Verschollen im Agena-Sektor
Kameraden.
Carna blickte sich beunruhigt um.
„Verflixt - gerade war er doch noch da? Er wird doch nicht irgendeine Extratour unternehmen wollen...?“
Aber da ertönte auch schon die Stimme des Afrikaners. Unbemerkt von seinen Freunden war er ein gutes Stück weiter in den an die Gebäude angrenzenden Wald hineingelaufen. Und dort, am Rande des Dschungels, konnten sie ihn nun stehen sehen. Er winkte heftig mit beiden Armen und schien aufgeregt einige Worte zu rufen.
Da ihn jedoch niemand verstand, aktivierte Carna kurzerhand sein Multicom, stellte es auf geringe Reichweite und rief seinen Defenser per Funk an.
„Kommt mal schnell alle zu mir her“, hörte er Nomos Stimme gleich darauf aus dem winzigen aber leistungsstarken Lautsprecher dringen.
„Nomo...was...?“, begann Carna mit einer Frage. Doch er wurde sofort von seinem Freund unterbrochen.
„Ich bin hier auf eine Lichtung gestoßen, auf der ein Raumboot steht. Einwandfrei terranischen Ursprungs!“
Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Die Raumfahrer spurteten förmlich aus dem Stand auf den Standort von Nomo zu.
Der Afrikaner nahm sie in Empfang und führte sie zu seiner Entdeckung.
Es war tatsächlich ein terranisches Raumboot. Die Konstruktionsmerkmale waren eindeutig. Ebenso eindeutig war auch eine starke Deformierung an mehreren Stellen der Außenhülle.
Karin und Glenn unterzogen das Boot sofort einer näheren Betrachtung. Gleich darauf zeigte die Technikerin auf eine kleine Metallplakette neben der runden Einstiegsluke.
„Seht mal - hier, die allgemeine Erkennungsmarke: Das war die SILVERJET I des Raumvermessungskreuzers MERCATOR III.“
Harriet setzte eine bedeutsame Miene auf.
„Aha - unsere finstersten Gedanken bewahrheiten sich. Die MERCATOR ist eines der bisher verschwundenen Schiffe. Das Agena-System entpuppt sich mit jeder weiteren Stunde als der tatsächliche Brennpunkt des Geschehens!“
„Womit du unzweifelhaft recht hast - wir haben es schließlich ja auch schon am eigenen Leib zu spüren bekommen“, ergänzte der Commander mit finsterem Gesicht.
„Dann werden wahrscheinlich noch mehr unliebsame Überraschungen auf Flashfire für uns bereit stehen.“
Ein entsetzter Schrei aus dem Inneren des Raumbootes ließ Carna zusammenzucken.
Nomo und Glenn, die in die SILVERJET der MERCATOR III geklettert waren, kamen mit bleichen Gesichtern aus der Einstiegsluke hervorgekrochen.
Glenn würgte heftig und Nomo wischte sich einen dünnen Streifen Speichel vom Kinn, ein deutliches Zeichen dafür, dass er sich übergeben hatte.
„Was ist...?“
Tom Carna blickte die beiden Kameraden bestürzt an.
„So etwas...so etwas habe ich noch nicht gesehen...“, würgte Glenn mit erstickt wirkender Stimme hervor.
„Da drinnen...“, er unterbrach sich und kämpfte mit einem heftigen Brechreiz.
Nachdem er sich wieder etwas gefasst hatte, fuhr er zu sprechen fort.
„Da drinnen liegt die Leiche eine Frau“, sagte er mit leiser, belegter Stimme.
„Ihrer Identifikationsplakette nach war es die Kommandantin der MERCATOR, Tiuu Leek. Man hat sie geradezu auf bestialische Weise ermordet. So, wie der Leichnam aussieht, hat der unbekannte Gegner Ultraschallwaffen eingesetzt. Außerdem wurde alles restlos ausgeräumt und ausgeplündert...“
Carna wandte sich mit wächsern wirkender Miene dem Einstiegsluk des Raumbootes zu. Er wollte sich mit eigenen Augen davon überzeugen, was ihm sein Sub-Crewmaster soeben berichtet hatte.
Doch Nomo hielt ihn zurück.
„Tu dir selbst einen Gefallen und lass es sein“, sagte er leise zu seinem Freund.
Carna ballte in hilflosen Zorn die Fäuste. Wut und Trauer trieben ihm die Tränen in die Augen.
Er blickte Nomo einige Sekunden lang stumm in die Augen, dann nickte er fast unmerklich.
„Gut...“, sagte er dann mit rauer Stimme,“...gut, Nomo, ich werde draußen bleiben.“
Er wandte sich seinen Leuten zu.
„Lasst uns unserer Kameradin dort im Raumboot einen letzten Dienst erweisen. Stellt eure Waffen auf Desintegration und gebt Tiuu Leek ein Begräbnis nach Raumfahrerart!“
Schweigend kamen die TESECO-Spezialisten seiner Aufforderung nach. Carna, in seiner Eigenschaft als kommandierender Crewmaster, sprach noch einige Worte des Abschieds. Dann traten sie all einige Schritte zurück und richteten die Läufe ihrer Waffen auf die stumpfsilberne Außenhaut der SILVERJET.
Gleich darauf war das Raumboot für Minuten in das blassblaue flimmern der Destintegrationsfelder gehüllt, die
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