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Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1

Titel: Verschollen am Mount McKinley - Alaska Wilderness ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ueberreuter
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Weise erschossen hatte, in den abgelegenen Raum geschleppt.
    So musste es gewesen sein. Bill Jacobsen war vor mehr als zwanzig Jahren gestorben, weil Nick Harmon den ganzen Ruhm für sich allein haben wollte. Der Mörder hatte ihn so lange am Leben gelassen, weil er beim Abstieg auf seine Hilfe angewiesen war, und ihn erst erschossen, als er ohne ihn auskommen konnte. Wie er es geschafft hatte, Jacobsen daran zu hindern, über Funk das Basislager zu rufen, um über den Fortgang der Expedition zu berichten, war ihr allerdings schleierhaft. Dennoch hatte Harmon einen schwerwiegenden Fehler begangen. Er hatte nicht bedacht, dass sich die Kleider seines Opfers in der Eiseskälte länger halten würden, und er hatte aus irgendeinem Grund versäumt, sich das Tagebuch des Toten anzueignen.
    In Gedanken versunken kehrte Julie in den Vorraum der Höhle zurück. Scott Jacobsen musste auf irgendeine Weise herausbekommen haben, dass etwas mit dem Tod seines Vaters nicht stimmte, und hatte wohl beschlossen, auf eigene Faust nachzuforschen, was wirklich passiert war. Den Rangern und der Polizei schien er nicht mehr zu trauen, nachdem sie den Leichnam schon damals nicht gefunden hatten. Ohne an die gefährlichen Folgen zu denken, war er mitten in einem Sturm losmarschiert, um in den Ausläufern des Mount McKinley nach seinem Vater zu suchen. Ein waghalsiges Unternehmen, das bei einem untrainierten Menschen wie ihm unweigerlich zum Tod führen musste. Selbst ein erfahrener Wanderer würde sich in der zerklüfteten Gletscherregion des Mount McKinley schwertun und sich vor allem nicht ohne Begleitung und die notwendige Ausrüstung in die Gegend wagen.
    Von den Höhlen hatte Scott Jacobsen anscheinend nichts geahnt, sonst wäre er bestimmt hinaufgestiegen. Vielleicht erlag er auch dem Fehler, den die Polizei und die Ranger vor langer Zeit begangen hatten, weil er genau wie sie vermutete, dass Bill Jacobsen irgendwo am Fuße des Mount McKinley lag. Anscheinend hatte er sich nicht ausreichend über den Berg informiert, sonst wäre ihm schon vor der Wanderung klar geworden, dass er niemals so weit kommen würde. Vielleicht war er aber auch so verbissen in sein Vorhaben, dass er solche Bedenken einfach beiseitegewischt hatte. Vermutete er, dass sein Vater von seinem angeblich besten Freund und Partner ermordet worden war? Trieb ihn die Befürchtung an, er könnte einem furchtbaren Verbrechen auf der Spur sein? War er deshalb Hals über Kopf aus der Blockhütte geflüchtet? Sie konnte es kaum glauben.
    »Da bist du ja!«, rief Josh erleichtert. »Ich dachte schon, dir wäre was passiert.« Er zeigte ihr seinen Revolver. »Du hättest den hier mitnehmen sollen.«
    »Der hätte gegen einen Grizzly auch nicht viel genützt.«
    »Hast du einen getroffen?«
    »Ich habe Bill Jacobsen gefunden.«
    »Bill Jacobsen? Den Vater? Den Bergsteiger?« Josh starrte sie ungläubig an.
    Julie setzte sich neben ihn auf den nackten Fels und nahm die Stirnlampe ab. In wenigen Sätzen erzählte sie ihm von dem Skelett, dem Kugelloch in der Schläfe und dem schwarzen Tagebuch. Sie zog es aus ihrer Anoraktasche.
    »Ein Tagebuch? Wow!« Seine Schmerzen waren wie weggewischt.
    Sie öffnete das Notizbuch und richtete die Stirnlampe darauf. Im trüben Schein überflog sie die Eintragungen und las die wichtigsten Stellen laut vor.
    »12. Mai: Biwakieren vor der Wickersham Wall. Eine gigantische Wand, viel mächtiger und gefährlicher als die Eiger-Nordwand, die ich nur von Bildern und aus Erzählungen kenne. Beinahe unheimlich. Ich muss zugeben, ich habe Angst vor der Wand. So etwas Steiles habe ich noch nie gesehen. Auch Nick ist sehr nervös, obwohl er sich krampfhaft bemüht, es nicht zu zeigen.«
    »13. Mai: Mit Gottes Hilfe haben wir es geschafft! Die Wickersham Wall liegt hinter uns. Der Aufstieg war so gefährlich, wie wir vermutet hatten, die Lawinengefahr war groß. Leider haben wir unser Funkgerät verloren und keine Verbindung zum Basislager mehr. Nick ist schlechter Laune und immer noch wütend, weil ich mich in der Wand etwas klüger angestellt habe. Was soll’s? Ich hab ihm versprochen, es nicht weiterzusagen. Er ist zu ungeduldig, will so schnell wie möglich den Gipfel erreichen. Das Wetter ist einmalig.«
    »14. Mai: Haben den Gipfel des Mount McKinley bestiegen! Ein unvergessliches Erlebnis! Allein die Aussicht auf die umliegenden Berge der Alaska Range war den Aufstieg wert. Das Glücksgefühl wird sich wohl erst nach dem Abstieg einstellen. Wir

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