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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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aus, verstehen Sie mich nicht falsch. Ich möchte nur, dass wir gemeinsam mündlich und in Abwesenheit der Jury verhandeln, bevor Sie eine genetische Veranlagung zur Gewalt zur Sprache bringen, um zu entscheiden, ob dem stattgegeben wird oder nicht.«
    »Ja, Euer Ehren, ich habe einige Worte zu sagen.«
    Der Richter sah ihn an, und sein Gesichtsausdruck sagte: Setz dich hin und halt den Mund.
    Logiudice erhob sich und knöpfte seine Anzugjacke zu, die nicht richtig saß. Er reckte seinen Hals vor, sein Anzugkragen stand weiter steif aufrecht.
    »Euer Ehren, wir können belegen, und das durch Experten bestätigen lassen, dass die Wissenschaft auf dem Gebiet genbedingten Verhaltens enorme Fortschritte gemacht hat und macht. Sie ist auf jeden Fall weit genug entwickelt, um hier vor Gericht zugelassen zu werden. Wir würden in diesem Fall sogar so weit gehen zu behaupten, dass eine solche Beweisführung auszuschließen –«
    »Dem Antrag wird stattgegeben.«
    Logiudice stand einen Augenblick da, als ob man ihm gerade die Brieftasche geklaut hätte.
    »Ich habe diese Art von Beweisführung nicht ausgeschlossen, Mister Logiudice«, erläuterte der Richter, während er den Antrag unterschrieb. »Meine Anweisung lautet einfach nur: Sie haben die Verteidigung über Ihre Absicht zu informieren, und wir werden zusammen eine kurze Absprache treffen, bevor Sie Ihre Argumentation der Jury unterbreiten. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ich habe verstanden, Euer Ehren.«
    »Es ist eine ganz eindeutige Anweisung: kein Wort, bevor ich dem nicht stattgebe.«
    »Verstanden, Euer Ehren.«
    »Das hier ist keine Zirkusveranstaltung.« Der Richter seufzte. »Gut, noch etwas, bevor wir die Jury vernehmen?«
    Die Anwälte schüttelten den Kopf.
    Nachdem sich ein paar Leute zugenickt hatten – der Richter dem Gerichtsdiener, der Gerichtsdiener einem Angestellten –, wurden die Kandidaten für die Jury geholt. Sie schlenderten in den Gerichtssaal wie Touristen zu einer Schlossbesichtigung in Versailles. Der Saal muss für sie eine Enttäuschung gewesen sein: Es war ein schäbiger Raum im modernen Dekor. Hohe Decken, minimalistische Einrichtung aus Ahorn und schwarzem Laminat, gedämpfte indirekte Beleuchtung. Zur Rechten des Richters hing die amerikanische Flagge herab, zu seiner Linken die des Bundesstaats Massachusetts, einst weiß, war sie jetzt von einem schmuddeligen Beige. Sonst gab es keinerlei Aufputz, keine Statue, keine Inschrift in Latein, kein Porträt eines ehemaligen Richters, nichts, was das triste Design aufgelockert hätte. Ich war viele, viele Male in diesem Saal gewesen, doch die Enttäuschung in den Gesichtern der künftigen Geschworenen ließ ihn mich mit anderen Augen sehen, und mir fiel zum ersten Mal auf, wie heruntergekommen alles aussah.
    Die Kandidaten füllten den gesamten hinteren Bereich des Saals, mit Ausnahme der zwei Bänke für die Familie des Angeklagten, die Journalisten und einige andere Personen, die der Auswahl beiwohnen durften. Die potenziellen Geschworenen waren eine bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Arbeitnehmern, Hausfrauen, Teenagern und Rentnern. Arbeiter und Leute in prekären Arbeitsverhältnissen waren meist überproportional vertreten, denn sie präsentierten sich bei einer entsprechenden Anfrage am ehesten. Doch diesmal schienen die potenziellen Geschworenen ein relativ hohes berufliches Niveau zu haben: Viele hatten einen guten Haarschnitt, trugen neue Schuhe und Blackberrytäschchen, aus den Brusttaschen ihrer Hemden ragten Federhalter. Das würde für uns von Vorteil sein. Wir legten Wert auf kluge, besonnene Leute, die eine Verteidigungsstrategie begriffen, bei der die Gegenseite argumentativ ausgehebelt und die Grenzen einer neuen wissenschaftlichen Theorie aufgezeigt wurden – und die den Mut zu einem »nicht schuldig« hatten.
    Wir begannen mit dem voir dire, jenem Frage-und-Antwort-Spiel, mit dem die Geschworenen ausgewählt werden. Jonathan und ich hatten den Sitzplan der Geschworenen vor uns liegen – zwei Quer- und sechs Längsreihen – eine Gesamtzahl von zwölf Sitzen, mit zwei Extraplätzen für die Ersatzleute auf der rechten Seite. Man rief vierzehn Kandidaten auf, und wir kritzelten die Namen und einige Anmerkungen auf unseren Plan. Der Auswahlprozess konnte beginnen.
    Jonathan und ich berieten uns zu jedem Geschworenen. Wir hatten sechs unabweisbare Einsprüche zur Verfügung, mit dem wir einen Geschworenen ohne Angabe eines Grundes ablehnen konnten, und eine

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