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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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Füße.
    »Hallo«, wandte ich mich an das Mädchen. Sie sah aus, als wäre sie im siebten oder achten Jahrgang. Ich wusste nicht, ob sie mit Jacob in der Klasse war, aber es war nicht ausgeschlossen.
    »Hallo.«
    »Was ist das Problem? Vielleicht kann ich weiterhelfen.«
    »Sie sind der Vater von Jacob Barber, stimmt’s?«
    »Das ist richtig.«
    »Sind Sie nicht auch Polizist oder so was?«
    »Nur ein Staatsanwalt. Und wer bist du?«
    »Sarah.«
    »Sarah. Also, Sarah. Worum geht es?«
    Das Mädchen schwieg unsicher. Dann brach es aus ihr heraus: »Es ist nur, ich versuche diesem Polizisten hier zu erklären, dass er mir meinen Pullover nicht wegnehmen soll. Ich lege ihn in mein Schließfach, ich drehe ihn auf links, irgendwas. Ihm gefällt nicht, was draufsteht, obwohl das so und so niemand sieht, und außerdem, wo ist das Problem, es ist nur ein Wort. Das Ganze ist so total …« Das letzte Wort sprach sie nicht aus: abgefahren .
    »Ich habe die Vorschriften nicht gemacht«, meinte der Polizist knapp.
    »Es bedeutet doch überhaupt nichts! Ich versuche das schon die ganze Zeit zu erklären! Es steht doch gar nicht da, was man vielleicht verstehen könnte. Ich habe ihm schon erklärt, dass ich den Pullover wegpacke. Ich hab’s ihm gesagt! Schon hundertmal, aber er hört mir einfach nicht zu. Das ist nicht fair!«
    Das Mädchen war am Rande der Tränen, was bereits die erwachsene Frau in ihr erahnen ließ. Gerade hatte ich auf dem Gehsteig eine andere rührselige Runde zurückgelassen. Es gab einfach kein Entkommen!
    »Na ja«, wandte ich mich an den Polizisten. »Ich glaube, wenn sie ihn einschließt, ist das in Ordnung, oder? Was meinen Sie? Ich kann mir nicht vorstellen, wie er da Schaden anrichten soll. Ich übernehme die Verantwortung.«
    »Sie sind der Boss. Wie immer Sie wollen.«
    »Und morgen lässt du den Pullover vielleicht besser zu Hause«, sagte ich zu dem Mädchen, als Wiedergutmachung gegenüber dem Polizisten.
    Ich zwinkerte ihr zu, worauf sie ihre Sachen zusammenraffte und eilig über den Flur verschwand.
    Ich stellte mich Schulter an Schulter neben den beleidigten Polizisten, und gemeinsam schauten wir durch die Eingangstüren hindurch auf die Straße.
    Pause.
    »Sie haben das Richtige getan«, meinte ich. »Wahrscheinlich hätte ich mich raushalten sollen.«
    Beide Aussagen waren natürlich völliger Blödsinn. Und das war dem Polizisten sicher auch klar. Doch was sollte er tun? Die gleiche Befehlskette, die ihn dazu zwang, irgendeine Blödsinnsvorschrift durchzusetzen, zwang ihn jetzt dazu, sich einem aufgeblasenen Knallkopf von Staatsanwalt in einem Billiganzug zu beugen. Der hatte keinen Schimmer davon, was es hieß, Polizist zu sein, und wie wenig von der Polizeiarbeit jemals in die Berichte einfloss, die dann ignoranten, von der Realität unbeleckten Staatsanwälten vorgelegt wurden, die in ihre Gerichtsgebäude eingeschlossen waren wie Nonnen in ihr Kloster.
    »Kein Problem«, erwiderte der Polizist.
    Und es war auch kein Problem. Ich blieb noch eine Weile bei ihm und gab mich solidarisch, damit er auf jeden Fall wusste, auf wessen Seite ich stand.

Viertes Kapitel
    Verarschung
    Das Middlesex County Courthouse, das Gerichtsgebäude des Bezirks Middlesex, in dem die Staatanwaltschaft untergebracht war, bestach durch seine Hässlichkeit. Es war ein sechzehnstöckiges Hochhaus aus den sechziger Jahren, dessen Fassade mit Betonplatten verkleidet war: Rechtecke, Quadrate, Fensterschlitze. Es schien, als habe der Architekt bei seiner Planung Rundungen und ansprechende Baumaterialien verbannt, um den Ort so unfreundlich wie möglich zu gestalten. Drinnen sah es nicht besser aus. Die Räume waren stickig, schäbig und schmuddelig. Die meisten Büros in diesem Zementklotz waren wie Grüfte, fensterlos. Auch die Säle in modernem Stil hatten keine Fenster. Die Architekten bauen Gerichtssäle gerne ohne Fenster, der Raum soll von der normalen Alltagswelt isoliert wirken und Bühne sein für die großartige und zeitlose Arbeit der Justiz. In diesem Justizklotz konnte man ganze Tage verbringen, ohne jemals die Sonne oder den Himmel zu Gesicht zu bekommen. Noch schlimmer, das Gerichtsgebäude stand in dem Ruf »verseucht« zu sein. Die Aufzugschächte waren mit Asbest verkleidet, und jedes Mal, wenn eine der Aufzugtüren aufratterte, wurde eine Wolke giftiger Teilchen in die Luft geblasen. Bald würde man das ganze baufällige Gebäude schließen müssen. Der Verfall spielte indessen für die Anwälte

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