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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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ihnen der Verwesungsgeruch schon früher um die Nasen. Ihr Weg führte sie zwischen zwei niedrigen Hügeln in ein sich verjüngendes Tal und der Gestank wurde bald unerträglich. Nur ein Teil der Truppe marschierte weiter, zwei Bataillone waren schon am Eingang des Tals abgespalten worden und die Hänge hinauf gezogen. Damals hatten einige der Soldaten gemurrt, dass sie nach dem tagelangen Marsch nun auch noch die steilen Hänge erklimmen mussten, nun aber beneideten viele der im Tal Gebliebenen sie darum.
    Als sie auf dem Schlachtfeld ankamen, war es selbst mit den Stofffetzen, die sie sich vor Mund und Nase hielten, kaum noch auszuhalten. General Ilos ließ die Truppe zügig weiter zum anderen Ende des Tals marschieren, wo auch der Tunneleingang liegen sollte, den sie suchten. Nur Jessicas Trupp, Brenda, Pierre, Rani und der General selbst blieben zurück.
    Nicht nur der Geruch, auch der Anblick, der sich ihnen bot, war alles andere als appetitanregend. Nobo-, Oger- und Wolfsmenschenkadaver in unterschiedlichen Stadien der Verwesung, teilweise schon von Aasfressern halb verzehrt, lagen überall herum.
    Als Vinjala sich übergeben musste, schickte Jessica sie mit Tiana, Ilgar und Katmar den anderen hinterher und wirkte Zauber, um die Übelkeit der Verbliebenen zu lindern. Tristan weigerte sich, zu gehen. Er wollte sehen, wo sein Vater gekämpft hatte, wollte sich selbst davon überzeugen, dass seine Leiche nicht hier irgendwo lag – und hatte furchtbare Angst, ihn vielleicht doch zu finden.
    Wo die Schlacht getobt hatte, war das Tal nur noch etwas mehr als hundert Meter breit, die Wände der Hügel waren steil und nur auf allen Vieren zu erklimmen. Genau diese Engstelle hatten die Feinde der Paladine für ihren Hinterhalt genutzt. Am Ein- und Ausgang zur Schlucht lagen vor allem Kadaver von Ogern und Wolfsmenschen, in der Mitte hingegen tote Nobos. Hier hatten die Paladine gekämpft und offenbar sehr tapfer, wenn man ihre geringe Zahl bedachte und demgegenüber die große Menge gefallener Gegner.
    »Irrsinn«, stieß der General hinter vorgehaltener Hand hervor. »Wie konnten sie sich nur in diese Schlucht locken lassen?«
    Pierre blickte erschüttert um sich und schüttelte auch nur den Kopf. Tristan stieß mit dem Fuß gegen etwas Hartes. Angeekelt stolperte er zurück, weil er dachte, es sei ein Knochen, dann aber hob er es auf. Eine Fackel. »Seht mal.«
    »Sie haben sie im Dunkeln hergelockt«, schloss Brenda. »Wahrscheinlich haben sie nicht einmal bemerkt, in welcher Gefahr sie schwebten, ehe es zu spät war.«
    So muss es gewesen sein, dachte Tristan bitter. Hinterhältig in die Falle gelockt. »Aber warum konnten sie nicht durchbrechen?«, überlegte er laut. »Mit der Schockwelle, so wie wir es in Nephara gemacht haben.«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Pierre. »Aber wir sollten vorsichtig sein. Unser Feind ist listenreich und vielleicht noch mächtiger als wir ahnen. Wo ist Andrews Grab? Ich möchte ihm die Ehre erweisen.«
    »Am Ausgang der Schlucht, dort, wo wir ihn fanden.« Jessica deutete nach vorn. »Ich glaube, er fiel, als sie den Durchbruch versuchten.« Sie führte sie zu einem schmalen Erdhügel, der etwas abseits von den Kadavern der Gegner lag. Pierre kniete am Grab des Knappen nieder.
    Tatsächlich war die Schlucht hier schon breiter und nur ein paar Meter weiter wichen die steilen Hügelwände wieder sanfteren Steigungen. Sie hätten es fast geschafft, dachte Tristan und sein Magen krampfte sich zusammen. Sein Blick fiel auf einen Nobo-Kadaver. Hier und da waren schon die Knochen freigelegt, aber am Hals war die Haut noch zu sehen. Einige schwarze Stacheln, die aus den Schuppen herausragten, erregten Tristans Aufmerksamkeit und er trat näher. Das waren keine Stacheln, sondern … »Kommt mal her«, rief er. Martin und Jessica traten zu ihm und er deutete auf seine Entdeckung. »Das sind doch …«
    »Blasrohrpfeile«, vollendete Jessica in ungläubigem Tonfall. Sie zog vorsichtig einen heraus und besah ihn genauer. Mit grimmiger Miene reichte sie ihn an Pierre weiter. »Sieh dir das an, Pierre. Da sind Runen eingraviert.«
    »Das erklärt einiges. Eine Gruppe von dreißig Paladinen und Knappen hätte sich eigentlich auch gegen Hunderte Gegner hier behaupten können. Aber wenn die Pfeile dank der Runen ihren Schutzschild durchdrangen …«
    »Die Frage ist vor allem, wer sie damit beschossen hat«, stellte Jessica fest.
    »Wieso?«, fragte Tristan verwirrt, angesichts der Kadaver

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