Verschollen
ist das.«
»Aber wer könnte es gewesen sein?«, beharrte Pierre.
»Menschen es waren. Mehr nicht sagen. Zeig Tunneleingang jetzt.«
Pierre brauchte einen Moment, um die Antwort zu verdauen, das sah Tristan an seinem verwirrten Gesichtsausdruck. Doch dann zeigte er auf zwei Höhleneingänge. »Zu diesem ersten ziehen wir mit unserer Armee. Ihr solltet daher diesen nehmen, er liegt eine Tagesreise im Norden.«
Nurif studierte die Karte eingehend, dann erhob er sich, neigte kurz den Kopf und sprang ohne ein Wort in die Finsternis. Der Kreis aus leuchtenden Augen löste sich auf, für einen Moment hörte man noch Gras rascheln und die Wolfsmenschen waren verschwunden.
Pierre rollte das Pergament zusammen und stand auf. »Menschen«, murmelte er ungläubig.
»Warum nicht?«, meinte Jessica. »Auch sie könnte Mardra gezwungen haben.«
»Aber gegen die Paladine? Sie betrachten uns doch als Halbgötter?«
»Glaubst du denn, Nurif lügt?«
Pierre hob die Schultern. »Ich weiß es nicht, aber wir werden es wohl so oder so bald erfahren. Auf jeden Fall müssen wir auf der Hut sein.«
Sie gingen zurück zum Lager, wo Tristan sich eng an ein Feuer schmiegte, so durchgefroren war er. Binnen weniger Augenblicke schlief er ein.
Bis zum Höhleneingang waren es nur wenige Stunden und sie erreichten den zwischen Bäumen versteckten Tunnel, der in einem Gebiet niedriger Hügel lag, noch vor Mittag. Jessicas Gruppe, Brenda, Pierre und der General besahen sich den Eingang genauer, während die Armee zurückblieb. Es war kein so beeindruckendes Portal wie das in Nephara, sondern gänzlich schmucklos gehalten. Moos und Kletterpflanzen waren am Eingang emporgewachsen. Der Boden war übersät mit Fußspuren, großen von Ogern und zierlicheren von Wolfsmenschen, ohne Zweifel waren aber auch Füße mit Schuhen über den morastigen Waldboden gegangen.
»Brenda und ich kommen mit euch auf den ersten paar hundert Metern. Wenn ihr direkt in eine Gruppe von Ogern lauft, ist es besser, wir sind dabei. General, verteilt die Armee bitte großflächig. Auf keinen Fall dürfen wir eingekreist werden. Aber stellt auch hier ein Bataillon auf.«
General Ilos nickte. »Ich lasse auch die Feuerfässer bereit machen.« Er entfernte sich.
Jessica zog ihr Schwert, beschwor eine Leuchtkugel und schritt forsch voran in den Tunnel, die anderen folgten. Das Tageslicht reichte nur ein Dutzend Meter weit, dahinter lag alles außerhalb des Lichtkreises der Leuchtkugel in schwarzer Finsternis. Jessica ließ die Kugel einige Meter vor sich her fliegen und folgte ihr vorsichtig.
Auch im Innern machte der Tunnel einen halb verfallenen Eindruck. Schutt bedeckte den Boden, sodass sie aufpassen mussten, wohin sie ihre Füße setzten, um nicht umzuknicken. Die Wände waren grob behauen.
Rani schnaufte entrüstet. »Ogerwerk«, grollte sie.
Pierre nickte. »Ja, sieht so aus, als hätten sie diesen Tunnel ausgebaut,« flüsterte er. »Wir müssen vorsichtig sein. Tiana, Vinjala, haltet einen Schildzauber bereit.«
Sie kamen nicht besonders schnell voran, doch schon nach wenigen Metern erreichten sie eine erste Abzweigung. Der einmündende Gang war deutlich schmaler, und als Pierre eine Leuchtkugel hinein sandte, bemerkten sie, dass die Wände dort eine feinere Oberfläche aufwiesen, ja hier und da sogar verziert waren. Dieser Gang verlief waagerecht, während der große Haupttunnel sanft bergab führte. Daher folgten sie diesem weiter, mussten nun aber auch ihren Rücken im Auge behalten.
Tristan zog seinen Umhang aus dem Rucksack und um seine Schultern. Draußen hatte die Sonne geschienen und während des Marsches war ihm warm geworden, aber hier unten war es kühl und die Luft klamm. Hier und da liefen Rinnsaale an den Wänden herab, fast überall tropfte es und es roch muffig.
Schließlich, sie mochten vielleicht etwas weniger als einen Kilometer weit gekommen sein, ließ Pierre sie anhalten. »Hier trennen sich unsere Wege.« Pierre fasste Jessica am Arm. »Viel Glück.« Er blickte in die Runde. »Euch allen. Geht zügig nach unten, wir lassen den Eingang sprengen, sobald wir oben sind, das könnte eine Menge Staub hierher wirbeln. Ich hoffe, dass wir damit eventuelle Wachen, die in den Tunneln patrouillieren, zu einem anderen Eingang locken. Möget ihr die Paladine finden.«
»Das werden wir«, sagte Jessica voll Zuversicht. »Euch auch viel Glück, Pierre.« Tristan sah Tränen in ihren Augenwinkeln schimmern, so als ob sie trotz des zur Schau
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