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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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Fäuste, so aufgeregt war sie. »Ich bin das alles hier so leid. Ich kann dieses Haus und diese Stadt nicht mehr sehen. Ich kann mein Leben hier nicht mehr ausstehen, tagein, tagaus das Gleiche. Ich will woandershin.«
    In meiner Erinnerung setzten wir uns sofort alle drei vor den Computer und entschieden uns noch in derselben Nacht für unser Reiseziel. Wir wählten ein Feriendomizil auf Jamaika namens Waves. Keiner von uns hatte jemals zuvor davon gehört oder war jemals auf Jamaika gewesen. Wir trafen unsere Wahl aufgrund der Waves-Webseite, die uns mit Bildern, die geschickt mit Photoshop bearbeitet worden waren, in den Bann schlug: Palmen, weiße Strände und ein blauer Ozean. Es war alles so perfekt und offensichtlich geschönt, dass es einfach unwiderstehlich war. Es war die reinste Urlaubspornografie. Man sah lachende Paare, sie fit und gebräunt in Bikini und Lendentuch, er mit ergrauten Schläfen, aber immer noch voll durchtrainiert – die Durchschnittsmama und der Durchschnittsmanager, hier ganz verführerische Badenixe und Sexprotz. Der Hotelkomplex war mit hübschen Fensterläden und Terrassen verziert und in fröhlichen Farben angemalt, um ein Dorf in der Karibik vorzugaukeln. Der Blick ging über unzählige Pools mit Springbrunnen, dazwischen lagen Bars. Am Grund eines jeden Pools war das Hotellogo zu sehen. Das Wasser floss von einem Becken ins nächste, bis an den Rand einer niedrigen Klippe. Dort brachte einen der Aufzug hinunter an einen Strand in Hufeisenform und eine niedliche Koralleninsel. Davor erstreckte sich der Ozean, und sein Blau floss in das Blau des Himmels. Einen Horizont sah man nicht, denn das hätte die Illusion gestört, dass Waves nicht von dieser Welt war. Das war genau die Traumwelt, in die wir zu entkommen hofften. Wir wollten nicht an einen realen Ort reisen, nach Paris oder Rom etwa, wo man nicht einfach das Denken einstellen konnte. Und genau das wollten wir vor allem tun. Waves schien ein Ort, an dem kein Gedanke, kein langes Grübeln möglich wäre. Man würde dort nichts zulassen, was den Spaß verderben könnte.
    Das Bemerkenswerte war, dass die emotionale Manipulation tatsächlich funktionierte. Uns gelang der Traum eines jeden Reisenden, nämlich, unser altes Ich mit seinen Sorgen zurückzulassen. Wir wurden uns selbst durch die Reise los, nicht auf einmal natürlich, aber ganz allmählich spürten wir vom Augenblick der Buchung an (zwei ganze Wochen, also keine halben Sachen), wie die Last leichter wurde. Als dann das Flugzeug vom Bostoner Flughafen abhob, wurden wir noch unbeschwerter, und noch mehr, als wir in Montego Bay auf dem Rollfeld hinaus in die Sonne und die tropische Brise traten. Wir waren nicht mehr die Alten. Wir fühlten uns wunderbar und merkwürdig froh. Wir sahen einander überrascht an, so als wollten wir uns fragen: Kann das alles wahr sein? Ist dieses Glück wahr? Wir machten uns was vor, werden Sie behaupten, und unsere Sorgen waren immer noch da. Und natürlich haben Sie recht, aber was soll’s? Wir hatten uns einen Urlaub verdient.
    Am Flughafen grinste Jacob, und Laurie hielt meine Hand: »Das ist hier das reinste Paradies!«
    Wir durchquerten den Terminal und liefen auf einen Shuttle zu, dessen Fahrer ein Schild mit dem Waves-Logo und Namen von Gästen hochhielt. In seinem T-Shirt, Shorts und Badelatschen sah er recht schäbig aus, aber er setzte ein breites Lächeln auf, streute großzügig »Ya, mahn!« in seine Rede ein und zog eine Show ab. Er wiederholte sein »Ya, mahn!« so oft, bis auch wir es übernahmen. Er hatte schon unzählige Male den glücklichen Eingeborenen gemimt, und die hungrigen Touristen nahmen ihm die Vorstellung ab, wir eingeschlossen. Ya, mahn!
    Die Busfahrt dauerte fast zwei Stunden. Wir holperten über eine so gut wie unbefestigte Straße, die an der Nordküste der Insel entlangführte. Rechts dicht bewaldete Berge, links das Meer. Die Armut war unübersehbar. Wir fuhren an baufälligen Häusern und Hütten vorbei, die aus Treibholz und Wellblech zusammengeschustert waren. Die Touristen wurden während der Fahrt immer einsilbiger. Die Not der Bevölkerung war ein Gute-Laune-Dämpfer, und man wollte einerseits nicht gleichgültig und unsensibel sein, auf der anderen Seite hatte man Vergnügen pur gebucht, und man war schließlich nicht schuld daran, dass die Menschen auf der Insel bitterarm waren.
    Jacob saß hinten auf dem breiten Rücksitz neben einem Mädchen in seinem Alter. Sie war recht hübsch, und die

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