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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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Tunneln ist es sowieso fast dunkel. Sie ernähren sich von Würmern oder anderem Erdgetier, das sie züchten. Die Technik brauchen sie nur, um Tunnel zu graben, dafür haben sie Maschinen da unten. Doch auch die brauchen keinen Strom oder Benzin, sie laufen dank der Gnomenmagie.«
    »Aber trotzdem«, beharrte Tristan, »was ist zum Beispiel mit der Medizin? Wollen sie denn keine Krankheiten besiegen?«
    »Die Leute hier sind anders«, erklärte Martin. »Sie ergeben sich mehr in ihr Schicksal, nehmen es als gegeben hin. Und was hat uns auf der Erde der ganze Fortschritt denn gebracht? Überbevölkerung und hungernde Kinder, Umweltzerstörung, Krieg um Rohstoffe. Hier hungert normalerweise keiner und die Umwelt ist intakt.« Er verzog den Mund. »Nur Kriege gibt es hier leider auch.«
    Tatsächlich schlängelte sich die Straße durch einen nicht enden wollenden Wald mit großen, saftig grünenden Bäumen. An kleinen Kreuzungen lagen Herbergen und Wirtshäuser, hin und wieder kamen sie auch durch ein kleines Dorf, aber die erste große Siedlung, auf die sie trafen, war bereits Kreuzstadt. Die Straße hatte sie nach Norden geführt, der Vulkan Iphigon, an dessen Fuß Tharlan lag, reckte sich nun im Südosten gen Himmel. Es war gegen Mittag des dritten Tages, als der Wald lichter wurde. Die Straße erklomm westwärts einen kleinen Hügel und auf dessen Kuppe war der Blick frei auf einen Talkessel mit einem See im Süden, an dessen Ufer entlang die Straße nach Westen verlief. Hier hatten die Menschen den Wald zurückgedrängt, Felder und Wiesen umgaben das Städtchen, das sich an das nördliche Ufer des Sees schmiegte. Nach Nordwesten hin verengte sich der Talkessel zu einer schmalen Schlucht und dort stürzte ein Fluss in einer Kaskade hinab in den Kessel und zum See. Seinem Bett folgte eine weitere Straße, die von der Stadt nach Norden führte und sich dort in Serpentinen nach oben wand. Nahe der Stadt kreuzten sich diese beiden großen Straßen der Insel, die West-Ost-Straße, auf der sie reisten und die Nord-Süd-Straße, die im Süden zu kleineren Ortschaften und gen Norden nach Dulbrin führte, erklärte Martin. Daher stammte auch der Name der Stadt.
    Kreuzstadt war ganz anders als Nephara mit seinen schwarzen, trutzigen Mauern. Die Stadtmauer hier war niedrig und aus sandfarbenem Stein, der in der Sonne hier und da glitzerte. Im Näherkommen sah Tristan, dass auch die Häuser innerhalb der Mauern anders waren, heller, größer und prachtvoller. Einige viereckige Gebäude stachen heraus, die sich an der Ostmauer drängten.
    »Kreuzstadt ist eine reine Händlersiedlung«, dozierte Martin. »Es begann mit einem Wirtshaus, wo sich die Händler auf der Durchreise trafen und Geschäfte abschlossen. Daraus wurde ein Markt, ein Dorf und dann eine Stadt, deren Einwohner bis heute sehr, sehr wohlhabend sind. Die großen Gebäude, die du da siehst, sind die Lagerhäuser. Die Händler bringen ihre Waren von weit her bis nach Kreuzstadt und verkaufen sie dann hier, andere kommen her, um zu kaufen. Die ganze Stadt ist ein einziger riesiger Markt.«
    Sie gingen nach wie vor am Ende der langen Soldatenschlange und so hatten die Ersten schon begonnen, ihre Zelte aufzuschlagen, als sie endlich am Stadtrand ankamen. »Bleiben wir lange hier?«, fragte Tristan.
    Martin zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Wir müssen unseren Proviant aufstocken und auf die Gnomenheldin warten, die uns in der Unterwelt führen soll. Außerdem sollte auch das Bataillon aus dem Norden noch eintreffen, sie bringen ja auch die Feuerfässer der Gnome mit. Sieht nicht so aus, als wären sie schon da, auf sie werden wir also sicher warten.«
    »Und was machen wir hier so lange?«
    Martin rieb sich voller Vorfreude die Hände. »Es gibt hier wirklich gute Tavernen – und ich glaube, für kleine Jungs wie dich haben die auch Säfte, Milch und sowas.« Er schlug Tristan gutmütig auf die Schulter.
     
    Am späten Nachmittag streiften Martin und Tristan durch die Straßen der Stadt. Es herrschte einiger Aufruhr angesichts der vielen Soldaten, die sich ebenfalls nach Zerstreuung und Erholung umsahen. Vor einem schönen Holzhaus hatte sich sogar eine Schlange von männlichen Kämpfern gebildet. Tristan wollte schon fragen, warum, als ihm eine junge Frau mit sehr tief ausgeschnittenem Hemd auffiel, die sich aufreizend weit aus einem der Fenster lehnte und ihnen unmissverständlich zulächelte.
    Martin zeigte an dem Freudenhaus aber kein Interesse, sondern

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