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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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ernst. »Richtig, aber es ist eine uralte Regel, das kein Paladin es tragen darf. Es gab Neid unter den ersten Paladinen, sogar Mord und Totschlag, weil sie es sich gegenseitig nicht gönnten. Und es soll wohl auch einen gewissen psychischen Effekt auf den Träger haben, ihn zum Beispiel risikobereiter machen, habe ich gehört. Auch das wäre für den Anführer der Paladine nicht immer von Vorteil.
    Aber davon abgesehen ist es auch zerbrechlich. Stell dir vor, der Schwertstreich eines Gegners würde es spalten oder es fiele dem Feind in die Hände. Es zu verstecken ist der beste Weg. Sein Einfluss reicht so immer noch fast über die gesamte Insel.«
    »Und wer weiß von dem Versteck?«
    »Nur wir Paladine. Nicht einmal die Paladjur dürfen es erfahren. Mindestens einmal in jedem Jahrzehnt wird das Amulett woanders hingebracht, für alle Fälle. Bald ist es wieder soweit.«
    »Und Smurk? Ich meine, muss der nicht fressen? Der kann doch nicht immer nur in der Höhle rumhängen.«
    Jessica schmunzelte. »Drachen sind sehr seltsame Wesen. Sie fressen gern, obwohl sie keine Nahrung brauchen, und sie leben ewig und schlafen viel. Smurk wacht nur auf, wenn sich jemand der Höhle nähert, ansonsten schlummert er vor sich hin. Ob es ihm trotzdem langweilig wird, wer weiß?«
    Jessica brachte Tristan während des Marsches viele Zauber bei und ließ ihn immer wieder üben, diese so schnell wie möglich auszuführen. Er machte gute Fortschritte und seine Stimmung hellte sich auf, dennoch ging er Tiana und Vinjala aus dem Weg und lief ganz am Ende der langen Kette, wo er mit Martin und Jessica zusammenblieb, die ihm auch viel über Nasgareth erzählten und meist geduldig seine vielen Fragen beantworteten.
    »Wie ist das mit den Sprachen?«, fragte Tristan zum Beispiel am Nachmittag des zweiten Tages. »Martin hat mir erklärt, dass die Menschen hier eine andere Sprache sprechen und wir sie trotzdem verstehen können. Aber wie ist das mit uns Paladinen? Welche Sprache sprechen wir? Ich meine, Pierre ist doch Franzose, Brenda kommt aus England und so weiter.«
    »Tja, mehr als Martin kann ich dir dazu auch nicht sagen, es ist ein großes Mysterium. Einmal, vor ein paar Jahren, hat ein Paladin ein Tonbandgerät hergebracht, so ein kleines Diktiergerät. Damit hat er versteckt einige Gespräche aufgenommen. Hier sprachen scheinbar alle dieselbe Sprache, aber als er das Band auf der Erde abspielte, waren die Worte der Paladine plötzlich englisch, französisch oder deutsch und die eines Paladjur völlig unverständlich.
    Niemand weiß, wieso wir einander trotzdem verstehen, genauso wie niemand erklären kann, wie wir, ohne mehr Muskeln zu haben, plötzlich mehr Kraft und Ausdauer verliehen bekommen oder wieso bei allen genau die gleichen Zaubermale erscheinen. Es gibt nur eine Legende, die auch erklären würde, warum wir alle Einheimischen verstehen, außer den Gnomen.
    Nach dieser Legende wurden die Portlets von den Vanamiri geschaffen, die damals einen erbitterten Krieg gegen die Gnome führten. Sie sollen Hilfe gesucht haben und mit den Portlets zur Erde gereist sein. Natürlich waren die Portlets mit allerlei Zaubern versehen und einer davon sorgt dafür, dass die, die das Portal benutzen, alle Sprachen verstehen, die hier gesprochen werden, außer eben jene der Gnome. Aber ob das stimmt?« Sie zuckte mit den Schultern. »Überleg mal. Die Archäologen haben das Portlet vor knapp 100 Erdenjahren gefunden. Das sind nach hiesiger Zeitrechnung fast siebenhundert Jahre und wer weiß, wie lange es damals schon in Ägypten lag. Genug Zeit für allerlei Legendenbildung.«
    Tristan grübelte eine Weile über ihre Worte. »Das verstehe ich nicht. Siebenhundert Jahre und die Menschen leben hier immer noch wie im Mittelalter. Warum gibt es hier keinen Fortschritt? Ich meine Industrie, Elektronik und sowas?«
    »Das liegt auch an der Magie«, schaltete sich Martin in das Gespräch ein. »Wer braucht z.B. Glühbirnen, wenn er sich Licht herbeizaubern kann? Die meisten Gelehrten hier sind Magier, Druiden oder Alchemisten. Und da denen andere Dinge zu Gebote stehen als den Forschern bei uns zuhause, forschen sie eben auch in andere Richtungen. Soweit ich weiß, hat sich in der Alchemie zum Beispiel eine Menge getan in den letzten Jahrzehnten.«
    »Nur die Gnome sind an sowas wie Technik interessiert«, erklärte Jessica. »Aber sie haben in ihren Tunneln wieder ganz andere Bedürfnisse. Sie tragen normalerweise keine Kleider, denn in ihren

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