Verschollen in der Pyramide
beschworen den Schutz der Göttin Isis für Mahnud,griffen ihre Bündel und verließen das Pyramidendorf. Nur Esa blieb noch, weil er den Ausgang der Suche abwarten wollte.
Setha und Meketre überlegten, was sie in der langen Wartezeit tun sollten.
»Wir können uns in die Nähe des Eingangs setzen und warten, bis die Saper herauskommen«, schlug Setha vor.
»Davon halte ich nichts. Ich finde es besser, wenn wir den Schiffsbauern zusehen und uns etwas ablenken.«
Nach einigem Hin und Her ließ sich Setha überzeugen.
Drei Barken für die Jenseitsfahrt des Pharaos waren bereits fertiggestellt und in große Gruben hinabgesenkt worden, der Bau einer vierten wurde gerade begonnen. Die Handwerker hämmerten und klopften unermüdlich, fügten Planke an Planke, lachten und sangen, manchmal hörte Setha sie auch fluchen. Von Zeit zu Zeit lief sie zum Eingang der Pyramide, blieb einen Augenblick dort und kehrte dann wieder zu Meketre und dem Boot zurück.
Als die Sonne schon sehr hoch stand, hielt es Setha kaum noch aus. »Wo bleiben die Saper nur? Ob es ein gutes Zeichen ist, dass sie so lange wegbleiben?«
Schließlich setzte sie sich vor die Pyramide und wartete. Sie starrte unverwandt auf den Eingang, bis plötzlich zwölf Saper die Stufen hinunterschritten, Mahnud hatten sie nicht dabei. Mit zitternden Beinen stand Setha auf, ihr Herz hämmerte so laut, dass sie glaubte, keiner könne sie verstehen. »Wo ist mein Vater?«
»Es tut mir leid«, sagte der Anführer der Suchtruppe. »Wir haben alle Gänge und Kammern abgesucht, aber keine Spur von deinem Vater gefunden.«
»Das kann ich nicht glauben. Ihr müsst noch einmal hineingehen und so lange suchen, bis ihr ihn findet.« Setha hörte ihre Stimme wie aus einer fremden Welt an ihr Ohr klingen, schrill und laut.
»Mehr können wir wirklich nicht tun. Vielleicht ist dein Vater gar nicht in der Pyramide.« Der Anführer schaute Setha mitleidig an. »Bist du allein?«
»Nein, mein Freund ist dort bei den Barken.«
Die Saper nahmen Setha in ihre Mitte und übergaben sie Meketre, der ihnen schon entgegenkam. Unfähig, etwas zu sagen, legte Meketre seinen Arm um Sethas Schultern. Behutsam geleitete er seine Freundin durch das Tor zur Hütte, wo Esa beklommen auf sie wartete. »O Setha, wenn ich doch nur helfen könnte!«
»Was sollen wir jetzt tun, Esa? Wir brauchen unseren Vater doch so, meine Geschwister . . .« Heftige Weinkrämpfe schüttelten ihren Körper.
»Wir können jetzt nur noch auf die Zauberkraft unserer Göttin Isis hoffen«, sagte Esa. »Ihr müsst nach Hause gehen und euch um die Kinder kümmern. Wenn ihr etwas zur Ruhe gekommen seid, solltet ihr der Göttin im großen Tempel in Memphis Opfer darbringen. Ich werde jetzt auch nach Hause zu meiner Familie gehen, aber so schnell wie möglich in eurem Dorf nach euch schauen. Ich möchtedir mein Auge des Mondes geben, Setha. Du musst nur fest an die Kraft und den Schutz des Amuletts glauben, dann wird es dir helfen.« Esa nahm das Amulett ab und hängte es Setha um. Sie führte das Auge des Mondes an ihre Stirn und fühlte sich für einen Moment getröstet.
Als Esa gegangen war, brach der Schmerz jedoch wieder aus ihr heraus. »Ich will mich nicht damit abfinden, dass mein Vater verloren sein soll. Die Pyramide kann ihn doch nicht einfach verschluckt haben. Wenn er dort ist, und ich bin sicher, dass er da drinnen ist, dann muss man ihn auch finden können.«
»Wer soll ihn denn jetzt noch suchen, nachdem die Saper ihre Aufgabe als erfüllt betrachten? Sie werden sicher kein zweites Mal hineingehen!«
»Das wohl nicht, aber . . .«, Setha zögerte, bevor sie weitersprach . . . »Aber wir können ihn vielleicht finden.«
»Aber Setha! Weißt du, was du da sagst? Wir können auf keinen Fall das Ewige Haus des Pharaos betreten. Es wäre Frevel, wir würden bestraft, es ist wirklich unmöglich.«
»Hast du einen anderen Vorschlag?«
»Wir müssen auf die Hilfe der Götter hoffen.«
»Das reicht mir nicht. Ich würde es nicht ertragen, untätig abzuwarten, bis mein Vater vielleicht tot ist. Wahrscheinlich liegt er irgendwo verletzt im Ewigen Haus und braucht dringend Hilfe. Wenn wir abwarten, könnte es zu spät sein.«
»Die Saper haben doch alles abgesucht, Setha. Wenn sie Mahnud nicht gefunden haben, werden wir ihn bestimmt auch vergeblich suchen. Vielleicht verirren wir uns und keiner findet uns! Dann hätten deine Geschwister niemanden mehr!«
Setha überlegte eine Weile. »Wir werden unseren
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