Verschollen
überfallen wurden, die Gruppe wird dort in die Unterwelt eindringen und die Armee den Ausgang hinter ihnen verschließen und dann hierhin ziehen.« Er deutete auf die Karte.
»Und wo sollen wir wieder herauskommen?«, fragte Jessica.
»Dieser schmale Tunnel hier, ist der breit genug für Menschen?« fragte Johann an Lisor gewandt.
Der nickte. »Gut«, fuhr Johann fort. »Dann lassen wir diesen und diesen Ausgang offen, sie sind nicht weit entfernt. Und zur Not müsst ihr eben weiter nach Osten marschieren, die Armee wird sich zunächst um die Tunnel im Westen der Insel kümmern. Wie lange wird es dauern, bis die Armee aufmarschiert ist?«
»Unsere Truppen sammeln sich bereits vor Nephara, ein weiteres Bataillon hat Order sich von Dulbrin aus in Marsch zu setzen und uns in Kreuzstadt zu treffen«, antwortete der General.
»Die Kämpfer unseres Volkes können auf dem Weg durch den Wald zu euch stoßen«, ergänzte Hochlord Malron.
»Nun gut, dann sollten wir keine Zeit verlieren und gleich morgen aufbrechen. Der Marsch bis zum Schlachtfeld wird sicher vier bis fünf Tage in Anspruch nehmen. Bereitet euch und eure Kämpfer gut vor und mögen die Götter uns gewogen sein.«
Die Runde löste sich auf, Tristan blieb aber mit Jessica und Johann am Tisch.
»Dein Entschluss ist sehr mutig«, lobte Johann ihn mit ernster Miene, nachdem alle den Raum verlassen hatten. »Doch wenn dein Herz schneller war als dein Hirn und du den Entschluss bereust, dann sag es. Niemand wird dir einen Vorwurf daraus machen.«
»Ich bleibe dabei«, erwiderte Tristan. »Sicher ist es ja doch nirgendwo mehr.«
»Fürwahr«, murmelte Johann. »Wen wollt ihr mitnehmen?«
Jessica hob die Schultern. »Ich war lange nicht in Nuareth und kenne die Paladjur kaum, die derzeit hier sind. Aber ich hoffe, dass Martin uns begleiten wird.«
Johann nickte. »Da bin ich sicher, auch wenn es für ihn dort unten ein wenig eng werden könnte. Ilgar und Katmar solltet ihr außerdem mitnehmen, sie sind erfahrene Kämpfer. Keldra möchte ich gern hier behalten, als meine Adjutantin, aber Simiur könnte mit euch gehen und überdies zwei weitere Paladjur, die mit den Schildzaubern vertraut sind. Fragt am besten Keldra, wer am ehesten infrage kommt.« Er schüttelte traurig den Kopf und seine Gestalt schien in sich zusammen zu sinken. Die Autorität, die er eben in der Sitzung ausgestrahlt hatte, verblasste. »Schade, dass ich euch keine Hilfe mehr sein kann. Die Schlacht von Nephara hat mir doch deutlich meine Grenzen aufgezeigt«, murmelte er.
Jessica und Tristan schwiegen betreten, während Johann düster auf die Tischplatte starrte. Schließlich erhob sich der alte Meister schwerfällig und wedelte mit der Hand in Richtung Tür. »Geht, ihr habt viel zu tun.«
Tristan folgte Jessica zur Scheune, wo Keldra eine Übung ihrer Schüler beobachtete. »Johann schickt uns«, eröffnete Jessica. »Wir brauchen noch zwei Paladjur für unsere Gruppe, die sich besonders mit Schildzaubern auskennen.«
Keldra lächelte. »Ich komme gern mit, auch wenn ich nicht weiß, worum es geht.«
»Wir wollen mit einer kleinen Gruppe in die Unterwelt vordringen und nach den anderen Paladinen suchen. Tristan und ich werden sie anführen, dazu Martin, Ilgar, Katmar und Simiur.« Jessica hob bedauernd die Hände. »Dich möchte Johann aber gern als Adjutantin hier behalten.«
Keldras Lächeln erlosch, die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. Aber dann straffte sie sich und nickte. »Nun gut. Einige der Schüler haben sich in der Schlacht von Nephara bewährt, aber besonders haben sich Tiana und Vinjala hervorgetan, vor allem bei der Rettung Tristans vor den Untoten.«
Jessica hob zweifelnd die Brauen. »Aber sie sind doch noch Kinder?«
Keldra zuckte mit den Schultern. »Ihr habt nach den besten Schildzauberern gefragt, nicht nach den ältesten.« Sie lächelte und nahm ihren Worten damit die Schärfe. »Soll ich sie rufen?«
Jessica zögerte kurz und Tristan hoffe schon, dass er nicht mit Tiana würde gehen müssen, aber dann nickte sie doch. Keldra rief die beiden und sie kamen herbei. Tristan fiel auf, wie unterschiedlich sie auch diesmal reagierten. Tiana kam mit forschem Gang und neugierigem Gesichtsausdruck auf sie zu, Vinjala hatte hingegen den Blick schüchtern gesenkt.
Beide verneigten sich vor Jessica und sie erklärte ihnen in knappen Worten, worum es ging. »Auch wenn ich ein Paladin bin, ihr müsst nicht denken, dass ihr meiner Bitte folgen
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