Verschollen im Agena-Sektor
schrie die Technikerin lauthals, damit es auch ja jeder von der Gruppe mitbekam.
Dann schlug sie sich seitwärts in die Büsche, rannte und sprang, um so viel Distanz wie möglich herausholen zu können. Ihre Kollegen taten auf ihr Signal hin das gleiche. Und so verschwanden innerhalb von Sekunden alle sieben TESECO- Agenten in verschiedenen Richtungen im dichten, dunklen Unterholz des Waldes. Zurück blieb der Android, der zuerst gar nicht wusste, wie ihm geschah. Abrupt hielt er in seiner Bewegung inne.
„Was ist denn los?“, fragte er, und seine Stimmmodulation ließ ihn betont verblüfft klingen.
Voreyworth drehte sich hin und her, konnte aber keine Entscheidung treffen, in welche der sieben Richtungen er sich wenden sollte. Als Resultat rotierte er daher mehr oder weniger um die eigene Achse, wendete sich mal hier, mal dorthin. In dieser Situation war sein Logikmodul hoffnungslos überfordert. Und dann zerriss es ihn. Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, und eine Stichflamme schoss bis über die Wipfel der Bäume empor. Die Raumfahrer warfen sich zu Boden und schützen ihren Hinterkopf mit darüber gelegten Händen. Eine heftige Druckwelle orgelte durch den Wald, zerrte kräftig an Ästen und Büschen und fauchte als heißer Luftschwall über die in Deckung liegenden TESECO- Agenten hinweg. All das dauerte nur wenige Augenblicke, dann senkte sich schlagartig wieder Ruhe über den Wald, diesmal nur durchbrochen vom aufgeregten Kreischen und Zwitschern der unbekannten Waldbewohner, die sich bisher erfolgreich den Augen und Ohren der Menschen entzogen hatten.
Hanne Arminos öffnete ihre Augen, zuckte zusammen, und stieß gleich darauf ein halb erstickt klingendes „Uch!“ aus. Denn ihr Blick fiel direkt auf den nur wenige Zentimeter vor ihr in einem niedrigen Busch liegenden Kopf des zerstörten Androiden, der sie aus toten Augen heraus anzustarren schien.
„Warum passiert mir immer nur so was?“, murmelte die Astronavigations-Spezialistin ärgerlich vor sich hin.
Sie schüttelte sich kurz, erhob sich, und strich Laub und Staub von ihrer Einsatzmontur. Anschließend gähnte sie ein paar Mal herzhaft, um die Ohren von dem Druck zu befreien, den die Explosionsdruckwelle hinterlassen hatte. Dann sah sie sich nach ihren Kameraden und Kameradinnen um, konnte aber niemand erkennen. Kein Wunder, waren sie doch sternförmig vom Androiden weggerannt. Das dichte Strauchwerk und das Unterholz verschluckten jeden schon nach ein paar Metern. Hanne beschloss, sich zum Explosionszentrum zurück zu begeben, weil das die anderen vermutlich auch taten. Für alle Fälle zog sie ihre Handwaffe, überzeugte sich, dass sie auf Betäuben justiert war, und schlich vorsichtig und leise zum Ausgangspunkt ihrer Fluchtetappe zurück. Dem angekohlten Kopf des Androiden schenkte sie nur noch einmal einen kurzen, angewiderten Blick, dann galt die volle Aufmerksamkeit ihrer unmittelbaren Umgebung. Je näher sie dem Explosionszentrum kam, umso verheerender waren die Auswirkungen auf die Umgebung gewesen. Hanne mochte sich geschätzt etwa 50 Meter vom Androiden entfernt aufgehalten haben, als es geschah. Dort hatte sie zwar die Druckwelle gespürt, und auch Blätter, Erdreich und Äste waren über sie hinweggefegt. Doch Wald und Gebüsch wirkten zum Glück wie eine natürliche Barriere, die schützend zwischen ihr und der Explosion stand. Mit jedem Meter weniger Distanz wurden die Schäden unübersehbarer, waren mannsdicke Äste gebrochen und Büsche entwurzelt. Als sie nur noch gute zwanzig Meter vom letzten Standort des Androiden entfernt war, stand sie übergangslos am Rande eines im Zentrum gut fünf Meter tiefen Kraters, den die Explosion gerissen hatte. Hier erst wurde deutlich, welche Gewalten durch den überlasteten Speicher des Androiden entfesselt worden waren. Keiner der Crew hätte überlebt, das war sicher. Die Agentin fuhr sich mit der Hand durch ihre braune Lockenpracht, und sie hatte Mühe, die Übelkeit zu bekämpfen, welche mit Macht an die Oberfläche drängen wollte, als ihr nachhaltig bewusst wurde, wie knapp sie und ihre Freunde und Kollegen dem Tod entronnen waren. Um sich abzulenken, ließ sie ihre Blicke über den Rand des Explosionskraters schweifen. Zu ihrer grenzenlosen Erleichterung sah sie dort nach und nach sechs weitere Gestalten auftauchen. Eine davon, es war Tom Carna, gab Zeichen, sich an einer Stelle am Rand des Kraters zu versammeln. Überrascht nahm sie zur Kenntnis, dass eines der Handzeichen
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