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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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gehen Weiber finden.«
    Pierre warf Jessica einen Blick zu, sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Pierre rieb sich das Kinn. Tristan beobachtete ihn gespannt. Dass ihre Armee unterwegs war, war kaum geheim zu halten, aber würde er auch verraten, was ihre Gruppe vorhatte?
    »Ich habe einen Vorschlag«, sagte Pierre. »Wir haben eine Karte, mit der ihr den Höhleneingang finden könnt, den ihr sucht.«
    Nurif legte den Kopf schief. Seine Augen verengten sich misstrauisch. »Was wollen dafür?«
    »Bei Tag können die Vanamiri für uns spähen, doch nicht bei Nacht. Ihr werdet uns des Nachts warnen, falls Feinde einen Angriff planen, und ihr versucht eure Brüder zu überzeugen, dass die Totengötter euch betrügen und sie nicht mehr für sie kämpfen sollen.«
    Nurif grollte leise. »Wann zeigen Karte?«
    »Wir ziehen zu dem Schlachtfeld, wo die Paladine gekämpft haben. Wenn wir sicher dort ankommen, zeigen wir euch die Karte.«
    »Gut«, knurrte Nurif. »Wenn die Feinde kommen, wir so heulen.« Er stieß einen auf- und abschwellenden Klagelaut aus, der fast eine Minute anhielt. Dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab und verschwand mit einem Satz in der Dunkelheit.
    Auch die Augen um sie herum verschwanden, sie waren wieder allein. Pierre drehte sich um und marschierte zurück zum Lager. Jessica, Tristan und Tiana folgten ihm, während der Vanamir ihnen nur zunickte und dann behende einen nahe stehenden Baum erklomm. Die vier gingen schweigend zurück, erst als die Feuer des Lagers in Sicht kamen, meinte Jessica: »Denkst du, es war klug, ihm so viel zu verraten?«
    »Was habe ich denn verraten? Dass hier eine Armee unterwegs ist, hört man auf eine Meile, wenn nicht mehr. Und dass wir Mardra herauslocken wollen und nicht nur zum Spaß nach Westen marschieren, wird auch einem Wolfsmenschen klar sein. Wichtig ist doch, dass Nurif und sein Rudel nicht durch dieselben Tunnel marschieren wie ihr. Wenn sie statt dessen anderswo in der Unterwelt für Unruhe sorgen, um so besser für euch.«
    So weit hatte Tristan gar nicht gedacht und bewunderte Pierre für seine taktische Weitsicht.
    Auch Jessica nickte anerkennend. »Du hast Recht. Aber dennoch sollten wir ihm nicht trauen.«
    Pierre hob die Schultern. »Das wird sich zeigen. Natürlich werden wir trotzdem Wachen aufstellen und uns nicht auf die Wolfsmenschen verlassen.«
    Zurück im Lager, wartete schon General Ilos auf sie. »Wo seid ihr gewesen?«, brauste er auf, sobald sie in Sicht kamen. Sein Gesicht war hochrot und seine Stimme ließ die sonst übliche Ehrerbietung für die Paladine vermissen. Als Pierre ihm erzählte, mit wem sie verhandelt hatten, besserte das seine Laune auch nicht. Es gab ein hitziges Wortgefecht zwischen den beiden, aber Tristan und Tiana gingen weiter.
    »Das war ganz schön unheimlich, oder?«, sagte sie. Erst jetzt lösten sich ihre Hände voneinander.
    »Was meinst du, das Gesicht des Generals?«
    Tiana lachte. »Ja, das auch. Aber ich meinte die Wolfsmenschen.«
    Tristan nickte. »Ganz geheuer war mir das auch nicht. Ob wir es wirklich bis ins Lager zurück geschafft hätten, wenn sie uns angegriffen hätten?«
    »Ich weiß nicht, aber ich glaube schon, sonst wäre Pierre das Risiko nicht eingegangen.« Sie gähnte hinter vorgehaltener Hand. »Jetzt muss ich aber wirklich schlafen. Gute Nacht, Tristan.«
    »Gute Nacht.« Gut gelaunt ging er weiter durch das Lager. Es war ein schönes Gefühl gewesen, so lange ihre Hand zu halten und sie zum Lachen zu bringen.
     
    Das Heulen der Wolfsmenschen begleitete sie auch am kommenden Abend, aber den Klageruf, den Nurif als Warnung ausstoßen wollte, hörten sie nicht und sie blieben auch unbehelligt. Schon nachmittags hatten sie den Wald hinter sich gelassen und wanderten nun über weite, leicht hügelige Wiesen, in denen nur hier und da ein paar einzelne Bäume standen. Es war keine Spur von Zivilisation zu sehen, keine Felder, keine Wege. Dafür ragte nun recht nah der westlichste der drei Vulkane auf.
    Sie rasteten lange, damit die Soldaten sich ausruhen konnten, denn am nächsten Tag würden sie das Schlachtfeld der Paladine erreichen und vielleicht dort erstmals auf Feinde treffen. Tristan verbrachte die lange Lagerzeit mit Jessica, ließ sich einige Zauber zeigen und versuchte sich weiter darin, blind die Male anzutippen, was aber nach wie vor oft misslang.
    Das Schlachtfeld erreichten sie am Nachmittag des darauf folgenden Tages, aber da sie gegen den Wind marschierten, wehte

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