Verschwiegen: Thriller (German Edition)
Kante seiner Richterbank und fauchte Logiudice an.
»Mir fehlen die Worte, ich bin schockiert. Wie konnten Sie das tun? Sie hatten ausdrücklich Anweisung, dieses Argument nicht zu benutzen, oder ich würde die Verhandlung aufheben. Was haben Sie dazu zu sagen?«
»Die Verteidigung selbst hat die Aufrichtigkeit der Ermittlungen und den Charakter von Mister Barber, dem Vater des Angeklagten, durch Fragen ins Spiel gebracht. Wenn der Herr Verteidiger sich mit diesen Themen beschäftigen will, dann darf das auch die Anklage tun. Ich habe lediglich Mister Kleins Fragen argumentativ weiterverfolgt. Er hat die Frage gestellt, ob der Vater des Angeklagten Grund hatte, seinen Sohn zu verdächtigen.«
»Ich nehme an, Sie werden für eine Aufhebung des Verfahrens plädieren, Mister Klein.«
»Ja, das werde ich.«
»Bitte treten Sie zurück.«
Die Anwälte begaben sich wieder an ihre Tische.
Richter French blieb bei seiner Rede an die Jury wie üblich stehen. Wie um sich in Pose zu werfen, lüftete er sogar ein wenig seine Robe und griff sich an den Kragenrand. »Meine Damen und Herren, ich weise Sie damit an, diese letzte Frage zu ignorieren. Löschen Sie sie aus Ihrem Gedächtnis. Ich weiß, man kann nichts ungeschehen machen, doch genau das verlange ich von Ihnen. Die Frage war nicht zulässig, und der Staatsanwalt hätte sie unter keinen Umständen stellen dürfen. Ich möchte, dass Sie das wissen. Für heute hebe ich die Sitzung auf, und das Gericht geht anderen Geschäften nach. Der Beschluss hinsichtlich der Isolierung der Jury bleibt aufrecht. Ich möchte Sie daran erinnern, dass Ihnen untersagt ist, mit jemandem über den Fall zu reden oder die Berichterstattung in den Medien zu verfolgen. Lassen Sie Ihr Radio oder Ihren Fernseher ausgeschaltet. Denken Sie nicht mehr an den Fall. Gut, die Jury ist entlassen. Wir sehen uns morgen früh um Punkt neun.«
Die Geschworenen verließen Blicke tauschend den Saal, einige von ihnen sahen verstohlen auf den Staatsanwalt.
Als sie alle draußen waren, meinte der Richter: »Mister Klein?«
Jonathan erhob sich. »Die Verteidigung plädiert für eine Aufhebung des Verfahrens. Wir haben dieses Thema vor dem Prozess ausgiebig diskutiert. Dabei waren wir übereingekommen, dass es sich um eine derart ungesicherte und vorurteilsbeladene Argumentation handelt, dass ihre Verwendung während des Verfahrens zu dessen Aufhebung führen würde. Es war genau dieses dritte Thema, das die Anklage ausdrücklich nicht anschneiden durfte. Aber genau das ist jetzt passiert.«
Der Richter massierte sich die Stirn.
»Wenn das Gericht einer Aufhebung des Verfahrens nicht stattgeben sollte«, fuhr Jonathan fort, »dann nimmt die Verteidigung zwei weitere Personen in ihre Zeugenliste auf: Leonard Patz und William Barber.«
»William Barber, der Großvater des Angeklagten?«
»Genau. Vielleicht benötige ich die Genehmigung des Gouverneurs, um ihn hierherzubekommen. Doch wenn die Anklage auf dem abstrusen Argument bestehen sollte, dass der Angeklagte erblich vorbelastet ist, dass er als Mitglied einer kriminellen Familie bereits als Mörder auf die Welt kam, dann haben wir das Recht, dem mit allen Mitteln entgegenzutreten.«
Der Richter stand einen Augenblick unschlüssig da: »Ich werde darüber nachdenken und Ihnen morgen früh meine Entscheidung mitteilen. Das Gericht tagt morgen um neun Uhr.«
Mister Logiudice:
Bevor wir fortfahren, kommen wir noch einmal kurz zu dem Messer, das in den Teich geworfen wurde, um die Ermittler auf eine falsche Spur zu führen. Wissen Sie, wer das getan haben könnte, Mister Barber?«
Zeuge:
Selbstverständlich, von Anfang an.
Zeuge:
Das Messer fehlte in unserer Küche.
Mister Logiudice:
Genau so ein Messer?
Zeuge:
Ein Messer, auf das die Beschreibung passte. Ich habe das Messer aus dem Teich gesehen, als man uns die Beweisstücke zeigte. Es war unser Messer, ein altes und ziemlich unverwechselbares Messer. Es war anders als die anderen Küchenmesser, und ich habe es sofort erkannt.
Mister Logiudice:
Dann hat es jemand aus Ihrer Familie in den Teich geworfen?
Zeuge:
Selbstverständlich.
Mister Logiudice:
Jacob? Um von dem Messer abzulenken, das er besaß?
Zeuge:
Nein. Dafür war er zu schlau. Und ich ebenfalls. Ich wusste, wie die Wunden aussahen, denn ich hatte mit den Experten aus der Forensik gesprochen. Ich wusste, dass dieses Messer nicht darauf passte.
Mister Logiudice:
Also Laurie. Und warum?
Zeuge:
Weil wir an die Unschuld unseres
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