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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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anklagen.
    Zeuge:
    Nächste Frage.
    Mister Logiudice:
    Man müsste sie anklagen und verurteilen, und das wissen Sie ganz genau!
    Zeuge:
    Die nächste Frage!
    Mister Logiudice:
    Hat man Ihnen am 19. März 2008 Nachricht über Ihre Frau gebracht?
    Zeuge:
    Ja.
    Mister Logiudice:
    Auf welchem Wege?
    Zeuge:
    Gegen neun Uhr morgens läutete es an der Tür. Davor stand Paul Duffy.
    Mister Logiudice:
    Was hat er Ihnen gesagt?
    Zeuge:
    Er bat darum, eintreten und sich setzen zu dürfen. Er habe eine furchtbare Mitteilung zu machen. Ich antwortete, dass er mir an Ort und Stelle sagen solle, was passiert war, gleich an der Tür. Es habe einen Unfall gegeben, sagte er. Laurie und Jacob seien mit dem Auto von der Straße abgekommen. Jacob sei tot und Laurie schwer verletzt, sie würde aber überleben.
    Mister Logiudice:
    Und weiter?
    (Der Zeuge antwortet nicht.)
    Mister Logiudice:
    Was geschah dann, Mister Barber?
    (Der Zeuge antwortet nicht.)
    Mister Logiudice:
    Andy?
    Zeuge:
    Er sagte, dass …
    Mister Logiudice:
    Wollen Sie kurz unterbrechen?
    Zeuge:
    Entschuldigung, es ist alles in Ordnung.
    Mister Logiudice:
    Was hat Lieutenant Duffy noch zu Ihnen gesagt?
    Zeuge:
    Dass keine anderen Fahrzeuge an dem Unfall beteiligt waren. Es gab Augenzeugen, die gesehen hatten, wie der Wagen direkt auf den Brückenpfeiler zufuhr. Sie bremste nicht und versuchte auch nicht abzudrehen. Laut Zeugen hat sie beschleunigt und den Aufprall gesucht. Sie ist nicht einmal langsamer gefahren. Die Zeugen dachten, dass dem Fahrer etwas passiert war, dass er ohnmächtig geworden war oder einen Herzinfarkt hatte.
    Mister Logiudice:
    Das war Mord, Andy.
    (Der Zeuge antwortet nicht.)
    Mister Logiudice:
    Die Grand Jury möchte sie gerne anklagen. Schauen Sie sich die Geschworenen an, sie alle möchten das Richtige tun, aber Sie müssen uns dabei helfen. Sie müssen uns die Wahrheit sagen. Was war mit Ihrem Sohn?
    (Der Zeuge antwortet nicht.)

    Mister Logiudice:
    Was war mit Jacob los?
    (Der Zeuge antwortet nicht.)
    Mister Logiudice:
    Es kann alles noch gut werden, Andy.
    Zeuge:
    Ach ja?
    Draußen vor dem Gerichtsgebäude fegte ein scharfer Wind die Thorndike Street entlang. Ein architektonischer Fehler: Die hohen und flachen Hauswände sorgten für einen Tornado, der um das Erdgeschoss wirbelte. An einem kalten Aprilabend wie jenem kam man an das Gebäude kaum heran. Ich zog mir den Mantel fest um den Leib und kämpfte mich die Straße bis zum Parkhaus vor. Das war das letzte Mal, dass ich dieses Gerichtsgebäude betrat. Ich lehnte mich in den Wind wie ein Mann, der versucht, eine Tür geschlossen zu halten.
    Natürlich kann man manches nicht verdrängen. Immer wieder habe ich mir die letzten Augenblicke vorzustellen versucht. Jeden Tag durchlebte ich Jacobs letzte Minuten aufs Neue, und im Schlaf träume ich davon. Es spielt keine Rolle, dass ich nicht dabei war, mein Verstand spielt das alles trotzdem durch.
    Jacob hat nicht einmal mehr eine Minute zu leben. Er lümmelt auf der Mittelbank des Minivan und hat seine langen Beine vor sich ausgestreckt. Er sitzt immer in der zweiten Reihe wie ein Kleinkind, selbst wenn er und seine Mutter die Einzigen im Auto sind. Seinen Sicherheitsgurt hat er nicht angelegt. Er vergaß ihn oft. Normalerweise hätte Laurie ihn deswegen ermahnt, an jenem Morgen tat sie das nicht.
    Während der Fahrt wechseln Jacob und seine Mutter kaum ein Wort. Es gab auch nicht viel zu sagen. Seit der Rückkehr aus Jamaika einige Wochen zuvor war Jacobs Mutter schweigsam und verschlossen gewesen. Jacob war klug genug, ihr nicht zu nahezukommen. Er muss gewusst haben, dass er seine Mutter verloren hatte, nicht ihre Liebe, aber ihr Vertrauen. Das Zusammensein war für beide nicht einfach. Sie tauschen anfangs einige Belanglosigkeit aus, nehmen die Route 128 und verfallen nach Erreichen der Mautstelle in Schweigen. Der Minivan ordnet sich in den Verkehr ein und beschleunigt: Mutter und Sohn stellen sich innerlich auf eine lange und öde Fahrt ein.
    Es gibt noch einen anderen Grund für Jacobs Schweigsamkeit: Er ist auf dem Weg zu einem Vorstellungsgespräch bei einer Privatschule in Natick. Um ganz ehrlich zu sein, wir glaubten nicht mehr daran, dass ihn irgendeine Schule aufnehmen würde. Welche Schule würde schon das rechtliche Risiko auf sich nehmen, selbst wenn man dort mutig genug war, Bloody Jacob Barber auf den Campus zu lassen? Wir gingen davon aus, dass Jacob für den Rest seiner Ausbildung zu Hause unterrichtet werden würde. Aber

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