Verschwiegen: Thriller (German Edition)
seinen Umriss. Im Wageninneren war wie ein Glühwürmchen ein winziger Funke zu erkennen, der Fahrer musste gerade einen Zug aus seiner Zigarette nehmen.
»Wahrscheinlich wartet er nur auf jemanden.«
»Dann soll er dabei seinen Motor abstellen. Hat der noch nichts von globaler Erwärmung gehört?«
»Wahrscheinlich ist er schon ein bisschen älter.« Der Typ rauchte im Auto, ließ dabei den Motor laufen, und das Auto selbst war eine riesige Kiste – das alles waren für mich Kennzeichen für einen älteren Mann.
»Der Arsch ist wahrscheinlich Journalist«, warf Jacob ein.
»Jake, bitte!«
»Entschuldige, Mom.«
»Soll ich kurz mit ihm reden, Laurie? Ich sag ihm, er soll den Motor abstellen.«
»Nein. Wer weiß, was er will, es kann nichts Gutes sein. Bleib lieber hier.«
»Du bist ein bisschen überängstlich, mein Liebes.« Eigentlich benutzte ich niemals Kosenamen, aber hier erschien es mir angebracht. »Wahrscheinlich ist es irgend so ein alter Sack, der nicht einmal merkt, dass er jemandem auf die Nerven geht.«
Sie runzelte skeptisch die Stirn. »Du sagst doch immer, wir sollten uns ruhig verhalten. Vielleicht legt er es darauf an, dass du das Haus verlässt, und dann schnappt er dich.«
»Nun komm schon, Laurie. Das ist nur ein Auto.«
»Nur ein Auto?«
»Ja, nur ein Auto.«
Gegen neun trug ich den Müll nach draußen: eine kleine Tonne mit Abfall und einen grünen, rechteckigen Eimer mit Recycling-Müll. Der Eimer hatte eine unbequeme Größe, man konnte ihn mit einer Hand kaum tragen. Auf dem Weg über die Einfahrt verkrampften sich die Finger, und wenn man beides, Tonne und Eimer, zur Straße tragen wollte, bevor alles auf dem Boden landete, musste man schnell und gleichzeitig vorsichtig laufen. Als ich beides endlich abgestellt hatte, bemerkte ich den Wagen wieder. Er war ein Stückchen vorgefahren. Er stand ein paar Häuser weiter auf der anderen Straßenseite, aber diesmal in der entgegengesetzten Richtung. Der Motor war abgestellt, im Wageninneren leuchtete kein Fünkchen auf. Vielleicht saß auch niemand dort drin, aber das war in der Dunkelheit nicht zu erkennen.
Ich starrte in das Dunkel, um ein paar Einzelheiten auszumachen.
Da wurde der Wagen angelassen, die Scheinwerfer wurden eingeschaltet. Vorne fehlte das Kennzeichen.
Das Auto bewegte sich langsam rückwärts, wie ein Tier, das Gefahr wittert, dann setzte es plötzlich schnell zurück. An der ersten Kreuzung machte es eine schnelle, elegante Kehrtwendung und verschwand. Näher als ein paar Meter war ich nicht herangekommen, zu wenig, um in der Dunkelheit Einzelheiten wie Farbe oder Marke zu erkennen. Auf einer schmalen Straße wie unserer war ein solcher Fahrstil rücksichtslos. Rücksichtslos und zugleich sehr gekonnt.
Später, nachdem Laurie ins Bett gegangen war, sah ich mir mit Jacob einen Fernsehfilm an. Ich hatte mich bequem auf die Couch gelegt, ein Fuß lag auf einem Kissen, ein Arm auf der Lehne. Plötzlich fühlte ich ein Unbehagen, so als ob ich beobachtet würde, und ich ging zur Jalousie und hob sie an.
Der Wagen stand schon wieder da.
Ich verließ das Haus durch die Hintertür, durchquerte Nachbars Garten und kam hinter dem Auto raus. Es war ein Lincoln Town Car mit dem Kennzeichen 75KS82. Im Wageninneren war es dunkel.
Langsam ging ich nach vorn bis zur Fahrertür. Ich war bereit, an die Scheibe zu klopfen, die Tür aufzureißen, den Typen aus seinem Auto zu zerren, ihn auf den Gehsteig zu befördern und ihm nahezulegen, uns in Ruhe zu lassen.
Doch im Auto saß niemand. Ich sah mich kurz nach dem Fahrer, dem Typen mit der Zigarette, um. Ich führte mich auf wie ein Idiot. Laurie hatte mich mit ihrer Ängstlichkeit angesteckt. Das war einfach nur ein geparkter Wagen. Wahrscheinlich schlief der Fahrer in einem der Nachbarhäuser den Schlaf des Gerechten oder fickte seine Frau oder sah fern wie alle anderen Leute. Was hatte ich tatsächlich gesehen?
Aber ich wollte auf Nummer sicher gehen und rief Paul Duffy an.
»Kollege«, antwortete er in seiner lakonischen Art. Wir hatten seit Monaten nichts mehr voneinander gehört, es war halb zwölf Uhr nachts, am nächsten Tag sollte die Verhandlung weitergehen, und trotzdem wirkte er nicht überrascht, sondern erfreut.
»Entschuldige die Störung, Duff.«
»Kein Problem. Was ist los?«
»Wahrscheinlich gar nichts. Aber ich habe den Eindruck, jemand beobachtet uns. Er steht die ganze Nacht mit seinem Auto vor unserer Tür.«
»Ein Mann?«
»Ich bin nicht sicher,
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