Verschollen in der Pyramide
herunterrutschte und die Männer, die den Schlitten vom Schiff über einen Steg an Land ziehen wollten, mit in das Wasser riss. Wasserfontänen spritzten auf, begleitet von einem dumpfen Klatschen und Gurgeln.
Setha und Meketre stürzten zur Unglücksstelle, den Esel zerrten sie hinter sich her.
»Ein Mann ist schwer verletzt«, rief jemand, »kommtschnell.« Zwei Männer der Schiffsbesatzung zogen den Verletzten aus dem Wasser, die anderen kümmerten sich um die übrigen Arbeiter, die mit dem Schrecken davongekommen waren.
Als der schwer verletzte Arbeiter auf eine eilig vom Schiff herbeigeholte Bahre gelegt wurde, trat Setha zu ihm: »Ich habe wirksame Heilkräuter gegen Schmerzen dabei, die lasse ich hier.« Sie wusste nicht, ob der Mann sie verstanden hatte, er schien fast von Sinnen vor Schmerzen.
Die Männer bedankten sich für die Heilkräuter und brachten den Verletzten zum Schiff. Sein Stöhnen war sogar noch aus der Kajüte zu hören.
»Mein Vater hat bis jetzt wirklich Glück gehabt, darüber bin ich sehr froh. Abgesehen von dem verstümmelten Daumen ist ihm bis jetzt nichts Schlimmes passiert. Aber ich habe ständig Angst um ihn. Nicht auszudenken, wenn ihm etwas zustößt.« Setha wirkte bedrückt, schweigend legten sie den kurzen Weg vom Fluss zum Dorf der Pyramidenbauer zurück.
Als Meketre wie gewohnt auf das nördliche Tor der Mauer zusteuerte, die das Pyramidendorf umfasste, hielt ihn Setha zurück. »Lass uns durch das andere Tor zur Bäckerei gehen und frisches Brot holen, unseres ist so hart.«
Am Südtor standen wie gewöhnlich zwei Saper, die den Eingang bewachten.
Setha zeigte auf die Vorräte: »Mein Freund und ich bringen meinem Vater Mahnud Vorräte und Wasser. Das haben wir schon oft gemacht, aber heute wird es das letzte Mal sein. Mein Vater hat seine Arbeit hier bald beendet und darf dann zu uns nach Hause.«
»Dein Vater ist zu beneiden«, sagte einer der beiden jungen Saper und ließ die Sperre öffnen. »Wir müssen noch eine ganze Weile hierbleiben. Mögen die Götter euch und euren Vater schützen.«
Gleich hinter dem Eingang des Dorfes blieben Setha und Meketre bei der Bäckerei stehen. Sie kannten einige der etwa fünfzig Männer, die unentwegt Feuer entfachten, Teig kneteten, diesen in spitze Tongefäße füllten und die Tongefäße im Feuer erhitzten. Die Gesichter und Oberkörper der Arbeiter glänzten vom Schweiß im Widerschein der vielen Feuerstellen, die einst weiße Farbe ihrer Lendenschurze war vor lauter Rußflecken kaum mehr zu erkennen. An einer Feuerstelle in ihrer Nähe stand Ipuki, ein älterer Mann, der schon in der Bäckerei gearbeitet hatte, als Setha und Meketre drei Jahre zuvor das erste Mal ins Pyramidendorf gekommen waren. Setha winkte und Ipuki trat zu ihnen herüber. »Ich grüße euch, Setha und Meketre. Versorgt ihr Mahnud wieder mit guten Sachen?«
»Ja, mein Vater freut sich, wenn er nicht immer nur Rettiche essen muss. Ich bringe ihm vor allem verschiedenes Gemüse und getrocknete Früchte. Hast du etwas frisches Brot für uns?«
»Ja, ihr habt Glück: Wir haben im Augenblick genug Brot, denn einige Arbeiter sind schon in ihre Dörfer zurückgekehrt.«
»Hat dir mein Vater erzählt, dass auch er bald nach Hause darf? Ich habe mir immer solche Sorgen um ihn gemacht, es passieren so viele Unfälle. Das wird jetzt bald vorbei sein.« Setha erzählte Ipuki ausführlich von dem Vorfall an der Anlegestelle.
»Die Männer auf der Baustelle können wirklich froh sein, wenn sie die Zeit hier unverletzt überstehen«, meinte Ipuki nachdenklich. »Ich muss euch auch etwas erzählen. Ein Mann aus dem Pyramidendorf ist verschwunden.«
»Was ist daran so außergewöhnlich?«, fragte Meketre. »Verschwinden denn nicht immer wieder mal Männer, die einfach nicht mehr hier arbeiten wollen?«
»Bei diesem Mann würde mich das wundern! Heute Morgen hat uns jemand aus der Wäscherei erzählt, dass der Vermisste zu den besonders guten und zuverlässigen Handwerkern gehört, die in der Pyramide arbeiten dürfen. Es heißt, die Saper haben bereits nach ihm gesucht, aber nichts gefunden. Nichts, nicht die geringste Spur. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er freiwillig gegangen ist. Wenn ihr mich fragt: Da ist was faul.«
Setha zuckte zusammen. »In der Pyramide, sagst du? Mein Vater arbeitet doch auch in der Pyramide! Bei Re, lass uns sofort zu seiner Hütte eilen!« Setha zerrte so sehr an Meketres Umhang, dass sie ihn beinahe herunterriss.
»Nein, nein,
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