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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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sondern eines, das aus dem Bauch kam. »Seinen großen Tag vor Gericht? Und ich bin der Blödmann von uns beiden? Weißt du was, mein Junge, du bist doch nicht so schlau, wie ich dachte.« Er lachte noch ein bisschen weiter, unbändig und laut. Dann äffte er mich mit einer hellen, tuntigen Stimme nach: »›Ach Gott, sein großer Tag vor Gericht, einfach so vermasselt!‹ Meine Güte! Ein Wunder, dass ich hier hinter Gittern sitze und du auf der anderen Seite. Wie kommt das? Du Weichei.«
    »Die Welt ist schon komisch, dass sie ausgerechnet Leute wie dich einsperrt.«
    Er hörte nicht hin. Er lehnte sich nach vorn, so als ob er mir durch das dicke Glas ein Geheimnis zuflüstern wollte. »Weißt du was, willst du alles wieder in Ordnung bringen und deinen Jungen in dieses Loch werfen? Dann ruf die Polizei! Ruf sie an und erzähl ihnen die Geschichte von Patz und diesem O’Leary, den ich angeblich kenne. Mir ist das doch egal. Ich sitz ohnehin lebenslänglich, mir tut das nicht weh. Nur zu, er ist dein Sohn. Mach, was du willst. Vielleicht kommt es so, wie du sagst, und er wird freigesprochen. Versuch’s doch mal.«
    »Sie können Jacob nicht noch einmal den Prozess machen, er kann nicht zweimal angeklagt werden.«
    »Ah! Das ist ja noch besser. Es klingt trotzdem so, als hätte dieser O’Leary in deinen Augen einen Mord begangen. An deiner Stelle würde ich den sofort anzeigen. Machst du das, Mister Staatsanwalt? Oder vielleicht fällt das doch irgendwie auf deinen Sohn zurück.«
    Er blickte mir einige Sekunden lang direkt in die Augen, bis mir mein Blinzeln bewusst wurde.
    »Vielleicht lieber doch nicht. Sind wir jetzt fertig?«
    »Ja.«
    »Gut. Hey, Wache!«
    Die beiden Wachmänner kamen mit skeptischen Gesichtern heran.
    »Mein Sohn und ich sind fertig. Darf ich vorstellen?«
    Die Wachmänner gaben keine Antwort, sie würdigten mich nicht einmal eines Blickes. Vielleicht dachten sie, die Worte wären ein Trick, um ihre Aufmerksamkeit abzulenken. Aber sie fielen nicht darauf herein. Ihr Job war es, das wilde Tier wieder in seinen Käfig zu sperren. Das war schon gefährlich genug. Und für ein Abweichen von der Routine gab es keine Extrapunkte.
    »Gut«, meinte mein Vater, während einer der Männer nach seinem Schlüssel fummelte, um die Handschellen wieder anzuketten. »Bis bald, mein Junge. Vergiss nicht, ich bin immer noch dein Vater, und das werde ich auch bleiben.«
    Die beiden Wachen zogen ihn aus dem Stuhl, aber er redete einfach weiter. »Ihr solltet euch diesen Typen genau ansehen. Er ist Anwalt, falls ihr mal einen braucht …«
    Einer der beiden nahm meinem Vater den Hörer aus der Hand und legte auf. Er zog den Gefangenen hoch, befestigte die Handschellen an der Hüftkette und zog zur Überprüfung noch einmal an allen Ketten. Während der ganzen Zeit war der Blick meines Vaters auf mich gerichtet. Keine Ahnung, was er sah, wahrscheinlich nur einen Fremden auf der anderen Seite der Scheibe.
    Mister Logiudice:
    Ich möchte Sie noch einmal fragen. Und bitte vergessen Sie nicht, dass Sie unter Eid stehen, Mister Barber.
    Zeuge:
    Das ist mir bewusst.
    Mister Logiudice:
    Ist Ihnen auch bewusst, dass es hier um einen Mord geht?
    Zeuge:
    Für den Gerichtsmediziner war es Selbstmord.
    Mister Logiudice:
    Leonard Patz wurde ermordet, und das wissen Sie.
    Zeuge:
    Ich habe keine Ahnung, woher man das so genau wissen kann.
    Mister Logiudice:
    Haben Sie dem noch etwas hinzuzufügen?
    Zeuge:
    Nein.
    Mister Logiudice:
    Sie haben also keine Ahnung, was am 25. Oktober 2007 mit Leonard Patz passierte?
    Zeuge:
    Nicht die geringste.
    Mister Logiudice:
    Irgendwelche Theorien?
    Zeuge:
    Nein, keine.
    Mister Logiudice:
    Kennen Sie einen gewissen James Michael O’Leary, auch als Father O’Leary bekannt?
    Zeuge:
    Ich habe noch nie von ihm gehört.
    Mister Logiudice:
    Ach wirklich? Sie kennen nicht einmal den Namen?
    Zeuge:
    Ich kenne ihn nicht.
    Ich erinnere mich noch daran, wie Neal Logiudice mit verschränkten Armen vor mir stand und innerlich kochte. In meinem früheren Leben hätte ich ihm vielleicht auf die Schulter geklopft und gesagt: »Zeugen lügen nun einmal, da kann man nichts machen. Kommen Sie, trinken wir ein Bier und vergessen das Ganze. Jedes Verbrechen findet an einem bestimmten Ort statt, und früher oder später kommt alles wieder hoch, Neal.« Doch Logiudice war nicht der Typ, der einen unverschämt lügenden Zeugen einfach so gehen ließ. Wahrscheinlich war ihm der Mord an Patz völlig egal. Hier ging

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