Verschwiegen: Thriller (German Edition)
nicht wahr?«
»Sie wurden eingestellt, als Jacob Barber angeklagt wurde.«
»Und wer hat die Entscheidung getroffen, sich nicht mehr auf Patz zu konzentrieren?«
»Die Bezirksstaatsanwältin Lynn Canavan.«
»Hat sie diese Entscheidung alleine getroffen?«
»Nein, ich glaube, sie folgte dem Rat von Mister Logiudice.«
»Gab es damals irgendein Indiz, das Leonard Patz von jedem Verdacht freisprach?«
»Nein.«
»Gibt es mittlerweile ein Indiz, das ihn vom Mordverdacht freispricht?«
»Nein.«
»Nein. Denn man beschäftigte sich nicht weiter mit ihm, stimmt das?«
»Ich nehme es an.«
»Das geschah auf Betreiben von Mister Logiudice, nicht wahr?«
»Es gab eine Diskussion, an der alle Ermittler, die Bezirksstaatsanwältin und Mister Logiudice …«
»Man ließ die Ermittlungen fallen, weil Mister Logiudice in jener Runde darauf bestand, nicht wahr?«
»Nun, vermutlich, sonst wären wir heute nicht hier.« Duffys Stimme klang leicht entnervt.
»Auf der Grundlage dessen, was Sie jetzt erfahren haben und wissen – haben Sie irgendwelche Zweifel an der Aufrichtigkeit Ihres Freundes Andy Barber?«
»Nein.« Duffy überlegte einen Augenblick oder wenigstens tat er so. »Nein, ich glaube nicht, dass Andy jemals an seinem Sohn Jacob zweifelte.«
»Sie glauben nicht, dass Andy einen Verdacht hegte?«
»Nein.«
»Der Vater hat seinen Sohn heranwachsen sehen und hegte keinerlei Verdacht?«
Duffy zuckte mit den Schultern. »Sicher bin ich da nicht. Aber ich glaube nicht.«
»Wie kann man mit einem Vierzehnjährigen zusammenleben und so wenig über ihn wissen?«
»Das weiß ich auch nicht so genau.«
»Selbstverständlich nicht. Sie kennen Jacob von klein auf, nicht wahr?«
»Ja.«
»Und anfangs hatten auch Sie Jacob nicht in Verdacht, nicht wahr?«
»Nein.«
»In allen diesen Jahren ist Ihnen nichts an Jacob aufgefallen, was ungewöhnlich aggressiv gewesen wäre? Sie hatten also keinen Grund, ihn zu verdächtigen?«
»Nein.«
»Nein, natürlich nicht.«
»Einspruch mit der Bitte an Mister Klein, die Aussagen des Zeugen nicht zu kommentieren.«
»Stattgegeben.«
»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Jonathan, wobei er kein Hehl aus der Unaufrichtigkeit seiner Aussage machte. »Ich habe keine weiteren Fragen mehr.«
»Und Sie, Mister Logiudice?«, fragte der Richter.
Logiudice überlegte. Er hätte es dabei belassen können. Er hatte genug Material in der Hand, um der Jury zu beweisen, dass mir nicht zu trauen war und ich die Ermittlungen an mich gezogen hatte, um meinen verbrecherischen Sohn zu decken. Er musste es nicht einmal beweisen – die Geschworenen hatten es mehrere Male von den Zeugen selbst gehört, auch wenn nicht ich vor Gericht stand. Er hätte seinen Triumph auskosten und einfach weitermachen können. Aber er quoll über vor Selbstzufriedenheit, und man konnte sehen, dass ihm eine Erleuchtung gekommen war. Er schien zu glauben, dass der Sieg in Reichweite war, und er benahm sich wie ein kleiner Junge im Anzug eines Erwachsenen, der dem Griff in die Keksdose nicht widerstehen kann.
»Ja, Euer Ehren«, antwortete er und pflanzte sich genau vor dem Zeugenstand auf.
Gespanntes Räuspern im Gerichtssaal.
»Sie haben keinerlei Vorbehalte hinsichtlich der Art und Weise, wie Andrew Barber die Ermittlungen geführt hat, stimmt das, Detective Duffy?«
»Das ist richtig.«
»Denn er hegte keinen Verdacht, stimmt das?«
»Ja.«
»Einspruch. Unterstellung. Das ist ein Zeuge der Anklage.«
»Meinetwegen. Wie lange kennen Sie Andy Barber nun schon?«
»Einspruch. Mangelnde Relevanz.«
»Nicht stattgegeben.«
»Ich glaube, seit zwanzig Jahren.«
»Also schon sehr lange.«
»Ja.«
»Sie kennen ihn also richtig gut.«
»Natürlich.«
»Und seit wann wissen Sie, dass sein Vater ein Mörder ist?«
Das war’s also.
Sowohl Jonathan als auch ich schossen von unseren Stühlen auf und brachten den Tisch zum Wanken. »Einspruch!«
»Einspruch stattgegeben. Der Zeuge ist angewiesen, diese Frage nicht zu beantworten, und die Geschworenen, sie zu vergessen. Wie nicht gehört. Tun Sie so, als ob diese Frage niemals gestellt worden wäre.« Richter French wandte sich an die Anwälte. »Wir sehen uns zu einer sofortigen Beratung.«
Wie das vorige Mal war ich bei diesem Meinungsaustausch nicht anwesend, und so zitiere ich die geflüsterten Richterworte aus der Mitschrift. Doch beobachtete ich den Richter, und er war unverkennbar verärgert. Mit zornrotem Gesicht lehnte er sich über die
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