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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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intelligent, aber ohne besondere Interessen, und in keinem der Fortgeschrittenenkurse, die Jacob besuchte. Er sah gut aus, fiel sogar auf. Oft trug er sein kurzes Haar hochgebürstet und hielt es mit Haarwachs in Form. Laut Jacob war er bei den Mädchen beliebt. Ben hatte sportliche Aktivitäten gemocht und war auch gut darin gewesen, war aber mehr an Skateboard und Ski interessiert als an Teamsport. »Ich hatte nicht viel mit ihm zu tun«, hatte Jacob erklärt. »Er war in seiner eigenen Gruppe. Die waren mir alle ein bisschen zu cool.« Und dann, mit der für Teenager üblichen beiläufigen Gehässigkeit: »Jetzt machen alle weiß Gott was für ein Theater um ihn, vorher war er eine ganz kleine Nummer.«
    Die Leiche wurde am 12. April 2007 im Cold Spring Park gefunden, fünfundzwanzig Hektar Fichtenwald, der an das Schulgelände angrenzte. Den Wald durchliefen endlose Pfade für Jogger. Sie kreuzten einander immer wieder und führten über viele Abzweigungen auf einen Rundweg, der außen um den Wald herumführte. Ich kannte die Strecken ziemlich gut, meistens joggte ich morgens dort. Bens Leiche war mit dem Gesicht nach unten an einem der kleineren Pfade einen kurzen Abhang hinuntergeschubst und von einem Baum zum Stillstand gebracht worden. Eine Frau namens Paula Giannetto entdeckte den Jungen im Vorbeijoggen. Es gab eine genaue Zeitangabe, denn sie stellte ihre Jogginguhr ab, als sie um 9.07 Uhr anhielt, um zu sehen, was los war. Es war nicht einmal eine Stunde her, seit der Junge sein Elternhaus für den kurzen Weg zur Schule verlassen hatte. Es gab kein Blut. Der Körper lag mit dem Kopf nach unten am Abhang, seine Arme waren zur Seite ausgestreckt, seine Füße lagen beieinander, wie bei einem talentierten Kunstspringer. Giannetto gab an, dass sie nicht sofort erkennen konnte, ob der Junge tot war, und so rollte sie ihn, in der Hoffnung ihm helfen zu können, auf den Rücken. »Ich dachte, er wäre vielleicht krank oder ohnmächtig geworden oder irgend so etwas. Ich konnte doch nicht wissen …« Der Gerichtsmediziner gab später an, dass die Position der Leiche, nämlich mit dem Kopf nach unten an einem Abhang, vermutlich die unnatürliche Röte des Gesichts erklärte. Das Blut war in den Kopf geflossen und hatte diese Verfärbung verursacht. Als sie den Körper des Jungen auf den Rücken rollte, bemerkte die Zeugin, dass die Vorderseite des T-Shirts blutgetränkt war. Ihr stockte der Atem, sie fiel nach hinten und krabbelte dann auf allen vieren den Abhang hinauf, dort erhob sie sich und lief fort, so schnell sie konnte.
    Der Junge hatte drei Messerstiche in der Brust. Einen davon mitten ins Herz, was als Todesursache schon ausgereicht hätte. Der Mörder hatte das Messer sowohl beim Zustechen als auch beim Herausziehen gerade geführt, einmal, zweimal, dreimal, wie mit einem Bajonett. Die Waffe war an einer Seite gezackt, das ergab sich aus den unregelmäßigen linken Wundrändern und den Rissen des T-Shirts. Der Angreifer musste aufgrund des Einstichwinkels etwa Bens Größe haben, etwa eins achtundsiebzig, obgleich diese Annahme wegen des abschüssigen Waldbodens nicht ganz zuverlässig war. Die Tatwaffe war nicht gefunden worden. Es gab keine Hinweise auf Gegenwehr vonseiten des Jungen: Seine Arme und Hände wiesen keinerlei Verletzungen auf. Die eindeutigste Spur war ein deutlich sichtbarer einzelner Fingerabdruck mit dem Blut des Opfers. Er befand sich an dem Plastikschildchen an der Innenseite von Bens Sweatshirt, dessen Reißverschluss geöffnet war. Vielleicht war er entstanden, als der Mörder ihn beim Kragen genommen und den Abhang hinunterbefördert hatte. Der Abdruck stammte weder vom Opfer selbst noch von Paula Giannetto.
    Zu diesen einfachen Fakten war in den vergangenen fünf Tagen seit dem Mord kaum etwas Neues hinzugekommen. Sofort nach dem Auffinden der Leiche und dann noch einmal vierundzwanzig Stunden später hatten die Ermittler die Umgebung durchkämmt und zweimal den Park abgesucht, um mögliche Zeugen zu finden, die sich zur Tatzeit im Wald aufgehalten hätten. Ohne neue Erkenntnisse. Sowohl für die Presse als auch für die entsetzten Eltern handelte es sich bei dem Mord um eine Zufallstat. Als dann die Tage ohne neue Ermittlungsergebnisse verstrichen, schien das Schweigen der Staatsanwaltschaft und der Polizei die schlimmsten Befürchtungen der Eltern zu bestätigen: Im Wald von Cold Spring Park lauerte ein Gewaltverbrecher. Seitdem lag das Gelände verlassen da, obgleich bei Tag

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