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Verschollen in der Pyramide

Verschollen in der Pyramide

Titel: Verschollen in der Pyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosa Naumann
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Weg markieren und natürlich viele Fackeln mitnehmen. So viele, wie wir tragen können.«
    »Dafür müssen wir erst einmal in die Pyramide hineinkommen. Du hast ja gesehen, dass zwei Wächter vor dem Eingang stehen.«
    »Vielleicht haben sie Mitleid mit mir. Es ist ja kein Verbrechen, seinen Vater suchen zu wollen.«
    »Ja, sicher, aber du glaubst doch selbst nicht, dass sich die Wächter aus Mitleid der Gefahr aussetzen, bestraft zu werden?«
    »Dann müssen wir uns halt etwas anderes einfallen lassen. Und wenn wir sie bestechen!«
    »Sie werden uns zu diesem Paheri bringen. Und an die Strafe, die uns dann erwartet, möchte ich lieber nicht denken.«
    »Das ist schon möglich. Aber lieber werde ich bestraft, als dass ich tatenlos abwarte, bis es tatsächlich zu spät ist für meinen Vater.« Erschöpft hielt Setha inne. Nach geraumer Zeit sagte sie: »Wenn du nicht mitgehst, muss ich mich nach jemand anderem umsehen.«
    Setha schien es wie eine Ewigkeit, bis Meketre antwortete. »Ich komme mit, Setha. Du glaubst doch nicht etwa, dass ich dich allein lasse. Aber womit willst du die Wächter bestechen?«
    »Mein Vater hat in den vielen Jahren seiner Arbeit an der Pyramide einige Deben und Tauschwaren gespart. Kleine Alabastergefäße, Schmucksteine, vielleicht sogar Splitter von Türkissteinen. Er hat sie, glaube ich, in der Schlangengrube versteckt. Und wenn es sein muss, werde ich sie dort suchen!«
    »In einer Schlangengrube! Warum ausgerechnet dort? Ist dein Vater wahnsinnig?«
    »Es gibt doch kein besseres Versteck. Kaum einer traut sich dorthin. Mein Vater kennt sich mit Schlangen aus und er hat mir gezeigt, wie man sich vor ihnen schützt.«

5
    N och am gleichen Nachmittag machten sich Setha und Meketre auf den Weg zurück in ihr Dorf, wo sie am späten Abend eintrafen. Sie weihten nur Meketres Eltern und Tala in die Ereignisse und in ihren Plan ein. Sie trösteten Tala mit zuversichtlichen Worten und dem Glauben an den Schutz der Götter. Um die Geschwister nicht zu beunruhigen, erzählten sie, dass sich die Abschlussarbeiten in der Sargkammer etwas verzögert hätten und sie am folgenden Tag noch einmal in das Pyramidendorf aufbrechen würden.
    Als die Geschwister eingeschlafen waren, suchten Setha und Meketre in Mahnuds Schlafkammer nach kräftigen Holzstöcken, um sich damit am Morgen nicht aufhalten zu müssen. Sethas Vater hatte sie bei der Schlangenjagdgebraucht. Sie entschieden sich für zwei dicke Stäbe, die ihnen ungefähr bis zur Schulter reichten, gut zu greifen waren und fest wirkten.
    Bevor sie sich schlafen legten, gingen sie noch kurz vor die Hütte. Der Vollmond erhellte die Nacht so, dass man die weiße Spitze der Pyramide in der Ferne sehen konnte. Ein leichter Wind bewegte die Wipfel der Palmen an den Bewässerungskanälen und eine Heerschar von Fröschen gab ein Konzert in den unterschiedlichsten Tonlagen. Schwerer Blütengeruch lag in der Luft, so schwer, dass Setha ihn auf ihrer Haut zu spüren glaubte.
    »Psst, sieh mal, Heqanacht!« Setha packte ihren Freund am Arm. Meketre blickte sich um und erkannte die Umrisse des Nachbarn, der in Richtung Ortsausgang huschte. »Wo der wohl um diese Zeit hinwill?«
    »Keine Ahnung! Aber was geht uns Heqanacht an? Wir haben andere Sorgen!«
    »Ach, seit er Hatu die Murmeln und etwas zu essen gegeben hat, glaube ich, dass er irgendetwas im Schilde führt. Er hat es nämlich geleugnet, als ich ihn einmal danach gefragt habe.«
    »Das hast du mir gar nicht erzählt! Trotzdem, ich verstehe nicht ganz, warum du so misstrauisch bist. Hatu kann doch noch gar nicht richtig sprechen, vielleicht meinte er gar nicht Heqanacht!«
    »Vielleicht nicht, vielleicht doch. Aber du hast recht, Meketre, wir müssen uns jetzt um andere Dinge kümmern.«
    Als Setha mit Meketre in die Hütte trat, blickte sie noch einmal zur Pyramide. Der Mond saß auf der Spitze des königlichen Grabmals, als stünde er mit ihm in geheimnisvollem Bund. O Vater, dachte Setha verzweifelt, wie mag es dir da drinnen gehen? Hoffentlich musst du nicht leiden!

    Meketre richtete sich sein Lager im Wohnraum und Setha ging in ihre Kammer. Sie zündete ein Öllämpchen an, streckte sich auf ihre Matte und starrte an die Decke. Als sie in den Schlaf hinüberglitt, nahm sie wahr, wie der Mond durch den schmalen, vergitterten Fensterschlitz ein silbernes Streifenbild an die Wand malte. Sie streckte ihre Hände nach den Silberfäden aus und kletterte an ihnen empor. Oben angekommen blickte ihr

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