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Verschollen

Verschollen

Titel: Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Benne
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auf den Weg. Alles in Ordnung Tristan?«
    Er löste sich aus Tianas Umarmung und nickte. Es war ihm etwas peinlich, dass er beinahe die Nerven verloren hatte, und er schaute betreten drein, doch Jessica gab ihm nur im Vorbeigehen einen aufmunternden Klaps auf die Schulter und ging nicht weiter darauf ein.

 
     
     
    14
     
     
    RANI LIEF WIEDER VORNEWEG, blieb aber in Sichtweite. Der Tunnel war hoch und breit und wand sich in einer Spirale nach unten. Solche Spiraltunnel gab es viele, Tristan hatte sie auf der Karte gesehen. Sie waren so etwas wie Treppenhäuser und verbanden Ebenen miteinander. Diese Tunnel bergab zu gehen war recht angenehm, Tristan wollte aber lieber nicht an den anstrengenden Wiederaufstieg denken, der ihnen später bevorstand. Sie gingen nun sicher schon ein paar Stunden bergab, und da Jessica die Rationen eingeschränkt hatte, knurrte Tristan der Magen.
    Sie hörten und sahen nichts mehr von Ogern und erreichten schließlich eine große Halle. Rani hatte sie eine Biegung zuvor warten lassen und die Höhle erkundet, aber keine Spur von Wachen entdeckt.
    Die Halle war früher wohl ein Gefängnis gewesen. In ihren Wänden lag eine Reihe von Zellen, deren Gitter mittlerweile verrostet waren. Doch es mündeten auch zwei weitere Tunnel in die Halle und an einer Wand lagen größere Wohnhöhlen, mit Fenstern, die keine Gitter aufwiesen. Vermutlich hatten dort die Wächter geschlafen.
    »Ist dies das Verlies, wo Mardra festgehalten wurde?«, wollte Jessica wissen.
    Rani schüttelte den Kopf und deutete auf einen der Tunnel. Es war nur ein Durchgang, wie sich zeigte, und er führte in eine riesige Höhle. Weder Decke noch Boden, noch die gegenüberliegende Wand waren zu sehen, und links und rechts verschwanden die Wände in den Schatten. Die Ausmaße der Halle waren nicht abzuschätzen. Vor ihnen, vielleicht zwanzig oder dreißig Meter entfernt, ragte aus dem Nichts eine Felseninsel, die über einen knapp zwei Meter breiten Sims mit dem Ausgang verbunden war, an dem sie standen. Die Insel war klein, vielleicht sechs mal sechs Meter, und ihr Boden glatt. Jessica schickte ihre Leuchtkugel voraus und erst da erkannten sie das Gitter, das in den Boden der Insel eingelassen war.
    »Sehen wir nach«, sagte Jessica, doch ihre Stimme klang weniger entschlossen als sonst. Dass keine Wachen hier waren, machte es höchst unwahrscheinlich, unwahrscheinlich, dass die Paladine hier gefangen gehalten wurden. Tristan sah jedenfalls in skeptische Gesichter. Dennoch folgten sie alle Jessica über den Sims zur Insel. Jeder wollte sehen, was sich unter dem Gitter verbarg, ob sie nicht doch Mardras Leiche dort vorfinden würden. Nur Rani blieb beim Ausgang zurück.
    Tristan wagte einen Blick über den Rand des Simses nach unten, doch das Licht reichte nicht weit genug, um den Boden des Abgrundes sichtbar zu machen. Als sie die Insel fast erreicht hatten, konnte er jedoch die gegenüberliegende Wand erkennen. Die Höhle schien beinahe rund zu sein, wie ein großer Zylinder, in dem ein Stempel herab gesaust war und bis auf die Insel in der Mitte alles niedergerissen hatte. Ihre Schritte hallten von den Wänden wider, Tristan kam sich vor wie in einer Kathedrale.
    Jessica marschierte geradewegs bis zum Gitter und starrte hinab. Die anderen traten neben sie und beobachteten voll gespannter Erwartung, wie die Leuchtkugel ihrer Anführerin hinab sank und mehr und mehr von dem Verlies ausleuchtete. Das rechteckige Gitter war massiv, die einzelnen Stäbe fast unterarmdick und so dicht nebeneinander, dass nicht einmal Tristans Fuß dazwischen gepasst hätte. Auf der ihnen gegenüberliegenden Seite waren Scharniere zu sehen, offenbar konnte man das Gitter nach unten klappen. An der Seite des Verlieses verliefen Stufen nach unten. Es war sehr tief, erst als die Leuchtkugel rund zehn Meter hinab geglitten war, konnten sie den Boden erkennen. Das Verlies war leer.
    Jessica seufzte und ging in die Hocke. Mit Daumen und Zeigefinger massierte sie ihre Nasenwurzel und versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen. Tristan fühlte sich hingegen erleichtert, denn er hatte doch befürchtet, die Leichen von Paladinen zu finden. Er wandte den Blick ab, schaute zum Rand der Felseninsel und runzelte die Stirn.
    Zwei lange, stelzenartige Dinger waren da am Rand aufgetaucht, haarig, oberschenkeldick – und sie schoben sich langsam vorwärts, tastend. Das waren Beine, Beine von … Tristan sträubten sich die Haare, ein Klacken hinter ihm ließ ihn

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