Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1
sie nicht stürzten.
Die Lippen fest aufeinandergepresst und alle Muskeln gespannt, setzte Julie einen Fuß vor den anderen. Es kostete sie unsägliche Mühe, Josh über den verschneiten Hang zu helfen. Wie eine tonnenschwere Last hing er auf ihren Schultern, und mit jedem Schritt wurde er schwerer und schwerer. »Weiter, Josh! Nicht schlapp machen!«, feuerte sie ihn an und meinte eigentlich sich selbst. »Den blöden Hang schaffen wir doch mit links! Mach schon, Josh!«
In weiten Serpentinen arbeiteten sie sich den Hang hinunter, ständig gegen den heftigen Wind ankämpfend. Er wurde immer stürmischer, hatte Julie das Gefühl, als wollte er sich über den Wetterbericht lustig machen, den auch Carol von der Zentrale gehört hatte. Um die Mittagszeit würde der Sturm nachlassen, so ein Blödsinn, der Wind nahm immer mehr zu, und der Flockenwirbel wurde immer dichter. Sie konnten von Glück sagen, dass sie die Schutzbrillen mitgenommen hatten, sonst hätten sie sich gar nicht mehr orientieren können. Ihr Ziel, der Fluss, war kaum noch in der Ferne zu erkennen.
Gleich bei der ersten Wende stürzten sie. Sie fielen der Länge nach in den Tiefschnee und blieben prustend liegen, hatten noch Glück, dass Josh nicht mit dem verletzten Fuß aufkam. Mühsam kam Julie wieder auf die Beine. Sie klopfte den Schnee von ihrer Kleidung und zog Josh aus dem Schnee, stürzte durch den Schwung beinahe erneut und schaffte es nur mühsam, ihr Gleichgewicht zu halten. Sie rang erschöpft nach Atem. Wie sollten sie es zur Blockhütte schaffen, wenn sie schon nach ein paar Schritten zusammenbrachen?
Nur mit Mühe kämpften sie sich aus dem Tiefschnee heraus. Josh stöhnte bei jedem Schritt vor Schmerz auf, beruhigte sich erst, als Julie ihn wieder stützen und er seinen verletzten Fuß entlasten konnte. Im Schneckentempo bewegten sie sich den Hang hinab. Sie waren beide nervös, lauschten immer wieder, glaubten mehrere Male, das Motorengeräusch zu hören, obwohl kein Snowmobil in der Nähe war. Der Wind fiel ihnen mal in den Rücken und schlug ihnen nach der nächsten Biegung wieder entgegen, wirbelte die Flocken durcheinander, sodass sie kaum noch etwas sehen konnten.
Das wenige Tageslicht, das sich durch den Schneesturm kämpfte, verblasste bereits, als sie endlich das Flussufer erreichten. Josh sank erschöpft auf einen Felsbrocken und ließ die Schutzbrille auf den Augen, wohl auch, um seine Tränen zu verbergen. Julie nahm ihre Brille ab und atmete tief durch. Obwohl Josh seinen Arm längst heruntergenommen hatte, spürte sie noch immer sein Gewicht und fühlte sich erst wohler, nachdem sie ihre Schultern gründlich massiert hatte. »Den Rest schaffen wir auch noch«, sagte sie, »ein Kinderspiel.«
Sie ging zu den Bäumen, die weiter südlich am Flussufer aus dem Schnee ragten, und suchte nach zwei Ästen, die sich als Krücken eigneten. Erst nach langer Suche wurde sie fündig, zwei knorrige Äste, auf die man sich einigermaßen stützen konnte. Der böige Wind hatte sie angebrochen, dennoch musste Julie mit beiden Händen kräftig nachhelfen, um sie loszubekommen. »Die müssten gehen«, sagte sie. »bis zur Hütte kommst du damit auf jeden Fall.«
Josh griff nach den Ästen und wollte sich gerade von dem Felsbrocken hochstemmen, als erneut Motorengeräusch erklang. Diesmal täuschten sie sich nicht. Der Mann auf dem Snowmobil kehrte zurück! Auf den Hügeln vor der Felswand bewegte sich ein dunkler Schatten durch das Schneetreiben.
Julie reagierte augenblicklich, zerrte Josh von dem Felsbrocken hoch und führte ihn über die Uferböschung auf das Flusseis. Er unterdrückte nur mühsam einen Schmerzensschrei, riss sich die Schutzbrille vom Gesicht, um besser atmen zu können, und rang verzweifelt nach Luft. Mit aller Macht kämpfte er gegen den stechenden Schmerz in seinem Fuß an. Sie hielt ihn fest und half ihm, den linken Fuß zu entlasten. »Halt durch, Josh!«, raunte sie ihm zu.
Sie duckten sich hinter die Böschung und beobachteten den Schatten, der bereits den steilen Hang erreicht hatte und ihren Spuren zu der großen Höhle folgte. In weiten Serpentinen fuhr er zur Felswand hinauf. Ihr Todesurteil, falls sie in der Höhle geblieben wären, und auch jetzt noch gefährlich, weil ihre Spuren selbst im wirbelnden Schnee noch zu erkennen waren.
»Der braucht nicht lange, um herauszufinden, dass wir in der Höhle waren«, sagte Josh. Er war wieder einigermaßen bei Kräften, auch weil Julie ihn die ganze Zeit
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