Verschwiegen: Thriller (German Edition)
Sohns glaubten. Er hatte uns gesagt, dass er die Tat nicht begangen hatte. Wir wollten nicht, dass sein Leben ruiniert würde, nur weil er dummerweise ein Messer gekauft hatte. Wir wussten genau, dass es die Leute sehen und sofort die falschen Schlüsse ziehen würden.
Wir hatten darüber gesprochen. Und da beschloss Laurie, der Polizei ein anderes Messer zu liefern. Aber von uns dreien war sie die Naivste und stand am meisten unter Schock. Sie dachte nicht genügend nach und wählte das falsche Messer. Damit warf sie noch mehr Fragen auf.
Mister Logiudice:
Hat sie sich vorher mit Ihnen besprochen?
Zeuge:
Nein, vorher nicht.
Mister Logiudice:
Dann danach?
Zeuge:
Ich habe es ihr auf den Kopf zugesagt, und sie hat es nicht geleugnet.
Mister Logiudice:
Und was haben Sie zu Ihrer Frau gesagt, die versucht hatte, die Ermittlungen in einem Mordfall durcheinanderzubringen?
Zeuge:
Was ich zu ihr gesagt habe? Dass sie vorher mit mir hätte reden sollen. Ich hätte ihr das richtige Messer in die Hand gedrückt.
Mister Logiudice:
Meinen Sie das ernst, Andy? Ist das hier für Sie alles nur ein Witz? Haben Sie gar keinen Respekt vor dem, was wir hier veranstalten?
Zeuge:
Als ich damals mit meiner Frau redete, meinte ich es nicht als Witz, das kann ich Ihnen versichern. Lassen wir es also dabei bewenden.
Mister Logiudice:
Gut. Fahren Sie mit Ihrer Schilderung fort .
Als wir zu unserem Wagen zurückkehrten, der in einem Parkhaus einen Straßenzug vom Gerichtsgebäude entfernt stand, steckte unter dem Scheibenwischer ein vierfach gefaltetes Stück Papier. Ich faltete es auseinander: DER TAG DES JÜNGSTEN GERICHTS WIRD BALD KOMMEN. DU WIRST STERBEN, DU MÖRDER , stand da geschrieben.
Jonathan war noch bei uns, wir waren also zu viert. Er runzelte die Stirn, als er die Worte las, und schob das Stück Papier in seine Aktentasche. »Ich kümmere mich drum. Ich erstatte bei der Polizei in Cambridge Anzeige. Sie fahren jetzt besser nach Hause.«
»Ist das alles, was wir tun können?«, fragte Laurie.
»Die Polizei in Newton sollte besser ebenfalls davon erfahren«, schlug ich vor. »Noch besser wäre, wenn ein Streifenwagen bei uns vor der Tür stehen würde, die Welt ist voller Irrer.«
Eine Gestalt, die an einer Ecke der Parkgarage stand und uns beobachtete, erregte meine Aufmerksamkeit. Es war ein älterer Mann, vermutlich um die siebzig. Er trug eine Jacke, ein Golfhemd und eine Schiebermütze. Ein Mann wie tausend andere in Boston. Irgend so ein alter Knochen. Er zündete sich eine Zigarette an. Und als ich aus dem Augenwinkel bemerkte, wie ein Feuerzeug aufflackerte und eine Zigarette aufglühte, musste ich an den Wagen denken, der einige Nächte zuvor genau vor unserem Haus gestanden hatte. Das Wageninnere war dunkel gewesen, und man hatte nur Zigarettenglut sehen können. Und war das da nicht genau der Typ für einen komischen Lincoln Town Car?
Eine Sekunde lang trafen sich unsere Blicke. Er steckte das Feuerzeug in die Hosentasche, ging weiter durch eine Einfahrt auf eine Treppe zu und war dann verschwunden. War er schon am Gehen gewesen, als ich ihn bemerkt hatte? Mir schien, als hätte er da gestanden und uns angeglotzt, aber ich hatte nur kurz zu ihm hinübergeschaut. Vielleicht hatte er auch nur kurz angehalten, um sich die Zigarette anzuzünden.
»Haben Sie diesen Typen eben gesehen?«
»Welchen Typen?«, fragte Jonathan zurück.
»Den Typen, der uns die ganze Zeit angestarrt hat.«
»Nein, wer war das?«
»Keine Ahnung. Ich habe ihn zum ersten Mal gesehen.«
»Glauben Sie, er hat etwas mit dem Zettel zu tun?«
»Das weiß ich nicht. Ich bin mir nicht einmal sicher, dass er uns wirklich angestarrt hat. Aber es sah so aus.«
»Machen Sie sich keine Gedanken«, meinte Jonathan, während er eine Geste in Richtung auf unser Auto machte. »In der letzten Zeit haben uns viele Leute angestarrt. Bald ist es vorbei.«
Einunddreißigstes Kapitel
Einfach auflegen
An jenem Abend waren wir gegen sechs gerade dabei, unser Essen zu beenden. Jacob und ich wagten ein wenig vorsichtigen Optimismus und machten uns über Logiudice und seine Verzweiflungstaktik lustig; Laurie bemühte sich um den Anschein von Zuversicht und Normalität, auch wenn ihr Misstrauen gegenüber uns beiden wuchs. Da klingelte das Telefon.
Ich nahm den Anruf entgegen. Eine Stimme informierte mich, dass ein R-Gespräch auf mich warte, ob ich bereit sei, die anfallenden Gebühren zu übernehmen. War das ein Scherz? Gab es dafür
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