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Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Verschwiegen: Thriller (German Edition)

Titel: Verschwiegen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Landay
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hier geht nicht einfach weg. Begreifst du das?«
    »Redet auch jemand mit Jacob?«
    »Du meinst meinen Sohn?«
    »Ja.«
    »Selbstverständlich.«
    »Gut.«
    »Warum fragst du mich das?«
    »Einfach so.«
    »Es muss doch einen Grund dafür geben. Was ist, Sarah?«
    Das Mädchen blickte in seinen Schoß. »Der Polizist, der in unsere Klasse kam, hat uns gesagt, dass man auch anonym aussagen kann, stimmt das?«
    »Das stimmt. Es gibt eine Stelle, wo man sich melden kann.«
    »Wie können wir sichergehen, dass Sie nicht herauszufinden versuchen, wer einen Hinweis gegeben hat? Sie möchten doch gerne wissen, wer was gesagt hat, oder?«
    »Nun komm schon, Sarah, was willst du mir sagen?«
    »Wie können wir sicher sein, dass wir anonym bleiben?«
    »Ihr müsst uns einfach vertrauen, nehme ich an.«
    »Wem vertrauen? Ihnen?«
    »Mir. Detective Duffy. Es arbeiten viele Leute an dem Fall.«
    »Und was ist, wenn ich nur …« Sie blickte auf.
    »Ich will dir hier nichts vormachen, Sarah. Wenn du hier was aussagst, dann bleibt das nicht anonym. Ich will diesen Typen fangen, das ist mein Job, aber ich will ihn auch vor Gericht bringen, und dafür brauche ich Zeugen. Ich würde lügen, wenn ich dir was anderes erzählen würde. Ich will dir da reinen Wein einschenken.«
    »Okay.« Sie überlegte. »Ich weiß wirklich nichts.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja.«
    Ich warf ihr einen kurzen Blick zu, damit sie wusste, dass ich ihr das nicht abnahm, dann beließ ich es bei ihrer Aussage. Ich zog eine Visitenkarte aus meiner Brieftasche. »Hier ist meine Karte. Ich schreibe meine Handynummer auf die Rückseite und auch meine private E-Mail-Adresse.« Ich schob ihr die Karte über den Tisch. »Du kannst dich jederzeit bei mir melden, okay? Jederzeit. Und ich werde tun, was ich kann, um auf dich aufzupassen.«
    »Okay.«
    Sie nahm die Karte entgegen und erhob sich. Dann betrachtete sie ihre Hände, ihre Finger. An den Spitzen waren Spuren von schwarzer Tinte. An jenem Tag waren von allen Schülern dieser Schule Fingerabdrücke genommen worden, »auf freiwilliger Basis«, wie es hieß, obgleich Witze darüber im Umlauf waren, was wohl passierte, wenn man sich weigerte. Beim Anblick der Tintenflecken runzelte Sarah die Stirn, dann verschränkte sie die Arme, um die Hände zu verbergen, und aus dieser unbequemen Körperhaltung heraus meinte sie: »Kann ich Sie mal was fragen, Mister Barber? Sind Sie auch manchmal der böse Bulle?«
    »Nein, nie.«
    »Und warum nicht?«
    »Weil man es mir nicht abnehmen würde, vermute ich mal.«
    »Und wie machen Sie dann Ihren Job?«
    »Ganz tief drin kann ich auch böse sein. Glaub mir.«
    »Sie verstecken es nur gut?«
    »Genau.«
    In jener Nacht saß ich kurz vor elf allein in der Küche und arbeitete an meinem Laptop, den ich auf die Ablage gestellt hatte. Ich erledigte Kleinkram, das meiste davon E-Mails. Da sah ich eine neue Nachricht in meiner Inbox. In der Betreffzeile stand, nein, schrie es gleichsam: »RE: Ben Rifkin >>>>Unbedingt lesen.« Das Ganze war von einer Gmail-Adresse aus gesandt worden, tylerdurden98254:27PM. Die Nachricht bestand aus einer einzigen Zeile, einem Hyperlink: »Hier lesen.« Ich klickte drauf.
    Der Link führte mich zu einer Facebook-Gruppe mit dem Namen »Freunde von Ben Rifkin«. Diese Gruppe konnte nicht älter als vier Tage sein. Am Tag des Mordes hatte CPAC einen Blick in Facebook geworfen, und da hatte sie noch nicht existiert.
    Wir hatten die Facebook-Seite des toten Jungen gefunden (fast jeder McCormick-Schüler hatte einen Facebook-Account), doch keinerlei Hinweise auf den Mord. Stattdessen Bens Selbstdarstellung als ein freier, unabhängiger Geist.
    Ben Rifkin
    Soziales Umfeld:
    McCormick Middle School ’07, Newton, MA
    Geschlecht: Männlich
    Interessen: Frauen
    Familienstand: Single
    Geburtsdatum: 3. Dezember 1992
    Politische Ansichten:Vulkanier
    Religiöse Ansichten: Heide
    Der Rest war das übliche Durcheinander von Digitalmüll gewesen: YouTube-Videos, Spiele, Bilder und ein Schwall nichtssagender Klatschnachrichten. Relativ gesehen hatte Ben Facebook nicht übermäßig genutzt. Die meiste Bewegung auf seiner Seite hatte nach dem Mord stattgefunden: Gespenstisch häuften sich dort Nachrichten von seinen Mitschülern, bis die Eltern die Seite schließen ließen.
    Die neue Seite im Gedenken an Ben Rifkin war offensichtlich eingerichtet worden, um den Kids die Möglichkeit zu geben, sich mit dem Mord auseinanderzusetzen. In »Freunde von Ben Rifkin« kam dem Wort

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