General Ilos, der zweite Vanamir war Hochlord Malron, einer der Anführer der Vanamiri auf Nasgareth.
Lisor war für Tristan eine Überraschung. Er hatte sich eine zwar kleine, aber kompakte und massige Gestalt mit wallendem Bart, tiefer Stimme und Axt oder Kriegshammer vorgestellt. Statt dessen war Lisor von schmächtiger Statur, Größe und Körperbau erinnerten eher an ein Grundschulkind. Das Gesicht war aber
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