Verschwiegen: Thriller (German Edition)
der Polizei seid.«
»Das ist der einzige Grund?«
»Klar.« Sie verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse, wie um zu sagen, blöde Frage.
Ich wartete einen Augenblick, in der Hoffnung, sie würde noch etwas hinzufügen. Das Mädchen warf mir einen zutiefst gelangweilten Blick zu.
»Bist du eine Freundin von Jacob?«
Sie sah nach unten, überlegte und zuckte mit den Schultern. »Kann man so sagen.«
»Warum haben ich deinen Namen noch nie gehört?«
»Fragen Sie Jacob.«
»Er erzählt mir nichts. Ich muss dich fragen.«
»Wir kennen uns eben. Jacob und ich sind nicht miteinander befreundet. Wir kennen uns nur.«
»Und wie ist das mit Ben Rifkin? Kanntest du den auch?«
»Das Gleiche. Ich kannte ihn, aber nicht näher.«
»Konntest du ihn leiden?«
»Er war in Ordnung.«
»Nur in Ordnung?«
»Er war ein netter Kerl, nehme ich an. Wie ich gerade sagte, ich kannte ihn nicht näher.«
»Okay. Dann höre ich jetzt damit auf, blöde Fragen zu stellen. Warum erzählst du uns nicht etwas, Sarah? Irgendetwas, das uns weiterhelfen könnte, oder etwas, das wir wissen sollten?«
Sie rückte auf ihrem Stuhl herum. »Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich … was ich Ihnen erzählen könnte.«
»Na, dann fang mit der Schule an. Erzähl uns davon. Erzähl mir was über die McCormick, das ich noch nicht weiß. Wie ist das so, diese Schule zu besuchen? Gibt’s da was, was komisch oder merkwürdig ist?«
Keine Reaktion.
»Sarah, wir möchten gerne weiterkommen, aber dazu brauchen wir die Hilfe von einigen von euch Kids.«
Sie rutschte wieder auf ihrem Stuhl herum.
»Das bist du Ben schuldig, findest du nicht? Wo ihr doch befreundet wart.«
»Keine Ahnung. Es gibt nichts, was ich sagen könnte. Ich weiß nichts.«
»Wer immer das getan hat, Sarah, läuft da draußen frei herum. Das ist dir klar, oder? Es ist deine Pflicht zu helfen. Eine echte Verpflichtung. Sonst passiert irgendeinem anderen Kid das Gleiche. Und das wäre dann auch deine Schuld. Wenn du nicht alles daransetzt, wirklich alles, damit das nicht mehr vorkommt, dann wäre es das nächste Mal deine Schuld, stimmt’s? Wie findest du das?«
»Sie versuchen, mir Schuldgefühle einzureden. Vergessen Sie’s. Das macht meine Mutter auch immer.«
»Ich versuche nicht, dir irgendwelche Schuldgefühle einzureden. Ich sage lediglich die Wahrheit.«
Keine Reaktion.
Poing! Duffy schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. Der Luftzug wirbelte einige Blatt Papier auf. »Meine Güte, was für ein Blödsinn, Andy. Lass diese Kids einfach vorladen, stell sie vor die Grand Jury, lass sie vereidigen, und wenn sie keine Lust haben auszusagen, bring sie wegen Aussageverweigerung hinter Gitter. Wir verschwenden hier unsere Zeit, siehst du das nicht?«
Die Augen des Mädchens weiteten sich.
Duff nahm sein Handy aus der Hülle am Gürtel und schaute auf das Display, obgleich er keinen Anruf erhalten hatte. »Ich muss anrufen«, verkündete er. »Bin gleich wieder da«, und weg war er.
»Spielt der den bösen Bullen?«, fragte das Mädchen.
»Ja.«
»Das macht er nicht wirklich gut.«
»Aber du hast dich erschrocken, ich hab’s gesehen.«
»Nur, weil er mich kalt erwischt hat. Er hat mit der Hand auf den Tisch geschlagen.«
»Er hat aber recht, weißt du. Wenn ihr Kids uns nicht unterstützt, müssen wir einen anderen Ton anschlagen.«
»Ich dachte, wir müssten nicht aussagen, wenn wir nicht wirklich wollen.«
»Das gilt für heute, morgen kann das anders sein.«
Sie überlegte.
»Sarah, es stimmt, was du eben gesagt hast: Ich bin stellvertretender Bezirksstaatsanwalt, aber ich bin auch Vater, hast du das verstanden? Ich werde das Ganze nicht einfach so hinnehmen. Denn ich denke an den Vater von Ben Rifkin. Immer wieder überlege ich mir, wie es dem wohl gehen muss. Kannst du dir überhaupt vorstellen, wie sich deine Mutter oder dein Vater fühlen würden, wenn dir so etwas zustoßen würde? Wie fertig die wären?«
»Die haben sich getrennt. Meinen Dad gibt’s nicht mehr. Ich lebe bei meiner Mutter.«
»Oh, das tut mir leid.«
»Kein Problem.«
»Also, Sarah, ihr seid alle auch unsere Kinder. Mir sind alle Mitschüler aus Jacobs Klasse wichtig, auch die, die ich gar nicht kenne. Wir Eltern haben alle dieses Gefühl.«
Sie verdrehte die Augen.
»Das glaubst du mir nicht?«
»Nein. Sie kennen mich nicht einmal.«
»Das stimmt. Aber es ist mir nicht egal, was mit dir ist. Was mit dieser Schule, mit dieser Stadt ist. Ich werde das nicht zulassen, das
Weitere Kostenlose Bücher